Diese Route wurde 2012 erstbegangen und findet sich in noch keinem Kletterführer, lediglich auf der Seite von Markus Stadler gab es Informationen dazu. Entsprechend selten wurde sie bisher begangen, zu Unrecht finden wir! Im Wandbuch stehen einige wenigen Wiederholungen in 2013 und 2019, ansonsten ruht diese wohlgemerkt traumhafte Tour im Dornröschenschlaf. Bis zum 13. Juni 2020, als Lukas und ich uns die Route vornahmen, gefolgt von einer weiteren Seilschaft. Zufälle gibts...
Eigentlich schreibe ich keine Berichte zu stark frequentierten Routen, um nicht selbst Schuld an den ungewollten Staus zu sein. Da dies hier jedoch nicht zutrifft, möchte ich diese Route klar empfehlen! Der Fels ist noch nicht restlos ausgeräumt und so rau, dass sie sicherlich kaum abgespeckt wird. Es sind wirklich noch einige Begehungen nötig, dann wird es noch besser.
Hier nun ein Wandbild und eine überarbeitete Bewertung. Unserer Meinung nach ist die Route härter und deutlich anspruchsvoller als die benachbarte Wunderwelt.
Routencharakter:
Steile, anspruchsvolle aber traumhafte Rissverschneidungs- und Plattenkletterei in gutem Fels mit brüchigen Stellen.
Absicherung:
Die Tour ist in den schweren Längen gut mit Bohrhaken, in den leichteren Längen in weiten Abständen gesichert. Friends mittlerer Größe zur zusätzlichen Absicherung empfehlenswert. Die 7+ Passage von Sl 3 liegt genau zwischen den BH und muss mit Camalots selbst abgesichert werden (nach dem Motto: rotpunkt oder absichern, für beides hatte ich nicht genügend Ausdauer). Die Standplätze bestehen aus 2 BH (Ausnahme: der letzte Stand nach Sl 8 besteht nur aus einer SU.)
Facts Bayrischer Jodlerwahnsinn: E 3; VIII; VII+ oblg.; 9 Sl; 250m; Doppelseile; 10 Exen; Cams; Schlingen; EB: Franz Mitterer, Xaver Mittermayer am 9.8.2012 nach Vorarbeiten
Einstieg:
Vom Standplatz mit der Tafel nach der 9. Seillänge des "Jubiläumswegs" rechts über eine Rippe zu gut sichtbaren Bohrhaken unterhalb des gelben Wandbereichs.
Die Linie ist schon vom Parkplatz aus sichtbar, sodass man die Verhältnisse auschecken kann.
Hinweise:
Insgesamt in der Länge nicht zu unterschätzen - besonders da es erst oben richtig schwer wird. Den "Jubiweg" sollte man recht flott hinaufjoggen können, um in der eigentlichen Tour seinen Spaß zu haben. Allerdings ist diese Einsteigerroute sehr stark frequentiert und das von oft langsamen Seilschaften. Bei Stau am Einstieg kann man (seilfrei) über die "Alte West" die ersten ein, zwei oder drei Seillängen des "Jubiwegs" umgehen und sich so die Poleposition sichern.
Diese Westwand ist ab Mittag komplett in der Sonne, die SSL dank Nordwestausrichtung erst später, genügend Trinken mitnehmen!
Abstieg:
Vom letzten Stand an einer SU noch eine Sl weiter durch Latschen zur Trichterwies. Von dort orografisch rechts eine Art Rinne hinunter zu einem Abseilring (gelbe Markierungen), von dort 30m abseilen, dann seilfrei die Rinne (vorbei an einer gefädelten SU) zum letzten Stand des "Jubiwegs" und über diesen ca. 8x abseilen. Achtung, keinen Steinschlag auslösen! Der "Jubiweg" ist permanent Steinschlag ausgesetzt.
Ein Abseilen über den "Bayrischer Jodlerwahnsinn" ist aktuell nur bis zur 6ten Sl möglich, außerdem sind 60m Doppelseile nötig und aufgrund der Latschen der 4ten Sl ist man nicht unbedingt schneller.
unsere Bewertungen wie folgt:
Sl 1: 20m 7 mit 4 BH (griffige Querung)
Sl 2: 30m 7+ mit 8 BH (traumhaft, steil)
Sl 3: 40m 7+ mit 7 BH (plus Cams)
Sl 4: 30m 3 mit 1 SU (Rechtsbogen)
Sl 5: 40m 5 mit 3 BH (Plattenrunout)
Sl 6: 30m 8 mit 6 BH (super gesichert)
Sl 7: 30m 7 mit 4 BH (etwas brüchig)
Sl 8: 40m 7- mit 4 BH (heikel zum BH)
Sl 9: 30m 3 (durch Latschen, bisher keine Gasse)
am 13. Juni 2020 flash geklettert mit Lukas Hertlein (dank seinem Vorstieg der SSL)
Eine Wahnsinnstour! Ein Wunder, dass es durch die super steilen Wandpartien so griffig durch geht! Kompliment an die Erstbegeher! Das Wandbuch war leider komplett nass.
Bis (inklusive) der SSl sind alle Seillängen super schön und
gut gesichert. Die Seillänge danach ist leider brüchig. Dort sind einige Schuppen/lose Steine und wir mussten echt aufpassen, nichts auf die Seilschaft hinter uns zu werfen. Eigentlich sollte man das mal ein bisschen ausräumen, aber das geht halt nur, wenn niemand unten im "Jubiweg" etc. klettert (kommt vielleicht nicht so oft vor...)
Die letzte Seillänge ist schlechter als E2+ abgesichert. Zum ersten BH ist es weit und das Sturzgelände nicht gut. So kurz vor dem Ziel sollte man nicht leichtsinnig werden!
Das Jahr 2020 fing eigentlich ganz gut an. Während einer zweiwöchigen Kletterreise nach Marokko konnten wir einige tolle Mehrseillängen in der Todraschlucht klettern. Doch zurück in Deutschland machten uns die Coronamaßnahmen einen Strich durch die Rechnung. Da diese für mich nicht nachvollziehbaren Entscheidungen in meinem Kletterblog nichts verloren hat, gehe ich nicht weiter darauf ein. Jedenfalls kamen wir so oft zum Sportklettern wie seit Jahren nicht und ich setzte eine neue persönliche Bestmarke. Am 1. Juni war es dann endlich soweit: die erste richtige Mehrseillänge dieses Jahr. Rausgesucht haben wir uns gezwungenermaßen eine Wand in Bayern. Erstaunlich, wie viele Wände in Österreich und Italien ich schon besucht habe, aber nicht in den heimischen Bergen. Der Geiselstein hat sich für mich als ein Juwel herausgestellt, der mit den großen Tiroler Hotspots mithalten kann. Vorausgesetzt man hat den langen Zustieg mit MTB hinter sich gebracht. Der Berg lässt sich von allen Seiten beklettern. Am längsten und zugleich homogensten ist die Ostwand, wenn man über den Sockel einsteigt. Durch diesen schlängelt sich genau eine Route entlang einer Schwachstelle, nämlich die "Herr der Lage". Nur muss man -wie bereits im Führer beschrieben- absolut Herr der Lage sein, um diese Tour zu meistern.
Der Erstbegeher hat hier der Nachwelt ein gefährliches Testpiece hinterlassen. Die erste Seillänge entlang einer Rissschuppe hat zu Recht keinen einzigen Haken, kann man doch prima mit genügend Friends absichern, klassisches Alpinklettern eben. Doch die nächsten Seillängen durch den Plattenpanzer sind schlichtweg gefährlich abgesichert. Sl 3 (40m, 7) mit genau 3 alten Stichtbohrhaken und einem Schlaghaken, wobei die Haken bewusst unter einem No-hand-rest bzw. deutlich unter der Schlüsselstelle stecken, sodass man sich im Falle eines Sturzes verletzen kann. Sl 4 (45m, 7) mit genau zwei Stichtbohrhaken in weiten Abständen, wobei am zweiten Haken eine ungefähr 2 Meter lange Schlinge den drohenden Pendler etwas verbessern soll. Von diesem Haken folgt eine plattige Rechtsquerung ohne Absicherung auf ein entspanntes Band. Es folgt noch eine leichtere Länge mit wenigen Schlaghaken auf das große Pfarrer-Geiger-Band, wo die meisten Ostwandrouten beginnen.
In Anbetracht der wenigen, alten Haken (ein Mix aus BH, SBH und NH) in teilweise splittrigem, grasigen Fels ohne Möglichkeit mobil zu ergänzen, kann ich diese Route nur risikofreudigen Kletterern empfehlen, die deutlich über dem siebten Grad stehen. Ich konnte die Route zwar onsight klettern, wäre aber, hätte ich das vorher gewusst, nicht eingestiegen. Es wäre zumindest eine Nachsanierung der bestehenden Haken nötig. Ein Abbruch ist aufgrund der Quergänge nur mit erheblichem Pendeln und wahrscheinlich nur mit 60m Doppelseil möglich.
Heilfroh sind wir jedenfalls, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit am Einstieg der "Zahn des Wissens" stehen. Diese ist deutlich besser abgesichert, allerdings nicht nach heutigem Sportkletteranspruch. Ich würde aufgrund der teilweise weiten Abstände im plattigen Gelände (ohne Möglichkeit mobil zu Ergänzen) mit teilweise älteren Haken E 3- bewerten. Die Kletterei ist traumhaft schön, der Fels deutlich besser als am Sockel und so kommen wir zügig durch die 7er Längen voran. Die vorletzte Länge (mit 8- bewertet) stellt die Schlüsselstelle dar, welche obligatorisch zu klettern ist. Der Haken ist hier nämlich genau an der schweren Stelle platziert und lässt sich nicht vorklippen. Die kleine Sanduhr mit dünner Prusik darunter lädt nicht gerade zum Stürzen ein...
Die letzte Länge startet mit einer wirklich schweren, kurzen Einzelstelle, meiner Meinung nach sehr hart für 8+. Es kann aber am ersten Haken genullert werden, der Rest der Seillänge ist Genuss pur. Am Zahn angekommen gibt es die Möglichkeit über die Ostwand abzuseilen oder weiter zum Gipfel zu klettern. Wir entschieden uns für zweiteres und steigen am laufenden Seil über den Grat rechterhand hinauf (mehrere Möglichkeiten, ca. 6 Seillängen). So kommt man an dieser Wand, welche die erste Erhebung nach dem Flachland ist, auf ganze 17 Seillängen, wow!
Oben angekommen befinden wir uns in einer Menschenmenge, gibt es doch etliche auch einfachere Routen durch die Nord- und Südwand. In leichter Kletterei absteigend steht man nach 45min wieder am Rucksackdepot und nach weiteren 45min an den Fahrrädern, mit denen es zügig zurück geht :)
Wie es so oft ist, wenn die Anspannung von einem abfällt, sind wir im Nachhinein stolz auf den ernsten Start in die Klettersaison, welchen wir mit "Herr der Lage" meistern konnten. Diese Route sollte nur auf keinen Fall unterschätzt werden, ich hoffe ich habe hiermit einen kleinen Eindruck vermittelt.
Facts "Herr der Lage": ca. 200m; 5 Sl.; E 4; 7; 7 oblg.; EB 1983! M. Lutz und W. Kirchmann; Cams #0,5 bis #4, große evtl. doppelt; Schlingen; 10 Exen; Doppelseile
Facts "Zahn des Wissens": ca. 200m; 6 Sl.; E 3-; 8+; 8- oblg.; EB 1986 M. Kirchbichler und K. Socher; Keile und Friends eigentlich nicht anzubringen; Exen
unterwegs am 01.Juni 2020 mit Andi Wunsch.
Nachdem ich mich bereits 2014 mit Günni in dieser damals viel zu schweren Route hochgekämpft habe und sie trotzdem mega schön empfand, gab es genügend Gründe, ein zweites Mal mit Aaron einzusteigen.
Nach etlichen Pausepunkten (im extremen Fels) in den letzten Wochen und Monaten, speziell am Tag zuvor in der kalten und nassen Civetta-Nordwand, war die perfekte Halbtagesbeschäftigung vor der Heimreise gefunden. Mit Sonne, Bohrhaken und Einfachseil ohne Strapazen wohlgemerkt.
Wenn die Route einen Cappuccino vorher und nachher zulässt, stellt sie ein tolles Ausgleichsprogramm zu den langen Pausetouren dar. Bei mir allerdings mit dem klaren Ziel und Anspruch, diesmal den roten Punkt dahinter zu setzen.
Vom Bar/ Restaurant "Strobel" kurz unterhalb des Falzaregopasses ist der Einstieg in 30 Minuten schnell gefunden.
Gleich in Sl 1 kann man sich einen ordentlichen Pump in den Unterarmen abholen (leistige Wandkletterei; 7+).
Sl 2 ist ähnlich toll, aber etwas entspannter (7-).
Sl 3 super schön, steil an Löchern und Leisten (7).
Sl 4 geht im gleichen Stil weiter, unterbrochen von einer abgefahrenen Bewegungstelle nach ca. 10m. Von dort in schwarzem Fels leichter werdend zum Stand an Kante und am besten gleich noch 5m weiter zu Stand auf Band, bequemer! (7+).
Sl 5: Nun den gleichfarbigen Bohrhaken gerade hinauf folgen und nach rechts zum Stand zwischen den Bäumen (6-).
Sl 6: nicht ganz so perfekter Fels wie beim Rest der Route. Am besten gleich noch die leichte, dafür aber klassische Sl 7 zusammenhängen (6+).
Sl 8: In steiler, bombenfester Lochwand warten einige weite Züge an sehr guten Griffen (7-).
Sl 9: überhängende, gelbe Dolomitenkletterei an Löchern und Leisten, fand ich deutlich härter als im Originaltopo angegeben (8-).
Sl 10: Das Schwerste kommt zum Schluss. Nach einigen bereits anstrengenden Metern kommt am vierten Haken eine schwere Einzelstelle und danach gilt es weiterhin: "gut festhalten und am besten nicht loslassen!" - Alex Huber. Bei den unterschiedlichen Bewertungen dieser Seillänge sind wir uns einig, 7b+ passt! Außerdem kommt man nach der kräfteraubenden neunten Seillänge und im allgemeinen nach der durchaus steilen Tour nicht sehr frisch zur SSL (9-).
Vom Stand geht es seilfrei zum Gipfel des Großen Falzaregoturms. Oben angekommen konnten wir total happy die herbstlichen Dolomiten mit den goldenen Lärchen bestaunen. Danach ging es zügig über die Rückseite zurück in die Sonne und in weniger als einer Stunde zum Auto.
Topo gibts hier: http://www.proguide.it/wp-content/uploads/2011/05/TheWall_Falzarego.pdf
Grazie Mille Mario Dibona Moro per il bellissimo arrampicata!
Mitte Juni 2019, der Schnee liegt noch so hoch wie die letzten Jahre im April oder Mai. Die Temperaturen von über 30° lassen kaum etwas südseitiges zu. Da hilft nur eine schattige Nordwand, der Schneesituation entsprechend in tieferen Lagen, wie z.B. das Paradeziel Alpawand an der Reiteralpe. Doch warum nicht mal etwas näheres in den Bayerischen Voralpen klettern?
Ralf Sussmann und Gefährten haben im Herbst 2018 an der Benewand oberhalb der Tutzinger Hütte ein weiteres Juwel hinterlassen. "Carmina Burana" zieht rechts neben der "Via Bavaria" durch den steilsten und besten Fels direkt zum Gipfelkreuz.
Die Route ist sehr abwechslungsreich! Sl 1-3 führt durch raue, wasserzerfressene Platten. Sl 4 führt zur Headwall. Sl 5 ist eine 5-Sterne-Seillänge an steiler, löchriger Wand. Sl 6 startet mit einer fußlastigen Querung und führt an großen Griffen zum ausgesetzten Stand. Sl 7 führt in 45 Metern durch den steilsten Teil der Wand, immer entlang von Rissen und Schuppen. Anhaltend anstrengend mit kräftigen Einzelstellen, jedoch immer wieder super No-hand-Rests. Sl 8 untypischer Offwidth-Riss über 4 Meter in rauem, bombenfestem Kalk (Schlüsselstelle). Hierfür sind ein Camalot Größe 4 und 5 notwendig. Bei einem allein würde man direkt auf das darunterliegende Band fallen. Der Rest der Seillänge ist wieder gebohrt. Alternativ kann man den Riss links über die Via Bavaria umgehen.
Absicherung: Sl 1-7 sind grundsätzlich sehr gut mit Bohrhaken abgesichert. Wir würden die Tour auf E 2 und 7+ obligatorisch einschätzen, dann reichen 14 Expressen und die Camalots 4 und 5 für Sl 8 aus. Kleinere Cams für Sl 7 sind meiner Meinung nach nicht nötig.
Felsqualität: Insgesamt guter Fels. Die Erstbegeher haben eine tolle Linie durch die (teilweise sehr brüchige) Wand gefunden, bei der nur wenige Stellen etwas brüchig sind. Einige Griffe sind etwas erdig, des öfteren muss man auf Grasbüscheln stehen, weswegen unbedingt trockene Verhältnisse abgewartet werden müssen.
Schwierigkeit: Die Bewertung 8 ist eher human, 7+ sollte man jedoch solide drauf haben, um in der Route Spaß zu haben.
Komplettes Topo auf: https://www.nordalpenklettern.lima-city.de/Carmina_Burana_gesamt.pdf
Vielen Dank an die Erschließer für ihre tolle Arbeit!
Viel Spaß beim Wiederholen :)
Am 18. Juni 2019 mit Alfred Hagmaier onsight geklettert.
Diese Tour ist bisher noch sehr unbekannt. Wir haben im Juni 2019 die erst fünfte Wiederholung verbucht. Obwohl die Linie bereits 2013 eröffnet wurde. Absolut zu Unrecht! Andi Reichert und Anderl Ostler haben durch diese schattige, talnahe Wand eine super Klettertour erstbegangen. Genau durch die Mitte der Wand, eine logische, kletterbare Linie durch diesen Plattenpanzer gefunden. Die Tour ist vergleichbar mit den vielen Routen an der Alpawand (Reiteralpe), da der Fels, die Art der Kletterei und die Exposition sehr ähnlich sind. Lediglich der Fels ist am Henneck nicht ganz so rau, was aber vollkommen ausreicht ;)
Wie kann es sein, dass eine "Wassersymphonie" an der Alpawand 400 Begehungen zählt und dieses Juwel nahe Garmisch-Partenkirchen nicht? Das liegt lediglich daran, dass die Tour bisher kaum veröffentlicht wurde. Die Anreise von München und der Zustieg sind angenehm kurz. Am Vormittag ist die Wand für kurze Zeit in der Sonne, danach komplett im Schatten. Sogesehen ein gutes Ziel für warme Sommertage und bei Gewittergefahr am Nachmittag nicht zu lang.
Die Felsqualität ist sehr gut, lediglich ein paar brüchige und grasige/ erdige Stellen sollten nach einigen Wiederholungen ausgeräumt sein. Die Absicherung ist grundsätzlich sehr gut mit Bohrhaken, aber in weiten, sehr fordernden Abständen. Unserer Meinung nach E 2+ und 8- obligatorisch. Die Schlüsselstelle könnte für so manchen Kletterer eine Sackgasse darstellen (lässt sich evtl. A1 überwinden, für Kleine wie so oft schwieriger). In den leichteren Längen (7-) sollte man sich sehr sicher bewegen können, da die Abstände noch weiter sind. Es lässt sich nicht wirklich mobil ergänzen. Auch die beiden Friends aus dem Topo machen unserer Meinung nach keinen Sinn.
Das sehr gute Topo der Erstbegeher findet sich hier, vielen Dank!
onsight geklettert am 05.06.2019 mit Felix Hainz.
Lange Zeit war es still in diesem Blog. Das liegt daran, dass ich für zwei Monate in Ecuador beim Bergsteigen, Klettern und Reisen unterwegs war. So interessant und abenteuerlich es doch war, den "richtigen" Fels und hohe Wände habe ich definitiv vermisst. Während in den Alpen ein Jahrhundertsommer mit anhaltend stabilen Verhältnissen herrschte, hatten wir in Ecuador mit starkem Wind und kalten, teilweise feuchten Bedingungen zu kämpfen. Höchste Zeit also für einen sonnigen Klettertag in den heimischen Bergen.
Der Pinzgawurm - Adi Stockers längste Longline - sollte es werden. Auf dem Papier wirken die Fakten erstmal recht eindrucksvoll, ganze 45 Seillängen (2150m "Klettern") mit anhaltenden Schwierigkeiten im sechsten Grad und einigen Stellen A0. So wild ist es dann tatsächlich doch nicht, schließlich würde man dafür bei normaler Klettergeschwindigkeit und Sichern von Stand zu Stand wahrscheinlich 2 Tage benötigen. In Wirklichkeit ist die Route größtenteils im vierten bis fünften Grad mit vielen 6er Stellen. Die zwei A0-Seillängen lassen sich gut freiklettern und sind meiner Meinung nach ca. 7/7+, nicht wie in manchem Topo mit 8- angegeben. Wer die Loferer oder Leoganger Steinberge kennt, weiß, dass die Wand einer Riesentreppe gleicht. Man klettert also immer wieder über kurze Wandstufen von Band zu Band. Entsprechend weist die Wand keine anhaltend schwierige und anstrengende Kletterei auf.
Trotzdem und gerade weil der Charakter der Route es zulässt, kann und muss man also schnell klettern. Wir sind den Großteil der Route am laufenden Seil mit Tiblocs geklettert und haben teilweise bis zu sieben Seillängen zusammengehängt. Dies setzt natürlich voraus, dass man den sechsten Grad sehr sicher beherrscht. Die Route ist gut mit Bohrhaken gesichert, der sechste Grad muss aber oft zwischen den Haken geklettert werden und da man schnell sein muss, sollte dies bei so einer langen Tour kein Problem darstellen. Außerdem sollte man bei dieser Methode nur ca. jeden dritten Haken klippen, da die Exen sonst nicht für 7 Seillängen am Stück reichen. Unsere Ausrüstung: 50m Einfachseil, 15 Exen und 3 Tiblocs! Mit dieser Taktik standen wir nach nur 6h20min am Ausstieg. Wer normal von Stand zu Stand sichert braucht erheblich länger.
Zustieg: 1h; Abstieg: 4h gesamt (oder am selben Tag nur noch 1h bis zur Passauer Hütte und die Tour ausklingen lassen).
Das sehr detailreiche Topo mit allen Informationen gibt es z.B. bei Markus Stadler. Allerdings sollte bei dieser Tour das Routenstudium daheim ausreichen, um in der Wand nur den Bohrhaken zu folgen und keinen Blick ins Topo zu verschwenden.
Da der Abstieg bei dieser Pausetour mit langen 4,5 Stunden angegeben ist, suchten wir eine Möglichkeit, diese Option knieschonend zu umgehen. Und fanden sie sehr wohl! Hier unsere Taktik:
1. Parken an der Talstation der Seilbahn.
2. Über die Dachsteinsüdwandhütte über den Pernerweg durchs Tor zum markanten Einstieg der Südverschneidung (ca. 2h, viel Strecke).
3. markanter steiler Teil der Südverschneidung ca. 14 bis 16 Sl zum Ende der Schwierigkeiten. Kletterzeit 5-7 Stunden. Von der Nähe gar nicht so respekteinflößend wie vom Zustieg aus gesehen. Die Route wurde im unteren Teil saniert, das heißt ein oder zwei BH an den Ständen, jedoch meist im relativ leichten und gut absicherbaren Gelände. Was für ein Quatsch! Ein Rückzug über die Route ist somit leicht möglich. Wo es dann jedoch schwierig wird, finden sich nur noch Schlaghaken unterschiedlicher Qualität. Dank verschiedener Risse und Verschneidungen weiterhin gut absicherbar außer der anspruchsvollen Platte rechts der oft nassen Verschneidung (1-3 Sl).
Am Ende der Platte gibt es drei Möglichkeiten: Riss ganz links schaut schwer aus und nur mit großen Cams absicherbar; oder ganz rechts - dort auch einige Haken, ist aber sicherlich nicht der klassische Weg. Wir entschieden uns für die mittlere Linie. In dieser leicht überhängenden Risswand stecken einige (eher schlechte) Haken und eine blaue Markierungsschlinge. Leicht splittriger Fels und eine relativ harte UIAA-7 leiten nach oben. Nach der Schlüsselstelle in sehr brüchigem Fels erschrecke ich kurz und befürchte eine Sackgasse, es geht jedoch leicht links abkletternd wieder zur Verschneidung und somit einem guten Stand. Von dort folgen noch 2 bis 3 wirklich schöne, klassische Längen rechterhand hinauf, bis man das Seil aufnehmen kann.
4. Seilfrei in 1 bis 2 Stunden immer dem leichtesten Weg nach zum Gipfel (max. III).
5. Vom Gipfel absteigend und abseilend in die Scharte (Torsteinwechte) und nun statt dem Weg zur Adamekhütte den Gratverlauf wieder aufsteigend zum Gipfel des Mitterspitz 2922m (ca. I-II). Von dort mehrmals abseilend über den Südostgrat (IV, viele BH) zur Scharte (Obere Windlucke, 2746m).
Wir sind komplett am Grat geblieben und nicht in Richtung der Randkluft hinab. Nach wenigen Metern aufsteigend gelangt man zu den Drahtseilen des Klettersteigs, welcher über den Hohen Dachstein 2995m auf der anderen Seite wieder hinab zur Seethalerhütte/ Dachsteinwartehütte führt.
6. Wer früh genug dran ist, kann von dort noch in 20min zur Seilbahn oder in 2-3 Stunden zum Parkplatz absteigen. Wir bevorzugten Erbsensuppe und Schneeweiße auf der Hütte und den knieschonendsten Abstieg mithilfe der Bahn, muss auch mal sein ;) Für diese 23€ wird einem sogar die Mautstraße (14€ erstattet). Zeitbedarf Torstein - Mitterspitz - Dachstein ca. 3,5 bis 4,5 Stunden.
Unterwegs mit Christian Niederauer am 20.06.2018
Material: 10 Exen; Keile; Cams #0,3 bis #3, evtl. mittlere doppelt; Doppelseile; einige Schlingen
Wer am Grat bleibt und zur Seilbahn rüberkraxelt, kann i.d.R. auf Steigeisen und Pickel verzichten.
Spätestens nach unserer Begehung der benachbarten Mühlsturzhorn Südkante waren wir motiviert, die alpinste der drei Pausetouren in den Berchtesgadenern zu klettern. Genau genommen an der Reiteralpe. Diese von Norden mit dutzenden Sportkletterrouten erschlossene Mauer ist auf der Rückseite, der Südseite noch sehr wild und einsam geblieben. Der Fels ist je nach Route meist bombastisch, jedenfalls NICHT wie auf der Nordseite - ultra rau-!
Bereits im Zustieg wird klar, dass die Tour länger ist als gedacht. Schwieriger und alpiner als auf dem Papier ist sie sowieso, dies haben Lukas und ich etwas unterschätzt. Wenige Minuten nach dem Abzweig vom Wanderweg gilt es, linkerhand den steilen Wald hinauf Steigspuren zu finden und nicht wie wir die steile, schrofige Kiesgrubenschlucht kurz darauf "abzukürzen". Auf diese erheblich zeitaufwendigere Zustiegsvariante passt definitiv die Beschreibung "im extremen Kies", Gras, Bruch und Fels gibt es ja bereits.
Nach diesem saudummen Verhauer wandert man sehr idyllisch über einen Waldgrat weiter. Immer wieder wechseln sich deutliche Steigspuren mit vom Schnee plattgedrücktem Gras und Laub ab - stellenweise sehr rutschig!-. Weiter durch freigeschnittene Latschengassen und mehrere Rinnen (bei uns Schneefelder) im Auf und Ab queren - das zieht sich!-. Irgendwann kurz nach einem Biwakplatz erreicht man die Gedenktafel (Einstieg der Südkante).
Rechts der Tafel startet man und klettert relativ weit nach links ziehend im Zick-Zack(phänomenale Wegführung im vierten Grad) auf das große Einstiegsband mit der markanten Verschneidung. 3BH, einige NH und Sanduhren. Traumhaft schön. 3-5 Seillängen. Der Zustieg über die Rinne ist absolut nicht zu empfehlen, wenn nicht sogar unmöglich.
Beeindruckt stehen wir unter dieser gewaltigen Linie. Zum Glück verlässt man nach 2 Sl den stark überhängend werdenden Riss nach links.
Vorher jedoch muss man sich erstmal durch zwei Risskamine quetschen, die für 5+ sehr hart bewertet sind und sich nicht immer absichern lassen. Die folgende, abzukletternde Plattenquerung nach links empfand ich schwieriger als 6+ (klassisch A1), einige sehr wacklige Schlaghaken sorgen für Adrenalin. Wir machten kurz darauf Zwischenstand, bevor Lukas die kurze Rissverschneidung in Angriff nahm. Am Stand unter der Schlüssellänge steckt ein neuer Bohrhaken, weswegen ich mich sicher genug fühlte um die Länge durchzusteigen. Früher ebenfalls A1 bewertet, geht es vom Stand weg über einen splittrigen Überhang in einen steilen Riss über. Hier stecken nur ganz wenige Haken, es lässt sich aber super mit Friends absichern. Nur muss man sich entscheiden, ob die Kraft zum absichern noch reicht. Nach wenigen Metern wird es aber schon flacher und man kann einen möglichen Zwischenstand beziehen, bevor es über eine plattige Wandstelle (hart 7, 5 neue BH) links hinauf leichter werdend zum Ende des spektakulären Wandteils geht. An diesem Stand finden sich nochmal 6 BH, die alle von einer Rettungsaktion in der Schlüssellänge 2017 stammen.
Es folgen noch einige Seillängen im 4-5ten Grad bis zum Grat. Über diesen erreicht man in ca. 30min meist rechts haltend den Gipfel.
Da in diesem Jahr besonders viel Schnee liegt, seilten wir 5mal orografisch rechts haltend hinunter. Dort angekommen, folgten wir einigen Skispuren, dank denen wir problemlos den Klettersteig fanden, der uns den richtigen Weg zeigte. Dank der Schneefelder waren wir schneller wie im Sommer, man sollte also 3-4h für den Abstieg einplanen.
Die Verhältnisse in der Wand waren perfekt, gerade im Frühjahr wo es noch nicht zu heiß ist. Der Abstieg ohne Schnee z.B. im Herbst geht sicherlich besser, dann sind die Tage jedoch sehr kurz, was bei dieser langen Tour ein wichtiger Faktor ist.
Zustieg: 2,5h
Sockel: 1,5h
Route: 4-6h
Grat: 0,5h
Abstieg: 3h
Fazit: Viel alpiner als gedacht. Lukas konnte nach längerer Pause noch nicht schwer klettern, geschweige denn vorsteigen. Ich habe zuvor nicht geschlafen und war angeschlagen. Dennoch wurde ich mit einem Onsight belohnt, was ich aber auch den zwischenzeitlichen Bohrhaken zu verdanken habe. Respekt an die Erstbegeher!
Topo auf Anfrage!
Nachdem ich im Traumwinter 17/18 nahezu nicht auf Skiern stand beendete ich die Saison zumindest mit einer wunderschönen "ski and climb"-Tour. Am 7. April kletterten wir noch im Zillertal die Route "Edelweiß", eine alpin angehauchte Bohrhakenroute bei Ginzling. Diese ist aufgrund der heiklen Frühjahrssituation mit gewaltigen Nassschneelawinen eigentlich frühestens ab Mai zu empfehlen, bei entsprechender Beurteilung jedoch möglich. Deshalb schreibe ich hierzu öffentlich keine weiteren Details.
Am Abend fuhren wir noch weiter zum Parkplatz der Dachsteinseilbahn (Mautstraße: 14€). Nach der klaren, frostigen Nacht stiegen wir um 7:00 bei bockharten Verhältnissen über die Paradeskitour "Edelgrieskar" in 2 Stunden unter die drei Pfeiler der Koppenkarstein Südwand. Auf dem Originalfoto von Jürgen Winkler eine beeindruckend hohe Felswand. Heute jedoch zieren riesige Verbauungen, Satellitenmasten und Flugmarkierungen die Silhouette und die Wand wirkt im Verhältnis gleich wesentlich niedriger. Doch das täuscht, ganze 400m Wandhöhe wollen geklettert werden. Wirklich schwere Seillängen gibt es jedoch nur zwei, der Rest der Tour ist recht homogen im 5ten Grad.
Am Wandfuß (oder etliche Meter darüber im Schnee...) tauschen wir Skistiefel gegen Kletterschuhe und hey, mit Skisocken passen mir meine bequemen Alpinlatschen auf einmal richtig gut :)
Einziges Manko an diesem traumhaften Tag: der Wind. Der Pfeiler ist dermaßen exponiert und sehr windanfällig, wie auch schon Nihat und Andreas wehmütig schilderten...
Unsere Seillängen kamen wie folgt zustande:
Sl1 60m 5- Rinne, dann plattig
Sl2 30m 6 harter Riss, kurze Stelle Eis (besser als Nässe)
Sl3 60m 5- traumhafter Riss, Marmoladafeeling
Sl4 40m 5 Platte und Hangelquerung nach links
Sl5 30m 7(-) steiler, schiefer und abdrängender Riss
Sl6 30m 7(-) vom Stand weg noch kurze, vereiste Rissstelle
Sl7 60m 4+ Kante links der Rinne
Sl8 20m zu Abseilstand oder weiter hinauf zum Sendemast
Abseilen über diverse moderne Routen orografisch rechts des Aufstiegs ist gut möglich, jedoch meist an einzelnen Klebehaken. Bei dem mittlerweile orkanartigen Sturm wurde es noch zur Herausforderung, mit quer hängenden Seilen zurück zu den warmen Schuhen und Skiern zu kommen.
Gerade weil aktuell so viele Frühjahrslawinen abgehen: Entweder fährt man am Vormittag ab, bevor die Schneedecke dermaßen durchfeuchtet wird oder man wartet am Nachmittag mindestens eine Stunde bis die Sonne nicht mehr ins Edelgrießkar scheint und fährt dann im Schatten ab. Firn findet man dann aber so oder so nicht mehr...
Zur Hakensituation: Die Route ist grundsätzlich nicht saniert, es müssen also die meisten Stände (bestehend aus Schlaghaken) mobil ergänzt werden. Darauf sollte man sich auf jeden Fall einstellen. Verschiedene überbohrte und nahekommende Routen mit Klebehaken und Bohrhaken können jedoch immer wieder mitbenutzt werden, sowohl als Zwischenhaken als auch Standhaken. Meist gibt es mehrere Möglichkeiten, wer immer den klassischen Weg nimmt, findet nur in der Schlüssellänge drei Bohrhaken.
Material: 60m Doppelseile, 12 Exen; Cams #0,5 bis #3, mittlere doppelt; Keile
Facts: 400m; 8-12 Seillängen; E 3; VII(-) frei; VI-A1
Nach 8 Wochen Abstinenz von den Bergen brennten die Finger und die Motivation war hoch. Anstatt wie alle Kletterer auf diesem Planeten über die Osterzeit nach Arco zu fahren, machten wir einen Tagesausflug ins schöne Ötztal. Da die wintertaugliche Martinswand und Geierwand im Inntal lediglich mittelmäßige Felsqualität bieten, fanden wir dort ein Juwel aus Granit und konnten am Ostermontag so richtig Sonne tanken.
Die Route "Strada del Sole" wird als sehr schöner, abwechslungsreicher Longclimb auf bergsteigen.com beschrieben. Es handelt sich quasi um eine Verlängerung des Klettergartens. In dieser Mehrseillänge findet man größtenteils Plattenkletterei vor, weshalb wir die noch abwechslungsreichere und steilere "Einstiegsvariante" UTOPIA wählten.
Vom Einstieg der Strada del Sole (aufgemahlte Sonne) startet diese Variante zwei Routen weiter rechts und führt in einer leichten Seillänge zum möglichen Zwischenstand vor der markanten Riesenschuppe, welche die Schlüsselseillänge darstellt (8-). Diese Schuppe ist zwar traumhafte Kletterei, allerdings überaus kraftraubend und pumpig.
In zwei weiteren steilen Längen (je 7) klettert man zum gemeinsamen Stand mit der Strada del Sole und steigt über diese weiter bis zum Ende der Route . Zuerst in einer großschuppigen Seillänge zu einem ausgesetzten Zwischenstand (Adlerhorst; 6). Es folgt die für mich subjektiv schönste Seillänge, ein steiler "Boulderblock" in rötlichem Bombenfels mit henkligem Dachl (6+). Es gilt noch ein steiles Wandl mit Schuppen in weiten Abständen zu überwinden, was mit mittlerweile dicken Armen, besonders für Kleinere nochmal eine Herausforderung darstellt (7-).
Die letzte Sl ist dann nicht mehr so spektakulär, sondern schlängelt sich durch Platten durch die Vegetation zum Ausstieg (6-), welcher mit Wandbuch versehen ist. Wir tragen uns als erste Seilschaft 2018 ein.
Bei Frequenz im Nösslacher Klettergarten muss selbstverständlich auf Steinschlag geachtet werden, weswegen ein Abseilen über die Tour nicht anzuraten ist. Auch nicht wegen der Routenführung und Vegetation im oberen Teil. Es ist jedoch möglich, wenn man sehr vorsichtig ist. Wir seilten mit 60m Seilen 4x ab. Deshalb lieber Schuhe mitnehmen und linkerhand querend den Fußabstieg hinunter! An schönen Tagen sind zudem sicherlich mehrere Seilschaften in der Route.
Aufgrund der Südwestausrichtung kommt die Sonne aktuell gegen 12:00 in die Wand. In Kombination mit dem 10-minütigen Zustieg ein perfektes Ziel für Frühjahr und Herbst.
Die Absicherung mit Klebehaken ist wirklich perfekt, die Stände sind im unteren Teil mit Ketten verbunden, im oberen Teil nicht verbunden, also nicht mehr zum Abseilen eingerichtet. Es werden lediglich 14 Exen benötigt.
E 1; 6-8 Sl; max. 8-; meist 6 bis 7-; 7- oblg.
Ein Topo gibt es hier vom Tourismusverband Ötztal.
Was sollen wir Kletterer an diesem milden sonnigen Wintertag unternehmen? Eine reine Skitour? Nein, wir können es kaum erwarten, endlich wieder Fels unter den Fingern zu spüren. Also bietet sich Ski and climb an. Unter dem Ellmauer Tor gibt es etliche Routen, bei denen sich das optimal anbietet. Dort habe ich in den letzten Jahren schon die meisten Routen mit "Skizustieg" gemacht, allerdings im März und April. Im Hochwinter steht die Sonne einfach noch nicht hoch genug, sodass der geplante Karlspitzpfeiler noch zu ungemütlich ist. Links ums Eck an der prallen Südwand ist es schon deutlich wärmer. Einziges Problem ist das schneebedeckte Band in Wandmitte, durch das man bei Routen wie Heavens Door und Wirtskante stapfen muss. Gerade im Frühjahr sorgt dort Steinschlag und Nässe für ungute Verhältnisse im unteren Teil.
Bei Temperaturen leicht unter 0 ist dieses Schneefeld in der Regel hart genug, um darauf zu gehen, und nicht so nass, damit es ungemütlich wird. Nochmals etwas freischaufeln darf man den Stand mit Wandbuch an der Gabelung der Maracana (auch eine sehr schöne, aber alpine Route). An windstillen Wintertagen heizt sich die Wand auf angenehme Temperaturen auf. WICHTIG: Es darf einige Tage vorher keinen Neuschnee mehr gegeben haben und die Wände oberhalb sollten sich entladen haben.
Da ich die Wirtskante während der Saison wahrscheinlich nie gegangen wäre, konnten wir in dieser einen traumhaften Bergtag verbringen. Sowohl skitechnisch als auch klettertechnisch gute Verhältnisse. Am Morgen noch sehr harter Schneedeckel, bei der Abfahrt Firn.
Beim abseilen waren bereits einige Platten in verschiedenen Routen wasserüberonnen, die Taktik macht's also :)
Facts Wirtskante: 200m/ VI+ oblg./ 6 Sl/ E 2-/ 60m Doppelseile
Die letzte Seillänge könnte man gut und gerne mit VII(-) bewerten, dies ist die Meinung von mir und auch einigen anderen Wiederholern. Da die Tour aufgrund der Kürze und Absicherung auch Felsneulinge anspricht, sei vor dieser Seillänge gewarnt. Die Hakenabstände sind weiter als in den vorherigen Seillängen und die Kletterei überaus technisch!
Geplant war eigentlich, beide Pausetouren an der Ochsenwand "abzuhaken". Ich bin zwar kein Fan dieses Ausdrucks, aber in Anbetracht der Ernsthaftigkeit dieser Tour, steigen die wenigen Wiederholer wohl wirklich nur ein, weil diese eben im Pause Führer "Im extremen Fels" aufgenommen wurde. Zuerst kamen wir in meiner neuen zweiten Heimat Innsbruck später los als gedacht, dann nahmen wir den endlosen Rundwanderweg zur Hütte anstatt dem kurzen Direktzustieg. Somit war entschieden, lediglich die etwas bessere der beiden Routen, nämlich von Huber/ Zechel 1964 zu klettern.
Tipp also: von der Kemater Alm links hoch zur Adolf-Pichler-Hütte. Über die Alpenklub-Scharte (Rucksackdepot) wieder hinunter zum deutlichen Einstieg bei Gedenktafel und Helm.
Topo aus dem Pauseführer, sehr genaue Beschreibung der Route von Tobias Bailer
Sl1 Schlüsselseillänge. 19 schlechte Haken. Steil. Zu schlechtem Stand (3NH) plus Keil und Friend. Frei durchaus 7+, aber nicht mit kalten Fingern und bei dieser Absicherung kurz über dem Boden.
Sl2 rechts über kompakte Platten mit Stichbohrhaken zurück nach links. Übel brüchige Schuppe, hinauf ins Gras. Dort 5m links auf Band, schwer zu erkennender stand an 4 Haken. Hier habe ich einen Steinmann für potenzielle Wiederholer gebaut (ja es gab dafür genügend Baumaterial!) 12 Haken. Seilreibung!
Sl3 vom Stand nach rechts zu drei Haken und weißer Schlinge über brüchigen Überhang (Schuppe), heikel!. Alternativ links auch zwei Haken? Stand an drei Haken und erstmals guten Cams.
Das erste mal wird mir der Unterschied zwischen brüchigem und veränderungsfähigem Fels bekannt.
Da wir für die Kalte Kante eh zu spät dran waren, konnten wir uns Zeit lassen und Putztruppe spielen. Im Nachstieg beförderten wir hunderte Kilo Fels in die Tiefe.
Sl4 vom Stand weg den rechten Riss links hochsteigen auf ein Band, Stand an zwei Haken. Zwischenzeitlich richtig schöner Fels, kompakte Risse. Ausstieg auf Schuttband.
Sl5 gerade hoch den Riss. Relativ kompakt, aber wenige gute Placements zu Stand an zwei Sanduhren plus Cam.
Sl6 ein Haken in steilem Riss, dann schwer abzusichern. Stand auf rutschigem Band mit 2 Haken in lockerer Schuppe plus großer Cam daneben.
Sl7 gerade hoch im Zick-Zack durch Riss, später Kamin. Fast kein Material mehr, keine Stände.
Sl8 brüchige Verschneidung links auf Platten umgangen, dann links hoch auf Band oder rechts durch Rinne.
Noch 50m die Rinne rechts hoch. Hier 5 Bohrhaken, vermutlich von einer Rettung.
Den Grat seilfrei weiter zu einem Turm, danach wieder zwei BH. Nach der Steilstufe Band nach rechts queren und Rinne hinauf zu Klettersteig. Über diesen auf den Gipfel und nach einer super Aussicht den Klettersteig retour zum Rucksackdepot.
Zustieg: 2h
Kletterzeit: 5-7h
Abstieg: 2h
Nachdem wir den fetten Steinmann im Zustieg übersehen haben und mehr als eine Stunde zusätzlich wandern mussten, standen wir irgendwann am Einstieg. Wohlgemerkt im Schnee, bei Nässe und brutalem Nebel. Laut zwei Locals, die kurzerhand wieder umdrehten findet sich in dieser Gegend oft der typische Hochschwab-Nebel, der trotz strahlend blauem Himmel auf der Nordseite im Süden sehr hartnäckig ist. Dumm gelaufen, da fahren wir extra 450km nach Osten dem guten Wetterbericht hinterher und dann sowas...
Naja, jedenfalls konnten wir bei denkbar schlechten Verhältnissen trotzdem diesen berüchtigten Gebietsklassiker klettern.
Sl1 übler, schleimiger, nasser Kamin, nur 2 NH
Sl2 übler Körperriss, nass. Das Gerampfe nimmt kein Ende. Zentimeter für Zentimeter schrubbt man sich hoch. nächstes Mal ohne Rucksack!!!
Sl3 rechte Kante hoch, brüchig, viele KH
Sl4 plattig an lockeren Schuppen
Sl5 SSL. Kurze schwere Stelle am Ende der Platte. Für den Nachsteiger genauso anspruchsvoll.
Sl6 pumpiger Piazriss, viele Haken. Ein dutzend Holzkeile wurden bei der Sanierung entfernt.
Sl7 rutschige Verschneidung Sl8 moosiger, rutschiger Kamin, übel! Rucksack nachziehen. Zuletzt nach rechts plattig ausqueren, dabei vorher die Schuhe von dem ganzen Schleim befreien...
Oder einfach bei trockenen Verhältnissen!!!
In 10min seilfrei zum Gipfel. Kletterzeit 3,5 - 5h.
Am Gipfelplateau entstiegen wir dem hartnäckigen Nebel und konnten sogar ein paar Nachbarberge erahnen. Wir fühlten uns wie im Flugzeug. Mehr als die Hälfte der Route war absolut nass. Für wenige Minuten dringen noch einige Sonnenstrahlen zu uns durch, saukalt ist es trotzdem.
Vom Gipfel Richtung Norden auf den nächsten Hügel und diesen nach links den Steinmännern in das Rauchkar folgen. Oben weiches Gras, danach steile Schotterfelder hinunter zum Rucksackdepot und den bekannten Zustiegsweg zurück zum Bodenbauer (Abstieg 2h).
Die obligaten Schlüsselstellen sind die Kamine in Sl2 und Sl8. Die Route wurde saniert, an den Ständen immer zwei Klebehaken, dazwischen noch mehr, dafür wurden leider auch viele alte Haken entfernt. Ein paar Cams sollten dennoch am Gurt baumeln.
Die wichtigsten Facts und Eindrücke gibt es natürlich nur im extremen fels nach Pause/Winkler/ Klein!
Der Rofan, ein kleines, unscheinbares Gebirge. Auf der Südseite derart touristisch verbaut, die Nordabbrüche wild und einsam. Wie geht man diese Tour logistisch am besten an, das ist die Frage. Von beiden Seiten verkürzen Bergbahnen den Aufstieg. Da aber ab Mittag Schlechtwetter angesagt war, mussten wir von Maurach aus sehr früh starten.
Der Rofan ist ein sehr wasserhaltiges Gebirge, im Zustieg kommt man an etlichen kleinen Seen mit tollen Biwakplätzen und saftig grünen Wiesen vorbei. Landschaftlich ein Traum. So aber nicht die Wand. Wir fanden sie leider nicht trocken vor, was aber auch nicht anders zu erwarten war. Mit großem Respekt standen wir unter dem übel aussehenden Ypsilon.
Schließlich stiegen wir trotz schlechter Verhältnisse ein, hier meine Wandmitschriften:
Sl1 und Sl2 zusammenhängen, Exen verlängern. Brüchig! Heikler Start an losen Schuppen!
Sl3 nass und schleimig, viele Haken.
Sl4 schöne leichte Rampe 50m nach links zu BH-Stand (vermutlich von "No Risk no Fun").
Sl5 nach rechts durch schleimigen Riss auf Kugellager-Band.
Sl6 am langen Seil das Band hinauf und nach links queren zu Steinmann und zwei Haken.
Sl6 tolle, kompakte Querung, vorbei an BH-Stand 60m bis Gufel. Plattiges Finale.
Sl7 brüchiger, überhängender Riss. Schwerer als das Ypsilon, dafür trocken.
Sl8 schöner, nicht allzu schwerer Riss
Sl9 anspruchsvoller Riss
Sl10 leichtes Gelände, viele Möglichkeiten
Sl11 leichte Rinne gerade hoch
Sl12 links Richtung Klettersteig zum Gipfel
12 Sl; VI+; 12 Exen; Cams #0,4 bis #3; Keile; Hammer und Haken; 50m Seile;
Zustieg von Maurach: 3,5-4h
Kletterzeit: 4-6h
Abstieg zur Seilbahn: 1h
Um das Ypsilon trocken vorzufinden braucht man sicherlich einige sonnige Tage im Herbst. Nass geht es jedoch auch, wir konnten trotz schlechter Verhältnisse beide die Route durchsteigen, demnach ist 6+ subjektiv eher human, da sind wir von den Dolomiten wesentlich härtere Bewertungen gewöhnt.
Die 6+ am Beginn vom Rebitsch-Ausstieg (überhängende Rissstelle) ist unserer Meinung nach anspruchsvoller als das Ypsilon. Bei trockenen Verhältnissen sicherlich ein Genuss, der Fels ist jedoch oft unzuverlässig und viele heikle Stellen lassen sich nicht absichern. Im Ypsilon stecken sehr viele, aber auch sehr schlechte Haken, oben raus fast clean, dafür ist dort der Fels besser und es lässt sich gut absichern.
Alles in allem ein kleines alpines Abenteuer unweit von München. Das Topo von Andreas Wunsch ist genau richtig und bestätigt auch unsere subjektiven Einschätzungen. Statt der direkten Ausstiegsvariante gibt es vom Band weg auch zwei leichte "Fluchtmöglichkeiten".
Mitten in der Prüfungsphase finde ich gerade lediglich die Zeit, meine Wandnotizen dieses Ultraklassikers Ende August zwei Tage nach der ebenso schönen Agnerkante verträumt und sehnsüchtig zugleich abzuschreiben:
Nachdem wir beim ersten tropfnassen Versuch 6 Wochen zuvor den falschen (anspruchsvolleren) Einstieg genommen haben, läuft es diesmal perfekt. Nach einer Nacht in der gemütlichen Rifugio Falier steigen wir mit dem ersten Licht um 6 Uhr ein. Sl1 links an der Kante hat guten Fels, lässt sich absichern, am Ende ein verbundener Stand aus 4 Haken, perfekt, so darf es weitergehen.
Sl2 perfekter Fels, Sl3 steile, anstrengende Wandstelle leichter werdend rechts hinauf. Sl4 der uns bereits bekannte henklige Riss nach rechts zum Treffpunkt des rechten Einstiegs.
Sl5 unserer Meinung nach die obligatorische Schlüsselseillänge, ein steiler, glatter Riss, schwer abzusichern. Es steckt zwar ein Haken, den man aber eigentlich rechts liegen lässt. Über links etwas leichter, sehr heikel, auch splittriger Fels!
Sl6 spektakulär, fotogen, super Griffe und viele Haken. Hier erreichte uns die Sonne.
Sl7 kurz schwer, sonst Genuss pur. Sl8 trocken sogar in freier Kletterei, raue Verschneidung.
Sl9 hoch und links, brüchig. Hier lehnt sich die Wand etwas zurück. Sl10 nach links aufsteigende Rampe.
Sl11 plattige, geneigte Verschneidung. Hier haben wir das letzte mal abgebrochen. Bis hierhin ist das abseilen noch gut möglich, danach nichtmehr! Diesmal ist jedoch blauer Himmel und wir können weitermachen :)
Sl12 im Kamin weiter und diesen nach links verlassen. Seilreibung! Querung nicht verpassen zu Stand an Köpfl.
Sl13 Traumhafte Genuss-Platten-Querung. Leichter als es ausschaut. Bester Fels!
Sl14 linker Risskamin mit Fixfriend, rechts üble Sackgasse!!! Wie am kleinen Trichter in Berchtesgaden, nur viel größer.
Sl15 traumhafter Riss mit Wasserrillen.
SL16 Kaminverschneidung. SL17 enger Kamin, super Fels. Sl18 nach links aufs Band
Sl19 in 55m an perfekter Biwakhöhle (überdacht!) vorbei nach rechts zum Einstieg der Messner.
Nach dem etwas brüchigen unteren Teil wurde die Felsqualität nach oben hin immer genialer.
Interessant, dass bei der klassischen Bewertung von VIA2 nur 6+ frei ausgegeben wurde. Heute wäre das locker ein 7er, das gleiche gilt für die Messner, die mit Bohrhaken eine beliebte Sportkletterroute in der Verdonschlucht sein könnte.
Nach einer längeren Pause auf dem Band ließen wir den Bergführer mit seinen Kunden vor, da er die Route bereits kannte. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht stimmte und er wesentlich länger für die oft falsche Wegfindung benötigte. So überholten wir nach einigen Wartezeiten noch unter der SSL, um noch bei Tageslicht auszusteigen...
Der Messnerteil zeigte sich schlagartig von einer komplett anderen Seite. Zwar wesentlich flacher und oft auch leicht, aber sehr schwierige Wegfindung durch die unübersichtliche Plattenflucht. Es steckt nahezu kein Material und eine Absicherung ist wegen des geschlossenen Gesteins oft nicht möglich. In dem löchrigen Fels spielt man quasi Roulette. Die Schwierigkeit kann sehr stark variieren oder man landet in einer Sackgasse. Immer wieder steckt irgendwo an einer unüberwindbaren Stelle ein Haken. Die ersten 200m (4 Seillängen) ohne viel Material relativ gerade hoch auf ein kleines Band. Dort ist rechts ein ungemütlicher Stand, links ein bequemer Stand, Seilreibung!
Sl5 quasi die "Messnerplatte" an der Marmolada. Unglaublich wie sich Reinhold M. damals solo durch diese Wand getraut hat. Die Wegsuche gleicht einem Labyrinth. Linksquerung und spektakuläre Lochwand zu einem Hängestand. Heikel zum absichern, lange Runouts. Sl6 weniger steil und besser abzusichern. Sl7 gerade hoch.
Sl8 gerade hoch, fast kein Material mehr.
Sl9 Rampe rechts hinauf zur gelben Headwall.
Sl10 ein paar Haken in einer senkrechten, leicht splittrigen Wand. Schaut von unten unkletterbar aus. Doch aus der Nähe entdecke ich etliche Löcher und Leisten, die im Zickzack ein Durchkommen zulassen. Runout zum Fingerriss oder klettert man rechts daneben? Was für ein Abenteuer. Hier kann für erschöpfte Kletterer so kurz unter dem Ausstieg Schluss sein, obligatorische, anstrengende Kletterei.
Sl11 ein leichterer Riss leitet zum Grat, das Ende ist in Sicht :) Sl12 den Gratturm auf der linken Seite umgehen. Sl13 Gipfelsprint.
Nach 14 Stunden in der Wand fallen wir uns glücklich in die Arme. Fast wären wir wegen der vermeintlich ortskundigen Seilschaft in die Dunkelheit gekommen. Egal, wir haben diese gewaltige, anhaltend anspruchsvolle Wand in einem Tag gemeistert. Alles andere ist erstmal vergessen.
Während den 30min gemütlichem Abklettern zur Bergstation freuen wir uns bereits auf einen Schlafplatz. Anders als vermutet gibt es jedoch keinen zugänglichen Raum der kommerziellen, touristischen, nicht bergsteigerfreundlichen Seilbahn! Von allen Seiten versuchen wir, irgendeine offene Tür zu finden, doch Fehlanzeige.
Schließlich klettern wir in den überdachten Abfahrtsbereich der Gondel. Dort ist es wind- und regengeschützt, die Gummimatten am Boden sind einigermaßen komfortabel, der ausgelöste Alarm weniger. All das stört uns nach diesem Tag nicht und bei lediglich 2° Grad sind wir froh, endlich etwas schlafen zu können, unterbrochen vom Verschlingen unserer Gummibärchenvorräte.
Alternativ kann man es sich in einer Höhle mit Feuerstelle vor dem Komplex (un-)gemütlich machen oder den langen Abstieg über den Gletscher zum Fedaiapass hinunter riskieren.
Ein weiteres Highlight ist am nächsten Morgen nach 1,5 Tagen Tour mit Biwaknacht in 15 Minuten mit der Gondel knieschonend Richtung Cappuchino, Pizza und Eis hinunterzuschweben. So mögen wir Pause! :)
Unser Material: 50m Doppelseile; Cams #0,4-#3; Keile; 12 Exen; Hammer und Haken; Biwaksack; Leichtschlafsack; 3,5 Liter Trinken.
Das Topo von Ivo Rabanser im neuen Pause ist sehr gut, meistens jedoch der Nase nach.
Ca. 25-35 Seillängen für die Kombination, mind. 1000 Klettermeter, mind. 10-14h für die Wand, oder auch deutlich mehr! 2 Tage einplanen! Die Länge sollte nicht unterschätzt werden. Ebenso nicht die klassische Bewertung der Schwierigkeit, als 6+ das Limit war und deshalb extrem schwierig.
E 4; oftmals weder Zwischenhaken noch Standplätze vorhanden. Für die Sicherheit muss weitgehend selbst gesorgt werden, was in der Vinatzer noch gut möglich ist, im Messnerteil nicht mehr.
Ein Rückzug ist ab Sl11 nur sehr schwer möglich und mit großem Materialverlust verbunden. Deshalb muss unbedingt 1 oder 2 Tage stabiles Wetter vorhergesagt sein. Aufgrund des Gletschers ist das Wetter oftmals schlechter als im Rest der Dolomiten. Die Wand verwandelt sich in Kürze in einen Wasserfall, wie wir im Juli selbst erleben mussten. Der Vinatzer Teil bietet steile, anstrengende Kletterei an Rissen und Verschneidungen mit relativ klarer Linienführung und guter Absicherung. Der Messnerausstieg hingegen ist um einiges anspruchsvoller und objektiv gefährlicher.
Endlich mal was richtig langes!
Eine der längsten Felsfahrten der Dolomiten.
...Parkplatz, Zustieg und Einstieg der Agnerkante sind leicht zu finden (Schilder; zuerst rote, dann gelbe Punkte; zuletzt Steinmänner). Ca. 60-70min.
Die ersten 5 Seillängen kletterten wir noch seilfrei mit Stirnlampen und Zustiegsschuhen. Gut machbar, sofern der grasdurchsetzte Fels trocken ist. Es folgt ein recht neuer Ausbruch mit viel Sand und Schutt, lieber rechts daran vorbei. Hier haben wir zwei Längen zu einem abgestorbenem Baum hoch gesichert. Seilfrei weiter, hier wieder deutliche Spuren zu einem (viel zu frühen) Biwakplatz und durch enge Latschengassen auf den ersten Absatz.
2 Stunden bis hier.
Der Kante über steilen henkligen Aufschwung folgen. Wer hier keine Gasse findet, hat ein Problem!
Vom Ende des "Waldes" nach links absteigend um die Kante queren. 100m am langen Seil (2 Sl) gegangen zu steiler Wand. Geht noch mit Zustiegsschuhen, aber sichern, da brüchig.
Nochmals durch dichte Latschen, dann leichtes Gelände seilfrei weiter zu mehreren Biwakplätzen, sehr schön. 4 Stunden bis hier.
Unter den steilen Türmen nach rechts ums Eck queren zu Kaminreihe. Ab hier mit Kletterschuhen. 1 Sl traumhafte Rissverschneidung, 1 Sl originell unter Klemmblock hindurch. 1 Sl leicht nach links. 1 Sl steile Rissplatte an der Kante. 1 Sl genussreich an Kante weiter.
Hier trifft uns der Schlag, vor uns befinden sich 4 Seilschaften. Was dauert denn da so lang? Wie sich später herausstellte waren es 6 französische Bergführeranwärter und eine uns sogar bekannte bayerische Seilschaft.
1 Sl weiter zu riesigem Köpfl in Scharte. Von dort 1 Sl Spreizschritt und den Grat weiter. Mittlerweile toller, kompakter Fels und richtig schöne Kletterei!
In 2 SL rechts der Kante an gutem Biwakplatz vorbei. Bis hier 6h45, wir machten erstmal eine ausgiebige Pause, um in der Headwall nicht warten zu müssen. Uuups, und nahmen das zweite Halbseil aus dem Rucksack, welch unnötiges Gewicht.
In 2 Sl durch traumhaften, endlich mal schwierigen Riss rechts ansteigend auf eine Art Turm (lieber in 3 Sl wegen Seilreibung!). Die Sonne hat uns nun eingeholt (da wir so früh und schnell unterwegs waren, bekamen wir keine Sonne ab und es war richtig frisch, ab dem Nachmittag kann es in der Route richtig heiß werden, wer also biwakiert sollte genügend Wasser einplanen.)
Nun wird es ernst, die SSL. ...nicht von den vielen Schlingen verwirren lassen, sondern rechts ums Eck ist ein perfekter Riss mit einigen Haken und Holzkeilen, in dem man sich mit Cams gut anfreunden kann. So fußlastig die gesamte Tour bisher war, so anstrengend wurden diese wenigen Meter! Der Riss in der nächsten Länge ist auch nochmal ein strammer 6er. Total gepumpt von den beiden schweren Längen klettern wir noch zwei lange, steile dafür griffige Seillängen ins leichtere Gelände. Hier traumhafter, kompakter, löchriger Palafels, Genuss pur, wer noch kann.
Ab hier wieder seilfrei rechts haltend auf das Geröllband und über den Klettersteig auf den Gipfel.
Am Gipfel haben wir dann noch einen erschöpften Rumänen getroffen, der unseren Plan, gemütlich in der Biwakschachtel zu übernachten, über den Haufen worf. Mittlerweile sind wir 12h unterwegs, da es aber noch ganze 3 Stunden hell ist, steigen wir mit dem Klettersteiggeher im Kriechtempo ab und halfen ihm über den Cannelloni Steig hinunter bis nach Frassene zu seiner wartenden Frau ...?!...
Als Dank chauffierten sie uns noch zu unserem Auto nach Col di Pra zurück, alternativ Radldepot in Frassene. So waren wir super glücklich, diese Gewalttour an einem Tag gemacht zu haben. Und eine gute Tat haben wir auch vollbracht...
Beschreibung:
Wir sind den Großteil (ca. bis IV+ UIAA) seilfrei gegangen und haben 18 Sl (mehrmals bis VI-; SSl VII-) gesichert. So waren wir entsprechend schnell. Wer sich in diesem Grad nicht wohl fühlt und sichern muss, sollte unbedingt ein geplantes (Traum-)biwak an der 2. oder 3. Kante einplanen, denn dann können es auch 60 Seillängen werden! Zusätzlich gibt es einige Verhauermöglichkeiten, die ebenfalls etliche Stunden kosten können, wodurch die riesige Wand zum Horror werden kann.
Ein Abbruch ist ab der 1. Kante fast nicht mehr möglich! Man muss sich seiner Sache also sehr
sicher sein, die angegebenen Schwierigkeiten inkl. selber absichern souverän beherrschen, ein stabiles Hochdruckwetter abwarten und RENNEN ;)
Von der Biwakschachtel (sehr guter Zustand) Abstieg in 3-4h, man sollte dafür noch 1-2h Tageslicht haben.
Unser Material: 50m Seile; 10 Exen; Cams #0,5 bis #2; Keile; Schlingen; Hammer und Haken; Schlafsack; Biwaksack; Stirnlampe; 3,5l Trinken. Es stecken nur wenig Haken. Standplätze und Zwischensicherungen müssen größtenteils selber gebaut werden, was aber oft gut möglich ist.
Wir schauten nur wenig in das sehr gute Topoguide Topo, da der Wegverlauf logisch ist. Orientierung am Pause Wandbild, zusätzlich markante Stellen abzeichnen und immer der Nase nach ;)
Zwei Tage später kletterten wir an der Marmolada Südwand die Vinatzer-Messner. Nochmal zwei Tage später kamen dort mehrere Seilschaften tragischerweise in ein Gewitter mit Schnee und Hagel.
Von den ganzen Adi-Stocker Longlines interessiert mich der Pinzgawurm am meisten. Als Trainingseinheit dafür kletterte ich mit Basti die erheblich kürzere "Nordlicht", bei der allerdings der Zu- und Abstieg kein Ende nimmt.
Nach einem nervigen Verhauer an den unübersichtlichen Forstwegen war klar, den Zustieg der mir bereits bekannten "Bloody old Men" zu nehmen und unter der Wand zu queren. Hierzu wesentlich bessere Zustiegsbeschreibung. Vom Hochstand unter der Kugelstatt sind wir relativ entspannt in leichtem auf und ab nach links gequert und über einen
Geröllrücken zum Frühstücksplatzl mit 3 BH. Von dort noch 100m links die Rinne hoch zum Einstieg (Schneefeld bis Frühsommer).
Zustiegszeit 2,5 -3h
trotz 15. August keine 08-15 Tour
Basti hängte gleich Sl 1 und Sl 2 zusammen, der glatt geschliffene Einstieg ist nicht geschenkt. Die kurze A0-Stelle in Sl 3 ist kurz 7 an brüchiger, feuchter Untergriffschuppe.
Sl 4 Querung mit Pfeil, Sl 5 sehr brüchige Rampe nach links.
Die folgenden Seillängen sind sehr exponiert und steil an teils brüchigem Fels.
Noch brüchiger und spannend wird es in Sl 9, roher Eiertanz, hier habe ich den nächsten Zwischenhaken zum Stand verlängert.
Über eine ausgesetzte Rampe gelangt man zur Schlüsselseillänge, zumindest von der reinen Kletterschwierigkeit. Die wenigen Meter an super griffiger, steiler Wand sind überaus schön und intuitiv bei allerbester Absicherung. Moralisch also die leichteste Seillänge und 8- ist auch eher hoch gegriffen.
Danach geht es anspruchsvoll weiter (Sl 12), bevor wir Sl 13 und Sl 14 parallel klettern.
Vom Geröllband in die Verschneidung rechts ums Eck (Sl 15). Die Sl 16 bis Sl 18 gingen wir wieder am laufenden Seil mit einem Ropeman nach der ersten Länge.
Sl 21 und Sl 22 wieder am laufenden Seil. Sl 23 rechts hinauf, ist nicht so wild und brüchig, wie es von unten ausschaut. In Sl 25 wartet zur Abwechslung eine traumhafte Hangelschuppe in perfektem Fels.
Nach der ganzen, modernen, fußlastigen Kletterei bietet das Finale noch eine steile, klassische Rissverschneidung. Einzig und allein hier könnte man mit Cams #0.5 - #1 die Hakenabstände verkürzen, ich bin jedoch der Meinung, dass Friends in dieser Tour absolut überflüssig sind. Wer nicht souverän den 6ten Grad klettert, sollte wegen des brüchigen Gesteins und der Hakenabstände ohnehin daheim bleiben.
Kletterzeit 6-7h
Laut Wandbuch machten wir die 7te Wiederholung, es sind noch einige Begehungen notwendig, bis der Fels halbwegs ausgeräumt ist. Einer Abwertung von 7/7+ kann ich zustimmen.
So schnell die Kletterei auch laufen kann, der Abstieg zieht sich. 2,5h schafft man mit 30 Sl in den Knochen nicht so leicht. Abstieg im Auf und Ab durchgehend in der Sonne zum Ulrichskopf und hinunter zum Pillersee (FLÜSSIGKEIT!). Dort Bikedepot oder per Anhalter zurück. 3-3,5h ist realistisch.
Wir waren mit 60m Einfachseil und 8 Exen unterwegs, 50m reichen auch. Ein Rückzug durch Abseilen wäre nicht zu empfehlen. Die Route ist je nach Jahreszeit wenig bis viel in der Sonne, trotz Nordwand. Typische Loferer Riesentreppen-Longline mit vielen netten Kletterstellen, aber eben sehr fußlastig. Langer Zu- und Abstieg sorgen für einen ausgefüllten Tag. Vielen Dank an Adi Stocker und Gefährten für die mühevolle Arbeit, dank derer man viele Meter in kurzer Zeit zurücklegen kann :)
Alles was ich bisher über die Pala wusste, waren lange Zustiege und einsames Ambiente. Abgesehen von einigen brüchigen Routen (die gibt es schließlich überall) perfekter löchriger Fels in gemäßigtem Schwierigkeitsgrad. Tatsächlich brauchten wir für den Zustieg deutlich weniger wie angegeben und der Fels ist wirklich ein wahrer Traum. Claire´s erste alpine Mehrseillänge und dann noch dieser tolle Pauseklassiker an einem Tag. Eine derart perfekte genussreiche logische Linie Sucht ihresgleichen!
Um 4 Uhr starteten wir vom gebührenpflichtigen Parkplatz. Es gibt 100m entfernt vom Cant del Gal auch kostenlose Parkplätze, an denen man nachts nicht parken darf und wo des öfteren Autos aufgebrochen werden können...
Normalerweise wird vorher auf der gemütlichen Pradidelli Hütte übernachtet.
Die aufgehende Sonne strahlt als erstes die wunderschöne Ostwand des Sass Maor an, durch die mit der Solleder eine Pausetour führt. Pünktlich zum Frühstück auf der Hütte und sogar vor den Italienern am Einstieg.
Von der wilden, einsamen Pala merkten wir nichts, da die Standplätze aufgrund der vielen Begehungen alle gut (auch zum abseilen) eingerichtet sind. Außerdem tief unten auf den Wanderwegen hunderte grölende Italiener, im August braucht man sich darüber aber nicht zu wundern.
Die Route lässt sich deutlich beschreiben: kerzengerade Linienführung/ bester Fels/ steile, ausgesetzte Kletterei vom Feinsten!
Die Schwierigkeiten müssen beherrscht werden, da in den meisten Seillängen wenige Zwischenhaken stecken. Gerade in den Kaminen lässt sich nicht wirklich selber absichern, man sollte sich im klassichen Gelände also wohl fühlen.
Nach der nicht zu langen Kletterei folgt noch ein weiter Weg zum Gipfel + Abstieg. Vom letzten Stand rechts hinauf und den steilen Aufschwung absteigend umqueren. Einige rote Punkte weisen ab hier den Weg. Sichern an Köpfeln möglich, große Steinschlaggefahr. Noch 4 Seillängen bis III+, dann seilfrei durch Schotter weiter zum Gipfel (1h).
Vom Gipfel entlang etlicher Steinmänner queren und dem Grat immer Richtung Süden auf und ab folgen. Karwendelschotter. Nach dem übernächsten "Gipfel" im zickzack steil bergab hinunter. Am Ende kurze Stelle mit Sanduhr zum abseilen/ besser abklettern.
Kurz danach orografisch rechts 25m abseilen(SU), 20m queren zu Pfeil und 20m abseilen(2NH). Weiter absteigen, dann 20m abseilen (3SU). 20m abseilen. 25m runter in Scharte (SU/NH). Rinne runter abklettern. Orografisch links der Rinne abklettern und rechtshaltend wieder in die Rinne. 25m abseilen (SU). Markanter Klemmblock, daneben 25m abseilen (2NH) zu Altschneefeld bis August. Einige Abseilstellen lassen sich auch abklettern, da ist man aber auch nicht schneller. Beim Abstieg machten wir Bekanntschaft mit dem örtlichen Nebel, der aber dank der vielen Markierungen und Steinmänner kein Problem darstellte. Dank Westwand und Abstieg im Nebel hatten wir einen angenehmen, nicht heißen, aber wunderschönen Hochsommertag :)
Zustieg: 3-4h
Route bis Gipfel: 5-7h
Abstieg: 4-5h
10-15 Sl/ VI- oblg. / E 3-/ 500m/ 50m Seil(e)/ 10 Exen/ Klemmkeile/ Cams #0,5 bis #2
(evtl. auch bis #4)/ Schlingen für etliche Sanduhren
Da im Juli 2017 der Wetterbericht nahezu überhaupt nicht stimmt und ich zweimal bei bestem Wetter wegen schlechter Vorhersage zuhause geblieben bin, waren wir diesmal entschlossener. Bei dichter Bewölkung stiegen wir in 2 bis 2,5h direkt vom Eibsee zum Einstieg, welcher nicht zu verfehlen ist (plattiges Rissdreieck). Kaum sind wir in der ersten und zweiten Länge, fängt es an zu regnen. Da das erste Drittel sowieso nass war, nicht weiter schlimm, der raue Fels lässt sich eh super klettern. Die Sonne kommt erst ab Mittag in die Wand, so war es angenehm kühl, perfekt also für heiße Sommertage. Relativ kurz, sodass man vor dem Gewitter wieder unten ist. Der krasseste Kontrast erwartete uns danach am Eibsee. Tausenden Touristen, schlimmer wie an der Adria. Fast unwirtlich, dass der Parkplatz heute morgen leer war. Das Wasser ist trotzdem super schön und die Zugspitzmafia ist ja bekannt...
Schöne Tour in meist gutem Fels, jedoch mit vielen losen Brocken. Bei Nachfolgenden Seilschaften größte Vorsicht! Teils rauer und splittriger Fels, noch nicht ganz ausgeräumt. 2010 erstbegangen und seitdem ca. 5 Wiederholungen pro Jahr. Sehr viele BH, wenn auch nicht immer sinnvoll gesetzt. Die erzwungene Schlüsseillänge gerade durch eine Wasserrille (7+) lässt sich umgehen.
Wer diese Art von Kletterei nicht gewohnt ist, wird keinen Spaß haben. Als bekennender Plattenschleicher stellte ich mich der Herausforderung. Dummerweise hatte ich nur meine ausgelatschten Alpinpatschen mit Loch an, was an den rauen Minitritten sehr schmerzhaft wurde. Tatsächlich erinnerte es mich sehr an die Messnerplatte, nur mit perfekter Absicherung. Vor lauter Anspannung klippte ich die beiden BH an den schwersten Metern nicht...
...um die Schmerzen nicht so lange ertragen zu müssen. Also unbedingt enge Schuhe ohne Loch, dafür mit Kantensteifigkeit anziehen! Ansonsten ist die Tour genussreich mit kurzen schweren Stellen und vielen leichten Passagen. Über den versicherten Steig und ein angenehmes Geröllfeld ist man schnell wieder am Rucksackdepot und am Abstieg.
Zustieg: 2-2,5h
Route: 4h
Abstieg: 2h
10 Sl/ 400m/ E 2-/ 7+/ 7- oblg./ 12 Exen/
gute Kletterschuhe!
Topo und alle Infos hier.
Nachdem wir am Tag zuvor die Südverschneidung des 2. Kreuzbergs kletterten und ohne Navi zum Wägitaler See weiterfuhren, kamen wir erst spät los.
Der relativ kurze Zustieg in der brütenden Hitze machte uns insofern zu schaffen, dass wir die Abzweigung zum Kletterhüttli kurzerhand übersahen und gerade unter die Wand marschierten. Statt der angenehmen, ausgetretenen Querung von rechts kämpften wir uns durch hüfthohen, nassen Urwald zur Rampe hinauf. Aber nicht so schlimm, Brennesselstiche sind ja bekanntlich gesund.
Linda in ihrer kurzen Hose hätte hier wenig Spaß gehabt ;) Über die grasige Rampe mit kurzen Kletterstellen (II-III; Sicherung möglich) gelangt man schnell linkshaltend zum Einstieg auf gefühlt halber Wandhöhe.
Da heutzutage Freiklettern angesagt ist, entscheiden wir uns gegen die originelle Abseilerei der ersten Länge und klettern die direkte Querung. Im Auf und Ab ein ganz schönes Suchspiel, sicherlich 6+ bis 7; 2 BH; eigentlich fast die Schlüsselstelle der Route.
Sl 2 zuerst hinab, dann quer nach links
Sl 3 leicht ansteigend links hinauf
Sl 4 gerade hoch, dann links ums Eck
Sl 5 traumhafter Riss in Kaiserfels auf einen Absatz. Bis hierhin waren wir sehr schnell.
Leider mussten wir wegen der extrem langsamen Seilschaft vor uns warten. Als wir dann selber in der Schlüssellänge sind, wissen wir warum. Eine extrem steile, glatte Rissverschneidung ohne Tritte, an der entscheidenden Stelle abgespeckt (ein großer Dank an die übermäßige Sanierung!). Offiziell 6+, könnte aber auch durchaus 7+ sein.
Die zweite schwere Länge ist ein pumpiger Piazriss mit wenig Tritten, dafür kann man umso besser die Füße verklemmen. Abgesehen von den beiden SSl stecken fast keine NH (mehr). Es folgt eine traumhafte Verschneidung im fünften Grad. Oben raus Genuss pur, auch nicht mehr so steil. Ab 15 Uhr ist die Sonne in der Wand, es wird also auch hier wieder heiß.
Vom Bockmattliturm in 30min zum Hauptgipfel (Stellen III, sehr luftiger Grat, teilweise abseilen und sichern möglich, aber nicht notwendig). Hier stellt sich raus, wer Plaisirkletterer und wer Alpinkletterer ist. Entsprechend lang kann es dauern...
Bei der Absicherung (durchgehend mit BH, man fühlt sich wie in einer Sportkletterroute) und Logik der Linie genügt daheim ein allgemeiner Blick ins Topo!
"Nicht zu übertreffende Pause Tour in allerbestem Fels, der Genuss kommt nicht zu kurz. Unbedingt im Wägitaler See baden! Aus diesem Grund lässt es sich hier auch mehrere Tage aushalten. Heute, zwei Tage danach möchte ich sofort wieder zurück um Free Trip und Supertramp zu klettern, beim Gedanken daran bekomme ich nasse Hände und Herzrasen... Bis bald... Fortsetzung folgt..."
hart 6+; 6+ oblg.; E 2; 10-13 Seillängen; 12 Exen;
die Linie ist von unten klar erkennbar, es sollte nur bei trockenen Verhältnissen eingestiegen werden!
Zustieg: 1,5h; Klettern: 4-5h; Abstieg: 2h
...Mal eine etwas andere Erlebnisgeschichte, mir ist nämlich gerade langweilig...
Nach einer sehr stressigen, nächtlichen Anreise und einer kurzen Nacht fanden wir nach einigem Gesuche den ausgeschrieben Wanderparkplatz Nassel, zuvor keine Spur von Markierungen. Soweit so gut, nach nur 1h erreichen wir die Unteralpe, an der wir unsere Rucksäcke deponieren. Das klappt ja richtig gut, dachte ich schon, als ich beim Auspacken nur einen Kletterschuh finde.
Verdammt! Was soll uns das sagen? Zum Glück ist Basti ein fitter Bergläufer und so lieb, mir meinen Schuh "schnell" aus dem Auto zu holen, Respekt und Danke!
In der Zwischenzeit ratsche ich mit zwei netten Konstanzer Kletterern und dem Hüttenwirt, letzte Woche erst ist am steilen, grasigen Wandfuss ein Mann abgestürzt. In diesem anspruchsvollen Zustieg greife ich fast in eine Ringelnatter, die es sich auf den kaum erkennbaren Steigspuren zwischen hohem Gras gemütlich macht. Scheint nicht sehr überlaufen zu sein! Für einen Rückzug sind an der Rampe einige Haken zum abseilen hinterlassen.
Aufgrund der Sanierung stellten wir uns auf eine entspannte Route ein und nahmen nicht allzu viele Freunde mit. Gefährlich ist sie dank der maßvollen Sanierung zwar nicht, anspruchsvoll ist sie jedoch geblieben.
...anders am Bockmattli, wo die Leistung der Erstbegeher aus der Bohrhakenleiter heraus nicht mehr zu erkennen ist. Hinzu kommt das "brüchige" Gras, viel Botanik und mittelmäßiges Gestein mit zahlreichen, zwingenden Kletterstellen. Teilweise weitere Hakenabstände, oftmals nicht optimal zu ergänzen, Steilgrasbotaniker und Gärtner haben hier Vorteil.
Sl1 rustikal
Sl2 wunderschöne Kante, mehr Haken
Sl3 steiler Riss
Sl4 leichte Querung nach links
Sl 5 hässliche, grasige, feuchte, plattige Rinne
Sl6 ähnlich, ab der Mitte leichter
Sl7 Dohlenriss, originell und schön
Sl8 anstrengender Piaz
Sl9 super Fels, Kaminkante, toll!
Sl10 durch kompaktesten Teil der Rampe
Sl11 feuchte Rinne zum Stand der Elysium
Sl12 über Elysium 7-, traumhafte Kletterei!
Vom Gipfel macht sich eine komplett neue Kulisse auf, die ganzen plattig geschichteten Wände inmitten von Gras sind hier einzigartig. Nach dem morgendlichen Chaos stehen wir zufrieden und entspannt am sonnigen Gipfel und genießen eine laaaaange Pause. Ab 14 Uhr ist die Wand im Schatten. Der Abstieg schaut schwieriger aus, als er ist. Zuerst Richtung K III abklettern, dann 1 Sl durch einen Kamin in eben diese Richtung abseilen. Von dort geht es intuitiv im Zick-Zack steil nach unten, kurz darauf steht man wieder in einer rutschigen Wiese die zum Wanderweg führt und am K I vorbei zur Hütte.
Zustieg: 2h / Kletterzeit: 4-6h / Abstieg: 2h
Mit dem Pause Topo kommt man super zurecht, die einzige Nachbartour Elysium lässt sich klar unterscheiden.
Am Tag darauf kletterten wir die traumhaft schöne Pause Führe am Bockmattliturm.
Nachdem wir gestern aus der Marmolada Südwand förmlich rausgespült wurden, suchten wir uns heute ein südseitiges Ziel, um unsere nasse Ausrüstung zu trocknen. Lieber einen kleinen Sonnenbrand als eine Lungenentzündung ;) Außerdem wäre sonst dieser Dolomitentrip nicht sehr erfolgsversprechend. Mit der Abram Kante fand sich schnell eine Route mit kurzem Zustieg, die wir nach dem Wetterpech für unser Ego durchsteigen konnten.
Hauptsächlich im vierten Grad mit zwei 5er Längen und einer 7er Querung; klingt nach Genuss pur. In den Dolomiten wohlgemerkt muss man in einem 4er richtig zupacken und alles darüber ist eh nur noch spektakulär. Die Wegfindung bis zum Gamsband ist sehr intuitiv. In Wandmitte gibt es nach links einen Notabstieg. Standplätze und Zwischenhaken sind meistens vorhanden, müssen aber oft ergänzt werden.
"Das blinde Vertrauen in die vorhandene Hakenstruktur zeugt von geringem Sachverstand..."
Der zweite Teil der Route geht nicht mehr spektakulär ausgesetzt an der Kante entlang, sondern durch die Schwachstellen der Wand rechts um´s Eck!
Die ersten drei Längen gehen auf beliebiger Linie durch Schrofen zu markanter Rissreihe. Es folgt ein traumhafter Kamin, der am Ende nach links verlassen wird. Erst dachten wir schon, wir wären falsch, kamen dann aber nach vier Längen an zwei Haken vorbei und oben raus steckte auch noch einiges.
Oben raus deutlich mehr Eigeninitiative bei der Absicherung erforderlich, sowohl zwischendrin als auch bei den meist nicht vorhandenen Standplätzen.
Ausstieg wie immer am Piz Chiavazes auf Kugellager, Achtung wegen Steinschlag!
Runter geht´s über den Pößnecker Klettersteig.
15-20 Sl; 600m; VII; V+ oblg.; E 3-; 8 Exen; 50m Doppelseile; Keile; Cams #0,5 - #2;
insbesondere für den oberen Teil Schlingen
Zustieg: 20min / Kletterzeit: 5-7h / Abstieg: 1,5h
Vergangene Woche haben wir uns diese recht neue Route im Kaiser genauer angeschaut. Bereits 2012 wurde sie eingerichtet, bis jetzt hat sie nicht allzu viele Wiederholungen, was sich wohl mit dem neuen Führer von Markus Stadler ändern wird.
Abgesehen von der ersten Seillänge trocknet die Route schnell ab. Am Vortag hat es kräftig gewittert, weswegen der glatte, plattige Start etwas heikel war, danach gute Verhältnisse.
Es handelt sich hierbei um eine "alpine" Sportkletterei", die zwar super mit BH eingerichtet ist, jedoch in weiteren Abständen mit vielen zwingenden Passagen.
Dass die Erstbegeher bekanntlich eher hart bewerten, kann ich mich nur anschließen. Die Schlüsselseillänge ist mit 8- nicht wirklich schwerer als der Rest der Route.
Anhaltend schwere Kletterei durchgehend im siebten Grad geht dann trotz der wenigen Seillängen unweigerlich in die Arme. Der Fels ist größtenteils genial, weist aber immer noch einige splittrige Stellen auf.
Die Art der Kletterei ist eher untypisch für den Kaiser. Wand- und Plattenkletterei mit vielen negativen Slopern, Leisten, Löchern und wasserzerfressenen Stellen. Vernünftige Fußtechnik unbedingt erforderlich!
Der kurze Zustieg und die Westausrichtung machen die Route zu einem genialen Ziel für heiße Tage mit Gewittergefahr.
12 Exen, Cams finden zwar an zwei Stellen Verwendung, allerdings ist der Abstand auch ohne vertretbar. Weitere Informationen und Topo hier. Mit unseren 60m Doppelseilen kamen wir schnell auf viermal runter.
7 Sl; 250m; 8-; 7(+) oblg.; E 2; laut Wandbuch die 15te Wiederholung
Danke an die Erstbegeher Arne Eckenberger, Anderl B., Alex Gruber und Klaus Zehentner.
1968 von Reinhold Messner zusammen mit seinem Bruder erstbegangen, wohlgemerkt mit Bergschuhen und fragwürdiger Ausrüstung. Er beschreibt diese vier Meter als seine allerschwersten Klettermeter überhaupt. Die Schwierigkeitsskala reichte damals nur bis zum sechsten Grad.
1978 bei der ersten Wiederholung der Route durch Heinz Mariacher, Luisa Iovane und Luggi Rieser kletterten diese in der Überzeugung, das Logischste zu tun, eine Umgehung der 4 Meter hohen Wand, in dem sie 12m rechts über einen Riss auf das nächste Band gelangen. Diese "Mariacher-Variante" ist heute die übliche Wahl von Wiederholern.
1979 kehrte Heinz Mariacher zurück und sicherte sich die erste Rotpunktbegehung, allerdings gibt es da Unklarheiten.
1988 erst wurde die Originallinie von Andreas Orgler und Otti Wiedmann wiederholt und mit 8- bewertet, damit die erste der Dolomiten. In der Szene glauben viele Kletterer, dass Messner seine Leistung erfunden hat, andere schließen auf einen Griffausbruch und bewerten die Stelle mit 8 bis 9-.
Mir gelang diese berüchtigte Seillänge onsight, vielleicht gerade weil ich mich in Platten besonders wohl fühle. Da dies aber mein Limit ist, bestätige ich 8-, wenn auch hart und eben alpin.
Nach der nächtlichen Anreise zum Costeleta oberhalb von Pedraces kamen wir erst spät los, was bei der westseitigen Ausrichtung und so früh im Jahr nicht falsch war.
Schon der "Zustieg" durch den unüberwindbar brüchig wirkenden Sockel ist ein Phänomen. In endlosen Querungen erreicht man immer wieder unschwierige Aufschwünge und durchsteigt relativ leicht quasi die halbe Wand, etliche Steinmänner markieren den Weg.
Wir wählten den Einstieg über die Mayerlverschneidung von 1962 statt den leichteren, dafür extrem brüchigen Originaleinstieg. Abgesehen von der ersten, brüchigen Länge warten tolle, steile Rissmeter mit Holzkeilen und wenigen Schlaghaken auf selbständige Absicherung. Hier kann es ganz schön kalt sein, Sonne erst am Nachmittag!
Auf dem Geröllband angekommen, lässt sich erst 40m weiter links an einem großen Block ein sicherer Stand beziehen. Sodann seilfrei nach links queren, wobei an der Wand entlang "balancieren" teilweise besser zutrifft, Dolomiten eben...
Wir sind nicht weit genug gequert und haben uns die ersten beiden Seillängen vom Mittelpfeiler unnötig schwer gemacht, anstatt der Platten links ums Eck sind wir die wenig abgekletterte Verschneidung in Falllinie der Fixseile hinauf (6-).
Der spektakuläre Seilzugquergang lässt sich wohl kaum frei bewältigen, hier hangelt man 3 Meter an altem Strick hinunter, der Rest ist traumhafte Plattenkletterei. Mittlerweile gibt es eine freie Querung (Grad VIII), die den Seilzugquergang vermeidet, erstbegangen von J. Oblinger und T. Bailer.
Nachdem die Route bisher schon sehr anspruchsvoll ist, starte ich ohne große Erwartung in die Schlüssellänge mit dem klaren Ziel, die "Mariacher-Variante" zu wählen.
Nach einigen anstrengenden, pumpigen Metern (Grad VII) komme ich auf das erste fußbreite Band und kann erstmal durchatmen. Hier muss man sich nun entscheiden, links 4 Meter besagte Platte oder rechts die Umgehung. Aus nächster Nähe kann ich mich kurz in Messner hineinversetzen. Das Band ist quasi Museum eines geschichtsträchtigen Meilensteins. Da die "Mariacher-Variante" sicherlich große Seilreibung verursacht, auf den ersten Blick nicht mal zu erkennen ist, und mich der Stand direkt oberhalb schon anlacht, kann ich nicht wiederstehen. Ich schaue mir die Passage genau an und habe das Vertrauen in mich, diese klettern zu können.
Zwei super Friends habe ich bereits in der Schuppe unterhalb gesetzt, außerdem ist ein guter Schlaghaken auf dem Band. Ich schaue mir die winzigen Leisten gut an, atme tief durch und starte in die Originallinie. Nach drei harten Zügen wird es leichter und mit einem Schrei erreiche ich glücklich den Stand. (Hier zwei BH, wer hat die gesetzt?). Stürzen hätte ich trotz der guten Sicherungspunkte darunter nicht wollen, aber mit Adrenalin hat es ja auch schon bei Messner funktioniert, "mit der Not wächst die Kraft"(R. Messner)...
Die folgende Schuppe wird in der Mitte nach links verlassen, sonst Sackgasse! Achtung auf Seilreibung, hier haben wir keinen Stand gefunden. Nach einigen plattigen Aufschwüngen und einer kurzen Querung nach rechts gelangt man zur traumhaften, klassischen Schlussverschneidung, die nochmals selbstständige Absicherung erfordert. Mit der Dämmerung erreichen wir den Gipfel und ein langer Abstieg wartet auf uns...
Zeiten: 1h Zustieg, 1h Sockel, Mayerleinstieg 2-3h, Mittelpfeiler 4-5h, Abstieg 3h;
Material: 10 Exen; Keilset; Cams #0,5-#4, mittlere doppelt; Hammer und Haken;
10-12 Sl; 500m; VIII(-); Umgehung VII- oder VI+ A0; Pendellänge noch 6-/A0; mittlerweile neue komplett freie Variante von Oblinger/Bailer erstbegangen
Facts: wenige alte Normalhaken, teilweise noch Holzkeile! Die Route muss komplett mobil abgesichert, bzw. ergänzt werden, auch an den Ständen! Die 4 Meter der Originallinie lassen sich nicht absichern, auch scherzhaft mit Cliff und Tape kommt man hier nicht weiter. Ein würdiges, überaus geschichtsträchtiges, extremes Fels Abenteuer!
Endlich lassen die Schneeverhältnisse wieder eine höher gelegene Felsroute zu. Nach ausgiebiger Recherche fiel die Wahl auf den Gaudeamuspfeiler, der wahrscheinlich als eine der ersten Wände im Kaiser trocken und südseitig ist.
Maracana, erst 2014 von Philipp Klingel und Johannes Ebert erstbegangen, folgt einer klassischen, logischen Linie entlang von Kaminen und Rissen. Die sparsame Absicherung mit Bohrhaken ist der Zeit entsprechend, jedoch alpin anspruchsvoll! An den Ständen sind ein oder zwei Klebehaken/ Expressanker, ansonsten ist die gesamte Route nahezu komplett selber abzusichern. Dies ist oft gut möglich, aber nicht immer, teilweise vom Band weg einige Meter kaum absicherbar! Die Felsqualität erfordert Erfahrung in der Beurteilung und Absicherung, da noch etliche lockere Schuppen und splittriger Fels auf die Wiederholer der jungen Route warten. Wegen direkter Gegenüberstellung zum Lucke-Strobl-Riss ist die Route nicht unbedingt unterbewertet sondern halt klassisch.
Aktuell (19.05.2017) mussten wir 200m durch das Schneefeld zum Einstieg stapfen. Die Randkluft war einfach zu überwinden, Sl 1 gingen wir gleich noch seilfrei, um trocken zu bleiben. Sl 2 durch eine Kaminrinne, Sl 3 über ein leichtes Band zur "eigentlichen Wand" der Route.
Sl 4, nur mit 5+ bewertet, ist vom Boden weg knackig und etwas heikel. Nach einigen Metern kommt ein Bohrhaken, danach wird es leichter, Achtung, großer lockerer Block!
Sl 5, toller, anfangs splittriger Riss, ein Bohrhaken, klassische Kletterei, endet in einem Kamin. Diesem folgt man in Sl 6 bis zu einem Bohrhaken mit langer Schlinge, dort Querung nach links, etwas Auf und Ab, Griffsuchspiel, tolle plattige, Kletterei :)
Vom gemeinsamen Stand mit der Wirtskante kreuzt die Schlüssellänge mit 4 BH nach links. Zum 1 Haken gerade hoch, nicht die hohle Riesenschuppe rechts nehmen! Die Schwierigkeiten müssen zwischen den Haken geklettert werden, die Abstände können mit Friends verkürzt werden.
Traumhafte Seillänge, sicherlich der Grund für diese Erstbegehung! Die eigentlichen Schwierigkeiten sind hier geschafft. Die folgenden drei Längen über ein Band zur Schlusswand sind wir am laufenden Seil gegangen. Die Felsqualität lässt hier nach. Die letzte Seillänge, mit 5+ bewertet, ist wieder nicht geschenkt, moralisch fordernd und im Direktausstieg herzhaft brüchig.
Nach einem Fotoshooting auf der kaiserschen Gipfelnadel ging es zügig durch den Kühlschrank (Matejak Kamin) runter ins Schneekar und knieschonend rutschend zum Rucksackdepot. Perfekter Saisonstart bei super Verhältnissen, Fortsetzung folgt...
Satz Friends #0,5-#4; Keile, 8 Exen; 60m Doppelseile; E 3; VII- oblg.
alle weiteren Infos bei Markus Stadler
"Der Umgang mit Friends und Keilen sollte absolut beherrscht werden. Wer diese Herausforderung annimmt, wird wirklich belohnt werden." Bei dieser Beschreibung wurde es Zeit, sich in die erste Sarcatal R4 hineinzutrauen. Mit dem nötigen Respekt und vielen Friends am Gurt löste sich dann zum Glück alles besser auf als erwartet. Als gebührender Abschluss der Trainer-C-Ausbildung kletterten Thorsten, Svenja und ich diese 5-Sterneroute, wobei alle Längen von mir geführt wurden.
Nicht der Routenname, sondern die 4 Erstbegeher sind am Wandfuß blau angepinselt. Gleich die erste Länge mit ganz unterschiedlichen fixen Sicherungen weist auf den klassischen Charakter hin. Wie auch in der Aspettativa am Monte Brento von Heinz Grill wunderte ich mich a,) über die Bewertung 6, A0 weil frei 7- nur unwesentlich schwerer und b,) an welchem Haken man denn überhaupt schummeln kann?
In der zweiten Länge ist dies eindeutig, die schwere Einzelstelle ist mit Schlaghaken super gesichert. Also entweder frei drüber (8-?!) oder eben tricksen. Sl 3 und Sl 4 bieten traumhafte Riss- und Piazschuppen, die abgesehen von zwei Sanduhren komplett selber abgesichert werden müssen. Das kurze Band rechts hinauf leitet zur zweiten Verschneidungslinie, die weniger steil, aber umso technischer beginnt. Die wenigen gemeinsamen Speckmeter mit der Katia Monte bestätigen uns umso mehr in unserer Routenwahl -tausche Haken gegen rauen Fels!-. Sl 7 und Sl 8 lassen sich zusammenhängen.
Daraufhin ist die markante "Schwachstelle" der Wand vorbei, es folgt eine nette, mit vielen Schlaghaken entschärfte, Platte rechts hinauf. Nochmals eine kurze Verschneidung links hinauf zum Stand bei Wandbuch.
Hier kreuzt eine moderne Bohrhakenroute, wer kennt diese Neutour??? Links hinauf fordert eine steile Wandstelle nochmals unsere mittlerweile geplätteten Arme. Die Sonne am Ausstieg und meine neue Lieblingstour im Sarcatal genießen wir umso mehr. Danke an Thorsten und Svenja für diesen genialen Tag!
Facts:
300m; anhaltend bis VI+, kurze Stellen VII(-), Einzelstelle VIII(-); 10-12 Sl; E 4-; 6+ obligat;
an jedem Stand ein Ring; einige Schlaghaken und Sanduhrschlingen als Zwischensicherung; Friends #0,5-#3, mittlere doppelt; Keile; 60m Doppelseile; 10 Exen; 4-6 Stunden;
meist sehr guter Fels; die Schwierigkeit muss beherrscht werden; durchgehend genügend Puffer nötig, um Friends aus anstrengender Position zu setzen, dies ist jedoch in der Regel sehr gut möglich! Das Topo im Filippi-Führer ist eher ungenau und die Schwierigkeiten schwanken, besser ist das Originaltopo online oder im Rabanser-Führer.
Unglaublich, dass 2012 am Colodri noch eine eigenständige, neue Linie gefunden wurde!
Nachdem ich mir am Vortag in der "Aspettativa dei mondi superiori" die Hand aufgerissen habe, sollte es diesmal eine klassische, nicht zu schwierige Route werden. Mit 5m Tape um meine Hand gewickelt, sammelte ich sogar erste Erfahrungen im Riss"klemmen". Erst nach Mittag standen wir am Einstieg, wo bereits eine nette, tschechische Seilschaft herumwerkte. Sl 1 querten wir noch seilfrei an die Kante, von der aus man links ums Eck die tiefe Verschneidungs-rampe erreicht. Sl 3 quert steil im Auf und Ab nach links, wobei erst am Ende die Schwierigkeiten warten. Hier bezieht man Stand an den zwei BH der Route "Trice", die sehr nahe kommt. Nicht den Bohrhaken folgen (wie es die Seilschaft vor uns versuchte), die Route ist schließlich klassisch, sondern rechts die Verschneidung weiter. So konnten wir idealerweise überholen ;) Die Schlinge am Beginn von Sl 5 signalisiert die A0-Stelle, frei geklettert 7. Auf dem Band kann man etwas links wieder den sicheren Stand der "Trice" beziehen.
Es folgt die obligatorische Schlüsselseillänge, 40m 6+, zwei "Orientierungshaken, viel Luft unter dem Hintern und dutzende Placements für Friends. Mit dicken Armen musste ich mir die wenigen Friends gut einteilen. Nach dem Kamin, Sl. 7, entschieden wir uns für die ideale, direkte Variante gerade hoch und zuletzt rechts zu einem Baum. Bei den letzten beiden Seillängen gibt es sicher mehrere Möglichkeiten, wir wählten den grauen, plattigen Riss, der erst ganz zum Schluss zwei Haken bietet, ansonsten clean und gar nicht so leicht. Die rechte Variante sah leichter aus, dazu muss man aber zuerst durch Vegetation hinüberqueren...
Facts:
400m; VII; VI+ oblg.; E 4-; 10 Sl; Friends #0,5- #3, evtl. doppelt!; Keile; Doppelseile; Schlingen für Bäume;
Teils schlechte Normalhaken an den Standplätzen, müssen unbedingt aufgebessert werden!;
ganz vereinzelt alte Normalhaken; teilweise lockere Schuppen, alpine Erfahrung notwendig!;
Super Linienführung entlang steiler Verschneidungen, Schuppen und Kamine;
anhaltend VI; 4-6 Stunden;
Erwähnenswert beim Abstieg ist noch ein riesiger Spalt im Boden, also Augen offen halten! ;)
weitere Infos, Topo und Wandbild hier.
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Geplant war eine leichte, alpine Route im Kaiser, da es bei der Anreise (und auf den informativen Webcams) uns dann aber tatsächlich zu winterlich aussah, fuhren wir kurzerhand weiter Richtung Steinplatte. Da wir beide die "Am Ende der Sonne" noch nicht kannten und ich sogar noch ein Topo auf dem Handy gespeichert hatte, war die Entscheidung klar. Statt den ganzen Friends brachten wir noch genügend Exen zusammen, die ausgelatschten Kletterschuhe mit dicken Socken waren eh dabei und Chalk braucht man bei den kalten Temperaturen eh nicht. Alfred hatte immerhin seine Freeridehose an, während ich mich über meine neue Montura Einkleidung freute.
Nachdem ab 9:30 langsam die Sonne in die Wand kam, kletterten wir den linken "Sockelzustieg" (6+;7-;5) in zwei Seillängen, womit sich eine anständige Länge ergibt. Stand in der Scharte an Sanduhr rechts neben dem Routennamen.
Sl 1 im Zick-Zack durch die Platte (6+).
Es folgt die Schlüssellänge über glatte, kratzige Platte mit ungut platziertem, zweitem Haken oberhalb vom Stand auf Band. Danach anstrengender (Piaz-)Riss. Die Schwierigkeiten sind relativ zwingend zu klettern (9-)!
Sl 3 gerade hoch, plattiges Suchspiel auf ein Band, links kommt die Route "KdW" sehr nahe (7).
Die überhängende Kante rechterhand ist zwar sehr kurz, aber knackig; unübersichtlicher Spannweitenzug an scharfen Löchern (8-).
Es folgt einzigartig löchriger und rauer Traumfels, nach einigen steilen Metern lehnt sich die Wand etwas zurück und präsentiert Genuss pur. Man klippt einen Klebehaken der "Ironlaus", danach nicht links sondern gerade hoch entlang von zwei Sanduhren und BH zum Stand (7+).
Die letzte Länge startet in ähnlichem Stil genussreich bis zum Dach, welches an Löchern und Leisten überwunden wird und nach oben hin immer seichter werdend in einer Wasserrille auf dem Plateau endet (8).
Abseilen orografisch links 3x über die "Ironmouse" und Nachbarstände.
Danke an Esl Erg für die Erstbegehung, der sie Hubi Fink gewidmet hat (Hubi-Fink-Ged.-Weg)
200m; IX-; VIII oblg.; E 2-; 10 Exen; 50m Doppelseile
Sehr schöne Sportkletterroute mit guter, aber doch recht zwingender BH-Absicherung, Standplätze entweder ein Ring oder Kette. Friends und Keile sind nicht notwendig. Meist im 7ten Grad mit schwierigen Einzelstellen, die zweite Seillänge ist wesentlich schwerer als der Rest der Route. Die benachbarte Pfingsthoanigl fande ich persönlich härter bewertet und auch anhaltender.
Nachtrag: Am 19. September 2019 konnte ich mit Clement nach unserer Onsightbegehung der
"Kraft der Worte 8" im Anschluss noch einen farbigen Punkt hinter diese Route setzen :)
4. Advent. Seit zwei Wochen Sonne pur und angenehme Temperaturen, nur heute nicht, weshalb man eigentlich "Winterbegehung" sagen kann. Wirklich anspruchsvoll ist dieser Pauseklassiker nach der üppigen Sanierung eh nicht mehr, die ganze Leistung gebührt den Erstbegehern im Jahre 1957. Zu viert machten wir uns an den zweistündigen Zustieg, nach langem Hin und Her bildeten schließlich Lukas und ich eine Seilschaft, während Aaron und Alfred die benachbarte "Hannemann" kletterten.
Die Angaben beziehen sich auf den neuen Wettersteinführer Panico von 2016:
Den schrofigen Sockel seilfrei links oder rechts rum hinauf. Erstmal Liegestützen machen bei diesen Minusgraden. Länge 1 und 2 lassen sich problemlos zusammenfassen, hier geht es gleich richtig zur Sache. Schon nach drei Metern kaltem Fels in der Hand möchte ich fast aufgeben, kämpfe mich aber mit tauben Fingern über die wenigen kleingriffen Meter zum rettenden No-Hand-Rest und Aufwärmpoint. Nun den rechten Riss hoch und nach links zum Stand (45m; 7).
Während Lukas nachsteigt, erreichen mich ein paar Sonnenstrahlen durch die immer dichter werdende Wokendecke, sodass es kurz heiß wird.
Es folgt die spektakuläre Hangelschuppe mit anschließender, steiler Verschneidung an Schuppen, ein Traum (30m; 6-).
Sl 4 beginnt steil und henklig, dann eine Rampe nach links ums Eck (30m; 5+).
Die plattige, teils splittrige Sl 5 leitet direkt unter den überhängenden Pfeiler, der laut altem Panico rechts umgangen wurde (50m; 5-).
Das erklärt auch, warum diese steile Rissverschneidung kein Vierer ist, der Stand befindet sich hinter dem (Schnee-) Band an der Headwall (40m; 5+).
Kurz nach links in die Verschneidung mit Klemmblock und rechts haltend bis zum höchsten Punkt an Köpfelschlinge (40m; 4).
Nur kurz genießen wir die Aussicht ins verschneite Rheintal, schließlich ist es kalt. Zügig seilen wir über die "Hannemann" ab, mit 50m Seilen 5mal, mit 60m Seilen nur 4mal. Erst hier wird uns bewusst, wie mega zerklüftet die "Wand" der Scharnitzspitze tatsächlich ist.
Fazit: Üppig sanierter Pauseklassiker an unten steilem, gelbem Fels mit unglaublichen Schuppen und Henkeln, jedoch nicht immer ganz fest. Danach wird es plattiger und leichter, der steile "Durchschlupf" zwischen den roten Überhängen ist nicht so wild, wie es von unten ausschaut. Zwei KH als Stand, einige KH und wenige Schlaghaken pro Seillänge. Insgesamt benötigt man meist keine mobile Ergänzung. Tolle Route während eindrucksvoller Wolkenstimmung, wir waren definitiv glücklicher am Gipfel als bei Sonnenschein ;)
250m; 7 Sl; VII; VI+ oblg.; 10 Exen; Cams #0,5 bis #2; Keile; 60m Doppelseile; (Daunenjacke)
Nach zwei sehr ruhigen Monaten starteten wir bereits zwei Tage nach der klassischen direkten Südkante am Mühlsturzhorn von Hinterstoisser/ Kurz schon wieder an den Fels. Diesmal an die südseitige, tief gelegene Steinplatte, die man sogar im Winter trotz Skibetrieb über die Mautstraße schnell erreicht.
Während dem eiskalten Zustieg und am Wandfuß zweifelten wir noch, ob es in den linken Routen wegen der Westausrichtung frisch werden könnte, da wir aber erst gegen 12.00 loskletterten, gar kein Problem. Es gibt jedoch auch einige ebenfalls lohnende, südseitige Routen wie "Wiederholungstäter" und "Ironmouse".
Am Sockelvorbau hat man die Wahl zwischen drei Einstiegen. Wir wählten den mittleren, schwierigsten (1. Sl. 7+; 2. Sl. 7-) Start, der gleich so richtig die Unterarme aufpumpt! Eine kurze, leichte Verbindungslänge auf den Sockel und links hinab führt zum eigentlichen Start an einzelnem BH. Es folgt eine steile Querung (25m; 6) und eine alpine Auf-und-Ab-Querung in etwas alpinerem Gelände nach links (35m; 5+).
Nun beginnt die plattige Headwall in allerbestem Fels, zuerst steile Wandkletterei an Schuppen und Löchern (25m; 7+).
Etwas verschnaufen kann man in der folgenden, weniger anstrengenden Länge, dafür mit einem Platten-Runout (25m; 7) gewürzt.
Das Herzstück der Tour ist sicherlich der steile, griffige Riss, hier ist ordentliche Ausdauer gefragt (35m; 7+). Die vermeintliche Schlüsselseillänge ist insgesamt recht genussreich, jedoch mit einer kratzigen Einzelstelle.
Flacher werdend zu einer Latschengasse und nach rechts zur Abseilpiste der "Ironmouse", worüber mit 50m Doppelseilen entspannt auf dreimal abgeseilt werden kann.
Fazit: Sehr gut mit Bohrhaken gesicherte Sportkletterroute in allerbestem Fels mit einigen Weltklasse Seillängen. Die Kletterei ist der Steinplatte entsprechend schwierig zu lesen und fordert eine gute Fußtechnik und Kraft für weite Züge an guten Schuppen, Leisten und Löchern in plattigem Fels.
Mobile Sicherungsmittel werden nicht benötigt, die Schwierigkeiten müssen jedoch meist zwischen den Haken beherrscht werden. Ketten an den Ständen, wegen der vielen Nachbarrouten besser das Topo studieren und immer den gleichen Bohrhaken folgen! ;)
250m; 8 Sl; VIII- oblg.; E 2-; 10 Exen; Schlingen; 50m Doppelseile;
Die beiden Ausnahmebergsteiger Hinterstoißer und Kurz wurden tragischerweise erst durch ihren Tod bei dem Versuch, die Eiger Nordwand erstzubesteigen, öffentlich bekannt. Wenige Tage zuvor, im Juni 1936, gelang ihnen noch dieses Meisterstück über die direkte Südkante aufs Mühlsturzhorn, welche ganze 30 Jahre lang als die schwierigste Felskletterei in den Berchtesgadenern galt.
Da mittlerweile der Dezember Herbst in den Alpen bedeutet, machten wir uns am 7. Dezember an den arschkalten, langen Zustieg. Nach zwei zuletzt schweißtreibenden Stunden stehen wir plötzlich in den wärmenden Sonnenstrahlen unter einer Wand, die man am liebsten den ganzen Tag von unten bewundern und alle erdenklichen Linien klettern möchte.
Mit einem (Stadt-) Radl spart man sich übrigens einige flache Kilometer auf der Teerstraße, Zustieg dann 2 bis 2,5h.
Wir orientierten uns an dem guten Internettopo, anbei ein paar Ergänzungen:
Die ersten zwei Seillängen hänge ich mit ordentlich verlängern zusammen und werde auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht, ganz schön alpin. Kaum geht man mal einen Monat nicht an den Fels, wird man unsicher. Der einzige gebohrte Zwischenhaken der Tour in ausgerechnet einer der "leichtesten" Längen hilft mir deshalb sehr (40m; 6).
Es folgt die SSl entlang steiler Risse, gesichert mit einigen Schlaghaken. Für Lukas im Vorstieg eine 7-/A0, im Nachstieg lässt sich der freie Durchstieg nur schwer bewerten, aber sicherlich keine leichte 8 minus, klassisch eben!
Entlang eines griffigen Risses geht es zum Stand in der dritten Höhle. Es folgt der Faustriss im fünften Grad. Wenn es laut Topo "einprägsame Kletterstellen" gibt, sind eben genau diese nicht zu unterschätzen.
Ein reiner Sportkletterer weiß sich in diesem glatten, steilen Spalt erstmal nicht richtig hochzuquetschen, mit großen Friends gut abzusichern.
Die folgende 60m Verschneidung ist für mich das klettertechnische Highlight und Herzstück der Tour. Traumhaft logische, anhaltende Kletterei mit wenigen Schlaghaken und vielen Placements für mittlere Friends. Geht nicht in die Arme, sondern auf die Waden.
Nach einer eher einfachen Verbindungslänge braucht man nochmals etwas Kraft für die steile, ausgesetzte Rechts-Links-Querung, welche man mit Verlängern gleich bis zum Ende der Schwierigkeiten verbinden kann.
Nun immer links haltend über das große Band zum Ausstieg an mehreren Klebehaken. Von dort orografisch rechts queren und die zweite Rinne abklettern. Von dort 2x abseilen auf Band, wieder rechts queren, an Wandbuch vorbei in Rinne und nochmals 3x abseilen.
Stände geklebt, dazwischen wenige Normalhaken, jedoch lässt sich die ganze Route super mit Friends absichern. Logische Linie entlang von Rissen und Verschneidungen in kompaktem Fels. Wunderschöne, abgeschiedene Kulisse. Mit dem Schnee im Hintergrund sicherlich einzigartig im Dezember, die Tage sind aufgrund des langen Zu- und Abstiegs aber doch sehr kurz.
50m Doppelseil; 12 Exen; Friends #0,5 - #3, mittlere doppelt; Keilset.
Eine ganz neue Erstbegehung in den Berchtesgadenern von unserem Kumpel Lukas. Nach einem bergfreien Monat Grund genug, sich mit der ersten Wiederholung am 1.November ein Bild von dieser zu machen.
Mit der Zustiegsbeschreibung ist der Einstieg zwar leicht gefunden, das letzte Stück am Wandfuß entlang benötigt jedoch noch etliche Begehungen, damit ein Weg entsteht.
Nach den ersten zwei recht schrofigen Längen zieht eine Art Verschneidungsrampe zu steilerem Wandteil. Sl 4 und 5 bieten tolle Kletterei in gutem Fels. Die sechste Länge leitet mit einer kurzen Plattensequenz zur Headwall.
Die SSl entlang einer Piazverschneidung endet an einem glatten überhängenden Bauch. Entweder an zwei Haken A0, grundsätzlich aber frei möglich, es muss nur etwas geputzt werden, dann ist die Route aber noch inhomogener.
Soll heißen, was zählt ist das Erlebnis, und deshalb eine doch abwechslungsreiche Tour.
Eine kurze Verbindungslänge durch Latschen führt zu einer weiteren Traumlänge, steile Piazverschneidung in bestem Fels bis zu einem Absatz mit Wandbuch. Sl 10 ohne Zwischenhaken führt zum letzten Stand, von dem man abseilt.
Alternativ ein brüchig wirkender Schrofengrat zum Gipfel (III-IV), dann kommt man aber nicht mehr am Wandfuß vorbei.
Sonne bis 14 Uhr; gut mit BH gesichert; einige mittlere Friends schaden nicht (C4 #0,5 - #2); 350m; 10 Sl; VIII und A0; VII+ oblg.; E 2
Beschreibung, Topo und Wandbild hier.
Merci an Lukas und Gefährten für diese Tour!
Die Sehnsucht wächst nach einigen ungemütlichen Herbstwochen ohne Fe1skontakt. Ein kleines Highlight konnten wir dennoch am 30. September 2016 bei besten Verhältnissen klettern. Anbei ein paar Informationen für potentielle Wiederholer, basierend auf dem alten Wetterstein Panico Topo.
Die erste Länge stellt sowohl moralisch, als auch klettertechnisch die höchsten Anforderungen der Route dar. Der erste Haken in 8m Höhe trennt gleich mal die Spreu vom Weizen und lässt sich nur schwer mobil ergänzen. Auch danach muss man ordentlich zwischen den Haken zupacken (40m 8; 5 BH).
Von einem komfortablen Absatz klettert man quasi blind eine plattige Kante ohne Sicherungsmöglichkeit zu zwei Schlaghaken, von dort rechts absteigend zu einem Bolt und leichter werdend rechts hoch zum Stand (40m 6+).
Der erste Haken der dritten Länge verleitet in eine plattige Sackgasse. Wo die Erstbegeher in dieser Route die Haken eher spärlich und auch nur dort setzten, wo man nicht mobil absichern kann, etwas verwunderlich, da einen Meter weiter rechts traumhafte Wasserrillen für kleine Freunde den Weg weisen (35m 7; 2 BH).
Sl 4 startet mit einer plattigen Rechtsquerung und führt in das Schrofengelände, wo auch die "Spindlerführe" kreuzt (50m 6+; 2 H)
Der markante, sehr seichte Riss fordert erneut die Psyche des Vorsteigers, insbesondere vor dem sehr hohen, ersten Haken (35m 8-; 3 BH).
Gar keine Haken gibt es dafür in der sechsten Länge, der genaue Weg durch etwas brüchige Schuppen ist nicht ganz klar, man kann jedoch super absichern und schwer fanden wir es auch nicht (30m 7+?!).
Der logische Weiterweg linkerhand durch einen tollen Riss ohne Haken lässt sich mit kleinen Friends super absichern. Nach einem Fixkeil im oberen Teil Querung nach rechts zum Stand. Nicht ganz klar wo es langgehen soll, auch eher leichter als angegeben (40m 8).
Ohne viel aufs Topo zu schauen direkt in intuitiver Linienführung zum Grat, dort mobil Stand bauen (55m 6-; 1 BH).
Fazit. Sehr schöne Route in meist perfektem Fels. Immer zwei BH an den sehr bequemen Standplätzen, sonst minimal gesichert. Oft bieten sich gute Placements für Friends und auch Keile an, teilweise jedoch sind ordentliche Runouts zu bewältigen. Moralisch deutlich anspruchsvoller als die Friedenspfeife von den gleichen Erschließern. Moderne Route, fordernder aber zeitgemäßer Charakter, die wahre Leistung vollbrachten wie immer die Erstbegeher Heinz Zak und Bernhard Hangl, Danke!
Nicht zum Abseilen eingerichtet, aber möglich. Besser über die Zak-Abseilpiste runter.
300m; VIII; VIII oblg.; E 3+; 8 Sl; Keilset; Friends #0,4 bis #3, evtl. mehr oder doppelt!
Vom Parkplatz an der Scharitzkehlalm geht man sehr entspannt zum beeindruckenden Sockel des Hohen Göll, dieser außergewöhnlich löchrige Plattenpanzer ist ein Top Klettergarten in der
Region für obere Schwierigkeitsgrade. Rechts des Huber´schen Testpieces "Scaramouche" - übrigens 10- und E 5, da der Alex ja nur vor und nach den schwierigen Stellen Bohrhaken setzen kann. Ist ihm sonst im Vorstieg zu anstrengend. Großes Kompliment für diese Leistung und den fairen Stil! - beginnt der Pauseklassiker der Herren Gauder und Helminger von 1943.
Entlang erstaunlich leichter Schwachstellen kletterten sie relativ direkt entlang von Rissen durch den kompakten Wandteil. Vor dem überhängenden, abweisenden Pfeiler querten sie nach links. Fast wären sie sogar frei durchgekommen, wären da nicht wenige plattige Meter zwischen zwei Bändern. So kam es -wie so oft in dieser Zeit- zu einem (Doppel-) Seilzugquergang, der sich heute mit den richtigen Kletterschuhen freiklettern lässt.
Am 27.09.2016 fanden wir die Route, welche an den Standplätzen mit je einem AV-Ring plus einem Bohrhaken in der SSl saniert wurde, in komplett trockenem Zustand vor. Wenige, aber doch recht passable NH als Zwischensicherung, es finden sich immer wieder gute Placements zum absichern. Der Fels ist meist gut, die bis in den Herbst nassen Stellen sind derart rau, dass man trotzdem hochkommen kann. Meist im 5ten Grad, einige Stellen schwerer.
Friends #0,5 bis #3; Keile; 60m Doppelseil
Da es sich in manchen Berichten nur noch um Zahlen und Leistungen geht, möchte ich von dieser Einstellung hiermit Abstand nehmen. Was sind wir eigentlich für eine Generation, wenn es sich nur noch um Topoverbesserung dreht und die Erstbegeher und Führerautoren teilweise wegen jedem kleinen Fehler sogar beleidigt werden? Früher gab es gar keine oder nur einfache Topos - siehe "im Extremen Fels". Wer sich an einer logischen Linie orientiert, wird wohl anhand von Begehungsspuren, Haken und dem Topo den Weg finden (mit etwas Spürsinn).
Friends und Keile hat man ja schließlich immer am Gurt baumeln. Vorausgesetzt, man geht nicht derart überheblich mit Schwierigkeitsgraden um, gerade bei Klassikern. Lieber zu viel Respekt haben, dann ist es auch egal, ob drei oder fünf Haken, bzw. 30m oder 40m Seillänge. Ich finde, wir können den Luxus von einem Topoguide oder Panico etwas mehr schätzen, auch wenn der Abenteuerwert bei manchen Routen darunter leidet, aber auf keinen Fall kritisieren, schließlich sind Mehrseillängen kein Hallenklettern. Ebenfalls respektlos und unnötig ist das auf- und abwerten der Schwierigkeiten aufgrund der persönlichen Leistungform.
Hier also ab jetzt von meiner Seite eher wenige, dafür nützliche Hinweise für Kletterer, die den nötigen Spürsinn und Respekt besitzen. Angaben bezogen auf das Panico Topo:
Sl 1 seilfrei die Rampe hoch
Sl 2+3 leicht, zusammenhängen
Sl 4 plattige Querung nach rechts
Sl 5+6 kaminartige Rinne, zusammenhängen
Sl 7+8 rauer, nasser Riss, dann Platte nach rechts hoch, unbedingt verlängern, zusammenhängen
Sl 9 eher links halten, mobiler Stand?!
Sl 10 Riss ohne Haken, links halten
Sl 11 mittlere Rissverschneidung nach links, etwas brüchig und bewachsen, nach links um´s Eck. Querung zum Wandbuch (warum vor der Schlüsselstelle?!) Achtung: die zwei Haken im linken Riss enden in einer Sackgasse!
Sl 12 SSl vom Stand weg steiler Riss, vom Klebehaken (Seil in Fixkarabiner einhängen) wieder abklettern und querend auf ein Band abklettern. Die Schwierigkeit besteht darin, den "Durchschlupf" der plattigen Wandstelle zu erkennen und richtig zu lesen ;) Es folgt eine zweite, wesentlich leichtere Seilzugquerung zum Stand. Wenn also ein Halbseil in den je höchsten Haken eingehängt wird und das Seil darunter am Band neu eingebunden wird, ist auch der Nachsteiger super gesichert.
Sl 13 Riss leitet in den Trichtergrund
Sl 14 linke Kaminverschneidung
Sl 15 tolle Verschneidung
Sl 16 lange Länge, Kamin bis zum Grat
Wir entschieden uns - anders als die Erstbegeher, welche in leichter Kletterei bis zum Gipfel stiegen - für die Abseilpiste der damals noch nicht vorhanden, mittlerweile sanierten Route "Trichterpfeiler", die orografisch leicht rechts beginnt. Zustieg: 45min/ Route: 5-6h/ Abseilen und Abstieg: 2h
Zustieg vom Gasthaus Jägerwirt oberhalb Scheffau zum Rucksackdepot am Wasserfall und weiter zum Wandfuß. Der Einstieg befindet sich oberhalb rechts der "Delikatesse" am Ende des brüchigen Vorbaus, links des Sonnenpfeilers.
Der steile Sockel ist am Vormittag noch im Schatten, auch ohne Kaltstart ist die Schlüssellänge richtig pumpig, aber traumhaft schöne Wandkletterei.
Die zweite Länge ist kurz und der Stand unbequem, deshalb am besten Sl 2 und Sl 3 zusammenhängen, Sl 4 über den Sonnenpfeiler.
Nach diesem anstrengenden Auftakt quert man nach links zur plattigen Hauptwand. Wir haben die folgende Länge ausgelassen und sind seilfrei über das Schrofengelände links vorbei bis zum Stand unter der 8- gegangen. Es folgen tolle Längen in super Fels, allerdings weniger anhaltend als in den benachbarten Routen.
Sl 11 und Sl 12 sind jeweils 30m lang, deshalb lieber nicht zusammenhängen.
In den letzten beiden Längen haben wir lediglich zwei Schlaghaken gefunden, es gibt mehrere Möglichkeiten durch Risse zum selber absichern. Da ich keinen Stand gefunden habe, kletterte ich in 55m direkt zum Ausstieg an einem Bohrhaken. Abstieg über die Kopfkraxen.
Zustieg: 1,5 - 2h
Route: 6-8h
Abstieg: 2h
12 Exen; 60m Doppelseile; Keile; Friends 0,5 - 1 können super eingesetzt werden; Schlingen;
VIII+; VIII- oblg.; E 2; 14 Längen; 450m
Wandbild, Topo, etc. bei Markus Stadler
erste Route von H. Haselsberger und Gefährten an der Sonneck Südwand im Jahre 1995
Fazit: Schöne und lange Sportklettertour, die Felsqualität ist gut bis sehr gut mit einigen brüchigen Stellen. Aufgrund weniger Begehungen gibt es insbesondere im oberen (leichten) Teil lockere Griffe und Schuppen.
Einen Tick alpiner, etwas inhomogener und etwas schlechterer Fels als in den beiden
Toprouten Haselnuss und HaZo-Fantastica.
An den Standplätzen immer 1 oder 2 Haken, mindestens jedoch 1 guter Bohrhaken.
Komplett zum abseilen eingerichtet.
Die Absicherung ist der Schwierigkeit entsprechend gut, 8- sollte man jedoch klettern können, die Abstände sind zwischen 2 und 5m, in den leichten Längen weiter.
Die Ausstiegslängen entlang von Rissen und Verschneidungen können und müssen super selbst abgesichert werden.
Nach den tollen Risslängen vom Zauberlehrling kletterten wir am Nachmittag noch diese bestens eingerichtete Sportkletterroute rechts der eigentlichen Repswand. Das Erschließerduo Reini Scherer/ Dieter Stöhr hat hier eine weitere Toproute geschaffen.
Gleich die erste Länge stellt die Schlüsselstelle dar, entweder über die linke Variante 8- oder rechts sogar 9-. Wir entschieden uns für den steileren, aber leichteren Einstieg links. Mithilfe des "Starterkabels" lässt sich dieser pumpige Einstieg nullern (für kleine schwer!).
Nach der ausdauernden Länge folgen traumhafte Verschneidungen und Platten, das ganze bei super BH-Absicherung.
Die Stände sind immer auf einem komfortablem Band oder Absatz, jede Seillänge ist quasi ein Aufschwung, wie eine Riesentreppe.
Abseilen über die Route. Achtung Seilverhänger in den Latschen auf dem mittleren Band möglich.
VIII- oder VII oblg.; 200m; 6 Sl; 10 Exen;
Erstmals ging es für mich mit dem Fahrrad Richtung Halleranger, ein Gebiet, das ich 2017 hoffentlich besuchen werde. Bei der Abzweigung der Kastenalm gelangt man linkerhand zur Repswand, einer geschlossenen Plattenflucht, die von vielen feinen Rissen durchzogen wird.
Die Route "Zauberlehrling" wurde 1988 von Heinz Zak/ Walch nahezu clean erstbegangen, lediglich wenige Schlaghaken wurden zum Abseilen belassen. 2008 kamen Christoph Martin und Konrad Richter und richteten auf ziemlich gleicher Linie Ihre Route "born 4 crack" ein.
Gegen die vielen Bohrhaken im plattigen Teil ist wohl nichts einzuwenden, da man nicht dem leichtesten Weg folgt. Die beiden Risslängen jedoch wurden gewaltig entschärft, spannend kann es dennoch werden, wenn man -wie wir- zum ersten Mal mit Rissklettertechnik konfrontiert wird.
Die erste und vierte sehr glatte, plattige Länge ist unterbrochen von steiler, leistiger Wandkletterei in der zweiten Länge und einer leichten Rampe in der dritten Länge.
Am Ende von Sl 4 muss die (übrigens hohle) Schulterrissschuppe mit einem Klemmblock gesichert werden, große Friends können helfen.
Das Herzstück der Tour, Sl 5 ist eine 40m lange Rissspur. Wer souveräne Klemmtechnik beherrscht, kommt sicher mit den 6 BH aus. Ansonsten unterstützen Cams die Nerven; #0,75 bis #3, evtl. sogar #1 und #2 doppelt.
Sl 6 ist etwas leichter und eher eine Rissverschneidung mit vielen Rastpositionen, die sich gut mit kleinen bis mittleren Friends, #0,3 bis #2 absichern lässt, hier (nur) zwei BH.
12 Exen; Doppelseile; Cams 0,3 bis 3; Keile; Abseilen über die Route, Stände AV-Ringe
6 Sl; 220m; E 3-; 7+ oblg. ohne Friendbelastung; Topo und Infos bei Christoph Martin
Der Zauberlehrling an der Repswand im Karwendel besticht wahrlich mit anderen Fakten als ein solcher an der Cima Scotoni von Christoph Hainz. Für die vielen Hobbykletterer unter uns, die keine magischen Fähigkeiten haben, eine tolle machbare Route mit -abgesehen von den Risslinien guter Absicherung- und bestem Fels. Während dem Klettern soll man ruhig mal an die Leistung der damaligen Erstbegeher denken, was großen Respekt und Bewunderung hervorruft. Die eigene Wiederholung rückt dann etwas mehr in den Hintergrund, und einmal mehr sieht man, dass hier Prahlerei nicht angemessen ist, sondern auf diesem Blog lediglich ein paar objektive Fakten für Interresierte Kletterer für eine Begehung von Bedeutung sind.
Im Anschluss kletterten wir noch die benachbarte Starthilfe von Reini Scherer,
welche sich 200m rechts um´s Eck neben der Repswand befindet.
Der Einstieg befindet sich 5m rechts der oft nassen Rissverschneidung der Route "Brych".
Die ersten Haken sind auf der grauen Platte schwer zu erkennen, dann geht es leicht rechts durch den Überhang und zuletzt wieder nach links. Bei den extrem rauen Riesenwasserrillen besteht durchaus Gefahr, Schlingen und Seil aufzuschlitzen.
Nach einer kurzen Verbindungslänge kommt die absolute Schlüsselstelle der Route, da sie anhaltend schwierige Kletterei bietet und das eben auch zwischen den Haken, sodass keine Möglichkeit zum Nullern besteht!
Wer noch etwas zusätzlich Material am Gurt hat, kann Sl 4 gleich noch anhängen. Vom sehr unbequemen Stand nach Sl 4 geht es leicht links direkt in Falllinie durch den Überhang. Hierzu den Zwischenstand der rechten Nachbarroute verlängern, um etwas auszuweichen. Raue Querung rechts hoch, schwere Stelle zum letzten Haken, zuletzt Runout bei Querung von einem Klassiker zum Stand in Nische.
Man nehme die rechte Bohrhakenlinie, links kommt wieder eine Nachbarroute sehr nahe.
Traumhaftes Finale, die letzte Länge vom Stand weg anstrengend, dann leichter werdend, finden bei weiteren Abständen evtl. kleine Friends Verwendung. Nach einem Runout folgt ein Schuppengrat vom Feinsten, mit Köpflschlingen super zum Selberabsichern.
Über die Fahrradlkante links haltend hoch an Stand vorbei und mit tollem Spreizschritt auf einen Turm, dann Linksquerung und hoch zu AV-Ring auf Absatz (50m; 2H; 4).
Zustieg: 30min
Route: 4-5h
Abstieg bis Hütte: 1,5h
Danke an die Erstbegeher Tom Höck und Christian Pfanzelt, 1. RP am 04.08.2007
Fazit: Sehr schöne Sportkletterroute in sehr rauem, wasserzerfressenem Fels.
Gute Absicherung mit Bohrhaken, Abstände ca. 5m. Die Schwierigkeiten müssen beherrscht werden!
10 Exen; evtl. Satz Keile oder kleine Friends; Doppelseile fürs Abseilen
Nach dem feuchtschönen Zustieg durch die Partnachklamm mit Fahrradhilfe, zuletzt schweißtreibend steil, betritt man plötzlich eine andere Welt, den ganz besonderen ORT.
Nach dem steilen, schrofigen Zustieg zur ausgewaschenen Domrinne und diese weiter hinauf. Zum Einstieg ausgesetzte Querung nach rechts zu AV-Ring gemeinsam mit der PS Verschneidung, Sicherung möglich, eigentlich nicht schwierig, aber spektakulär (III).
Die ersten beiden Längen sind gleich die schwersten, es muss trotz vieler Bohrhaken zwischen den Haken geklettert werden. Toller plattiger, meist rauer Fels. Teilweise aber auch glatt und flechtig, präzise treten!
Danach über mehrere Längen traumhafte Henkelzieherei an teils lockeren (Monster-) Schuppen unterbrochen von der Querung in Sl 4 (Kreuzung der PS-Verschneidung).
Oben raus wird es leichter, in Sl 7 vom AV Ring bis zum letzten Stand auf einem Absatz, entweder gleich orografisch links abseilen oder einige Meter auf die Gratkante kraxeln. Die obersten Abseilstellen kann man noch abklettern, dann mehrmals orografisch links des Berggeistturms abseilen und zuletzt links querend (10m Gegenanstieg) absteigen.
Ein Abseilen über die Route ist möglich, aber nicht sinnvoll, da die Domrinne abkletternd anspruchsvoller ist und wohl auch länger dauert!
Im Anschluss kletterten wir noch den sanierten Pauseklassiker "Schober" 300m, 6+, E 2+; am unteren Schüsselkarturm, da man im Abstieg quasi fast daran vorbeikommt. Wo einige Stunden zuvor noch Stau war, konnten wir gerade noch vor der Dunkelheit diesen absoluten Hit im sechsten Grad genießen.
Zustieg ab Hütte: 1h
Route: 3-4h
Abstieg zu Hütte: 1,5h
Fazit: Traumhafte, moderne Sportkletterroute durch meist perfekten, griffen Domkalk. Rauer, plattiger Fels, teils aber auch glatt und flechtig, präzise treten! Oben raus tolle Längen mit steilen Schuppen und Lochwänden.
Die Absicherung mit Bohrhaken ist sehr gut, die Schwierigkeiten müssen jedoch beherrscht werden, aber es sind keine mobilen Sicherungsmittel notwendig.
300m; VIII- oblg.; 8 Sl;
E 2-; 10 Exen; Doppelseile
Großes Dankeschön an R. Heiland und K. Staltmayr für ihre tolle Erstbegehung 2001!
Topo: Wetterstein Nord von Panico
Sl 2 startet mit einem senkrechten Griffsuchspiel an Löchern und wird nach oben hin leichter, insbesondere an den ersten zwei BH Halbseiltechnik anwenden (35m, 7-).
Anstatt den Bohrhaken über die Platte zu folgen (Alea iacta est) klettern wir die traumhafte Verschneidung und queren an ihrer Schwachstelle nach rechts um die Kante, der BH am Ende der Querung
kann nur mit Halbseiltechnik geklippt werden (50m, 6+).
Linkshaltend über schöne Platten wie immer etwas im Zick-Zack den griffigsten Strukturen nach zum etwas versteckten Stand unterhalb eines (länger nassen) Überhangs (35m, 6-).
An einer Untergriffschuppe quert man kurz nach links, dann gerade hoch und zuletzt links herum auf den Absatz. Die sehr geschlossenen Platten ließen hier erst im oberen Teil eine Absicherung zu, sodass in dieser fünften Länge sehr überzeugt weggestiegen werden muss (50m, 6-).
Vom Band nach rechts in die sehr genussreiche Verschneidungsrampe auf das nächste Band mit riesigem Block als Stand (50m, 5).
Nach den letzten leichten Metern erreichen wir den Gipfelgrat und damit die Sonne. Eigentlich hätten wir wie Christoph über die Nordwand abseilen können, aber der heiße Abstieg war mit zwei
Abseilern schnell überwunden.
Wer weit über den angegebenen Schwierigkeiten klettert, wird im Plattenspieler tolle Momente gewinnen. Sonst kann man auch vieles verlieren, denn die Würfel sind erst am großen Band
gefallen. Die Standplätze sind von guter Qualität, dazwischen vereinzelt Schlaghaken und Sanduhren, unten sogar Bohrhaken. Es kann aufgrund des sehr geschlossenen Gesteins oft gar nicht
oder nur schwierig mobil ergänzt werden.
Trockene Verhältnisse abwarten!
Zustieg: 20min/ Route: 4-5h/ Abstieg: 40min
Cam´s 0,4-1; Keile; 8 Exen; 50m Doppelseile
Links des meist nassen Überhangs überwindet man den steilen Sockel an Löchern und Henkeln (40m; 6; 6BH).
Sl 2 und 3 kann man problemlos zusammen hängen, der optimale Stand auf einem großen Band besteht aus BH und Köpfl, der ZS dient lediglich zum abseilen (50m; 5+; 3BH).
Die namensgebende Sl 4 über eine glatte, wasserzerfressene Platte mit versteckten Löchern und Leisten sollte lieber trocken sein (35m; 7-; 5BH, 3SU).
Etwas steiler, dafür mit größeren Löchern folgt die fünfte Sl. Der Zwischenstand ist wieder nur zum abseilen eingerichtet, besser steigt man gleich über das geröllige Band zum Stand unter einem
riesigen Block (55m; 6; 6BH, 1SU).
In einer Rechtsschleife geht man 60m zur Headwall, wo die Route Eghes bei einem Steinmann beginnt.
Nach der Markierungssanduhr folgt unter ständiger Groundergefahr eine splittrige Platte mit heiklen Abständen (35m; 7+; 6BH).
Die obligatorische Schlüssellänge startet über eine leichte Schuppe, in der man super kleine bis mittlere Friends setzen kann, zum ersten Haken mit Rückzugsschäkel. Was folgt ist eine technisch anspruchsvolle Querung an steiler Tropflochplatte. Ein Sturz würde nach einem Pendler wohl auf dem Absatz enden. Wer das Seilstück am dritten Haken erreicht, hat es eh schon fast geschafft, dem Nachsteiger kann es durchaus die Psyche retten (30m; 7+/8-; 3BH).
Nach dieser heiklen Länge starte ich umso angespannter in die schwierigste, jedoch besser gesicherte SSl. Die Crux nach dem dritten Haken an splittriger, steiler Wand erfordert Feingefühl. Der
Normalhaken zum Schummeln befindet sich etwas links der Kletterlinie, sodass die Stelle sehr anspruchsvoll bleibt.
Der rettende Henkel oberhalb und auch sonst sind einige Griffe locker!!! (30m; 8; 6BH, 1NH).
Es wird nicht wirklich leichter, dafür aber gefährlich. Am Ende der vorletzten Länge wartet eine riesige, lockere Piazschuppe in Falllinie über dem Stand, die jederzeit ausbrechen kann. Eine Umgehung ist nur schwer möglich, ich habe den unteren Meter nicht berührt und lediglich den oberen Teil ohne volles Körpergewicht belastet (30m; 7+/8-; 4BH, 1NH).
Das Wandbuch ist kaputt und ohne Inhalt. Die letzte Länge ist wieder etwas entspannter, jedoch ebenfalls splittrig (20m; 6+; 3BH).
Entweder weiter zur Pisciadu Hütte oder gleich rechtshaltend zum drahtseilversicherten, stark frequentierten Abstieg.
länger nass, unbedingt trockene Verhältnisse abwarten. Die Absicherung und Felsqualität ist deutlich anspruchsvoller als in der benachbarten Oltre la Porta, welche schnell abtrocknet!
Vom Parkplatz des Pisciadu-Klettersteigs erreicht man gemütlich den Wandfuß. Während sich insgesamt 5 Seilschaften in der Ottovolante aufhalten, haben wir lediglich mit einer Dresdner Seilschaft das Vergnügen, welche uns netterweise sogar den Vortritt lässt.
Der Einstieg befindet sich 30m tiefer, rechts einer Verschneidung. Die Route startet vom Boden weg steil, nach der Groundergefahr spaziert man über ein Band zur zweiten Länge, welche ich gleich noch anhänge (50m; 7-).
Die A0-Stelle von Sl 3 lässt sich problemlos frei klettern, nach wenigen schweren Metern an einem Überhang folgt ein Runout in leichterem Gelände (30m; ca. 7+/8-; 3 BH).
Ferragosto in den Dolomiten. Als wir nach dem kurzen Zustieg vom Pian de Schiavaneis unter der schwarz-gelben Mauer stehen, werkelt bereits eine Seilschaft in "unserer" Route. Zu unserem Erstauen keine Italiener, sondern ebenfalls Münchner, zum Glück herrscht der große Andrang eher am Piz Ciavazes.
Da in verschiedenen Kletterführern vor den weiten Hakenabständen und der Ernsthaftigkeit gewarnt wird, steige ich angespannt in die erste, eher leichtere Länge, richtig zupacken muss man aber trotzdem schon (40m, 7-).
Nach der schweren Einzelstelle am Beginn der zweiten Länge gilt es, sein Pulver nicht zu früh zu verschießen, denn die Route fordert ordentliche Armkraft (40m, 7+). In Sl 3 geht es vom zweiten Haken überhängend gerade hoch, nicht rechts rum. Es bietet sich an, die kurze Querung nach rechts anzuhängen (50m, 7).
Nach diesem steilen Auftakt folgt eine kohlrabenschwarze Platte zuerst mit Groundergefahr und oben raus einem langen Runout (50m, 7). Ein steiler Aufschwung leitet unter die erste Schlüssellänge (45m, 7).
Zuerst geht es noch gestuft dahin, die Schüttelpositionen sollten wirklich genutzt werden, der steile Überhang pumpt extrem! Der meist nasse Teil wird an Henkeln und sogenannten "Pfützenkellen" überwunden, bevor es an großen Löchern in gelbem Fels ausgesetzt weiter geht. Mit allerallerletzter Kraft rette ich mich nach links zum erlösenden Stand (50m, 8-).
In Sl 8 klettert man in Hakenlinie etwas im Zick-Zack, Griffsuchspiel in plattiger Wand (55m, 7).
Über die leichtere, dafür teils etwas brüchige Sl 9 steigt man auf den großen Absatz (50m, 7-).
Das brüchige Band führt zur Headwall einige Meter links des gewaltigen, nassen Kamins. Wer genug hat, kann nach rechts über das große Band in leichter, alpiner Kletterei abbrechen. Topo der möglichen Routen besorgen.
Sl 10 in sehr rauem Fels unter Groundergefahr links an einem Überhang vorbei (40m, 7-).
In der kurzen Sl 11 könnte man ausnahmsweise perfekt mobil absichern, aber da es nicht so schwer ist, reicht uns der eine Haken. (25m, 7-).
Ohne große Erwartung steige ich mit dicken Armen in die zweite Schlüssellänge, welche jedoch zum Glück wesentlich inhomogener ist als die erste. Nach der schweren Einzelstelle, die zwingend oberhalb des Hakens zu klettern ist, kommt ein super No-Hand-Rest in einem Loch. An etwas splittrigem Fels schiebe ich mich auf gleicher Höhe zum Stand nach rechts (40m, 8).
Ich kann es kaum fassen, dass meine Arme bei dieser anhaltend steilen Route für das onsight durchgehalten haben. Mit letzter Kraft kämpfen wir uns zum letzten Stand (30m, 7).
Abseilen wäre von hier grundsätzlich noch möglich, ist aber sicherlich wenig entspannt, da man mehrmals Zwischenhaken einhängen müsste um die steile Wand anpendeln zu können.
Das Gipfelplateau erreicht man in einer großen Linksschleife durch einen sehr steilen Kamin, schaut von unten wilder aus als es ist. Unterhalb befindet sich ein Schlingenstand zum Sichern, ansonsten seilfrei ca. 100m, Stellen 3, brüchig!
Abstieg an der Seilbahn vorbei über die Pordoi Hütte zum Pordoijoch und trampend zurück zum Auto. Alternativ vom Gipfelplateau nach links durchs Val Lasties.
13 lange Seillängen; anhaltend 7; zweimal 8- und 8; 8- oblg.; 60m Doppelseile; 12 Exen; evtl. kleines Keilset und mittlere Friends; evtl. Reepschnüre und Messer für Sanduhren
Trockene Verhältnisse abwarten, sonst wird die bis in den Herbst nasse, siebte Länge zur Schlüsselstelle (überhängender Ausdauerhammer mit weiten Hakenabständen).
"Erstens kommt es anderes, zweitens als man denkt." Drei tolle Tage in der Schweiz sollten es werden, für eine Route hat es gereicht, dafür eine, die man so schnell nicht vergisst. Wer möchte nicht gerne mal Sonnenkönig spielen?
Allzu oft ist das in dieser Region der Alpen wohl nicht möglich, wir hatten jedoch das Glück, bei allerbestem Wetter diese Route bis ganz oben zu klettern. Also inklusive zweiter und ritter Etage des Pfaffenhut´s. Wie wir von den Schweizer Nachbarn erfuhren, seilen die allermeisten Seilschaften nämlich nach den Hauptschwierigkeiten am Sockel wieder ab.
Wohl nicht, weil sie reinen Sportklettergenuss suchen, denn jede Wendentour erfordert eine stabile Psyche. Tatsächlich ist der Fels im oberen Teil aber wirklich etwas alpiner, bei ähnlicher Absicherung. Als Bonus lernt man zwei weitere Gesteinsarten kennen und kann ganze 19 abwechlungsreiche Seillängen in der Regel einsam für sich haben.
Nachdem wir uns zügig an den bereits bekannten, sehr steilen Zustieg machten, gab es erstmal Frühstück am Wandfuß des Pfaffenhut, welcher über 300m derart unglaublichen Paradefels aufweist, wie er sonst nur in einzelnen Seillängen zu finden ist.
Der Einstieg an der linken Kante ist schnell gefunden, sogar eine Sonne ist angepinselt.
Gleich in Sl 1 wird man wieder an die typische, technische Wand- und Platten"schleicherei" erinnert. Steiler, rauer Fels, die Lösung ist, die Strukturen richtig zu lesen (40m; 7; 4h, 4SU).
Sl 2 ist etwas intuitiver (30m; 7-; 2H, 2SU). Dafür werden wir bereits vom charakteristischen Wendennebel eingehüllt, der trotz blauem Himmel für eindrucksvolle Stimmung sorgt.
Die gestufte Sl 3 leitet zu dem steilen Pfeiler Aufschwung, der die SSL darstellt (45m; 6-; 2SU). Ausdauernde, schwer zu lesende Henkelzieherei leitet zu einem kurzen Rissüberhang -schwere Einzelstelle- und kleingriffig weiter zum Stand (45m; 8-; 7H, 4SU).
Es folgt die traumhaft henklige Sl 5 (30m; 6; 2H).
In Sl 6 wartet am Ende eine knifflige Einzelstelle (25m; 7; 2H, 1SU). So langsam gewöhnen wir uns an die Art der Kletterei, unser Bewegungsgefühl wird jedoch in der sehr fußlastigen Sl 7 kurz auf die Probe gestellt (35m; 7-; 4H).
Nun quert man leicht absteigend waagerecht nach rechts auf ein Band (25m; 5; 1H).
In Sl 9 ist der erste Haken blöd platziert, lieber auslassen wegen Seilreibung, es folgt eine glatte Kantenquerung (35m; 7-; 3H, 1SU).
Von unten erkennt man in Sl 10 nur eine steile, strukturlose Platte, die sich aber als Griff- und Trittwunder entpuppt und locker von der Hand geht. Im Zick-Zack tänzelt man durch diese Hammerlänge zum Stand vor einer kleinen Höhle (30m; 7; 3H, 1SU).
Mit Sl 11 erreicht man das offizielle Ende der Route und könnte schnell und problemlos wieder abseilen (30m; 7-; 1H, 2SU).
Da wir aber erst 4 Stunden unterwegs sind, gehen wir über das splittrige Band zum nächsten Absatz, welcher in senkrechtem, gelben Fels links einer klassischen Risslinie hochzieht.
Gleich die erste Länge signalisiert den etwas alpineren Weiterweg. Die nasse, splittrige Verschneidung ist zwischen den Bohrhaken mit sehr schlechten Schlaghaken und Schlingen gesichert (50m; 7-; 4H).
Die Standplätze sind aber durchgehend gut, sodass überhaupt nichts gefährlich wird. Sl 13 bietet steile, raue Tropflochkletterei vom Feinsten (25m; 7; 5H).
In Sl 14 kommt man dem klassischen Riss sehr nahe und kann einige der unzähligen Schlaghaken clippen. Nach diesem heiklen Start bleibt man aber links davon im "Sportklettergelände" an der plattigen Kante (35m; 7-; 4H).
Über einen kurzen brüchigen Aufschwung steigt man auf das zweite Band (15m; 6+; 3NH).
Über ein Kugellager aus Platten mit Schotter steigt man den Grataufschwung rechterhand unter die mächtige Headwall, welche komplett aus Gneis besteht. Genau in der Mitte zieht eine kompakte, weniger steile Kante hoch, die man von links erreicht.
Zuerst noch 20m seilfrei durch brüchiges Gelände in eine Scharte, von dort den Plattenpanzer hinauf (40m; 6; 3H). In den Rissen und (teils lockeren) Schuppen können immer wieder kleine und mittlere Friends eingesetzt werden, sofern man welche dabei hat, die Hakenabstände werden wesentlich weiter als zuletzt. Als wahrer Genuss stellt sich Sl 17 heraus (40m; 6-; 3H).
Etwas unklar war der Stand von Sl 18 an einem Köpfl mit uralten Schlingen und einem Keil. Vielleicht haben wir in dem schrofigen, überall gangbaren Gelände aber auch einfach nicht den richtigen Stand gefunden (45m; 3).
Die letzte Sl, zuerst an tollen Strukturen und Chickenheads, oben raus spektakulär an steiler Kante zum Ende der Route an zwei Bohrhaken (45m; 5; 1H).
Zwar nicht am Gipfel, aber auf einem Turm, der nach hinten abbricht und somit den absolut höchsten Punkt der Route darstellt. Zufrieden genießen wir die tolle Aussicht zum Titlis und auf die schneebedeckte Rückseite. Erst hier oben wird einem richtig bewusst, wie zerklüftet und wild die Wendenstöcke oberhalb der Routen sind.
Wenn man gleich 60m abseilt und 3m abklettert, kann man den schlechten Köpflstand auslassen. Danach regulär über die Route, im unteren Teil wird orografisch links eine eigene Abseilpiste benutzt, insgesamt kommt man auf 12mal runter.
19Sl; 700m; E 3-; VIII-; VII oblg.; gute Absicherung mit Bohrhaken und etlichen (gebohrten), teils schlechten SU-Schlingen; 60m Doppelseile; Keile und kleine Friends; 12 Exen; warme Kleidung (Nebel)
Zustieg: 1,5-2h/ Kletterzeit: 7-9h/ Abseilen: 2h/ Abstieg: 1-1,5h/ gesamt: 12-14h
Zwar eine der leichteren, aber sicher die längste Route an den Wendenstöcken. Extrem abwechslungsreiche Kletterei an verschiedenen Gesteinsarten in hochalpiner Kulisse.
Diese 2010 eingerichtete Route ist für mich persönlich die schönste der modernen mir bekannten Routen im Koasa. Allerbeste Felsqualität, logischer Routenverlauf und die Art der Kletterei an den einzigartigen seitlich geschichteten Schuppen im plattigen Zentralteil.
Laut Insiderinformationen wurde diese Linie schon in den 90er Jahren von Andi Orgler clean erstbegangen. Dankeschön an Jörg Meyer und Bernhard Schwarz, die in maßvollem Stil mit Bohrhaken eine Route für die Allgemeinheit geschaffen haben. In den vielen Rissen und Verschneidungen steckt nichts, man kann aber super mobil absichern. Die schweren Stellen sind gut gesichert, die komfortablen Standplätze ebenfalls, sodass man relativ entspannt durchkommt, wenn man 7+ safe klettert.
Einige Wiederholer und auch ich finden die Tour mit 8 eher überbewertet, eine humane 8- ist realistischer.
9 Sl; 300m; VIII(-); VII+ oblg.; E 3(-); 10 Exen;
50m Doppelseile; Keilset; Cam´s 0,5-3;
Zustieg: 1-1,5h
Route: 4-6h
Abseilen/ Abstieg: je 1h
Wandbild und weitere Informationen von Markus Stadler
Dritter Tag unseres Dolomitenurlaubs. Nach den zwei anspruchsvollen Pauseklassikern Carlesso/Menti und Via Navasa sollte der Heimreisetag sehr entspannt werden. Nach Capuccino, Brioche und Eis im ursprünglichen Forno di Zoldo fuhren wir über den Passo Giau Richtung Cortina d´Ampezzo.
Vom Parkplatz auf Höhe des Straßenkilometers 6km geht man durch einen idyllischen, wasserüberfluteten Wald hinauf zum Torre Marcella. Wo wir die letzten Tage unsere Ruhe hatten, sind an diesem Tag bereits einige Kletterer unterwegs. Da wir aber erst sehr spät eintrudeln, sind die beiden scheinbar langsamen Seilschaften vor uns bereits fast oben. Entgegen aller Diskussionen über Bohrhaken in den Dolomiten, wurde diese Wand förmlich provokativ eingerichtet. Immerhin geht die Führe über Platten und Wandteile, wo mobile Absicherung aufgrund des kompakten Gesteins schwer möglich ist. Der Genuss kommt eben nicht zu kurz.
Die erste Länge ist zugleich die wildeste, was bei dieser Plaisirroute bedeutet, dass der Hakenabstand wenige Meter ist und der eine oder andere lockere Stein rumliegt (5, 40m). Nach dem kurzen Verbindungsband hängen wir gleich noch die dritte, steile Länge zusammen (6, 55m).
Ebenfalls Sl 4 und Sl 5 über kompakte Platten (6, 50m). Die Schlüssellänge ist um einiges schwerer und doch sehr anhaltend und kleingriffig, bei hallenähnlicher Absicherung (7+, 30m). Für Sl 7 haben wir sogar zu wenig Exen dabei und ich muss kurze Runouts in Kauf nehmen (6+, 40m).
Das steile Finale bietet nochmals tolle Klettermeter, bevor man auf einem Absatz in der Sonne steht (7-, 30m). Von diesem in leichter Kraxelei zum höchsten Punkt des Turms mit großer Menschenansammlung. Immerhin wurde im Schrofengelände auf Zwischenhaken verzichtet, vielen Dank! (3, 30m).
Nach einer tollen Aussicht steigt man über saftige Wiesenhänge in die Scharte und die Rinne hinunter zum Wandfuß. Aufgrund der Westausrichtung ist die Sonne mittlerweile voll in der Wand, was im Sommer eine Begehung immens erschwert. Im Frühling und Herbst sicherlich empfehlenswert, ab Mittag hier etwas Vitamin D zu tanken, ansonsten zu heiß.
Zustieg: 30min
Route: 2-3h
Abstieg: 1h
VII+; VI+ oblg.; 14 Exen; 50m Seil(e);
Geduld bei viel Frequenz!
Zweiter Tag unseres Dolomitenurlaubs. Fast wären wir in unserem 5000-Sterne-Hotel liegen geblieben, da wir vom Vortag in der Carlesso/Menti am Torre Valgrande relativ erschöpft waren. Wir konnten uns aber doch noch motivieren, den Pauseklassiker an der Rochetta Alta zu klettern. Mit schweren Beinen schleppten wir uns den einsamen Schwarzwald zur Rifugio Bosconero hoch, ein besonderer Ort.
Kurz darauf steht man unter der steilen, zinnenähnlichen Mauer und kann nicht glauben, dass dort so ein "leichter" Weg durch führt.
Während die italienische Damenseilschaft Richtung Anti Spigolo startete, stiegen wir zügig durch die ersten drei Längen (max. 4; 40m, 40m, 30m). Mit der ersten schweren Länge geht es gleich zur Sache (6, 30m).
Von dort durch schrofiges Gelände (4, 30m) unter die markante 6er-Verschneidung. Nach einigen Metern ist ein schlechter Zwischenstand, ohne diesen wird es eine 55m Länge bis unter das unüberwindbare Dach.
Die einzige Möglichkeit daran vorbei ist waagerecht nach links zu queren. Kleine haben es hier schwerer, da man super ein Trittband queren kann, die Griffe und Haken aber sehr hoch platziert sind (7-, 15m).
In der Route wechseln steile, gelbe Längen mit einigen Haken und plattige, graue Längen mit weniger Haken. Sl 8 verlangt eigenständige Absicherung (6, 30m).
Das Band nach links queren und den Riss der Kante entlang hoch, zu relativ schlechtem Stand, den man nur bedingt verbessern kann (5+, 45m)!
Es folgt die Schlüssellänge durch die überhängende, kraftraubende Verschneidung. Die Absicherung ist ok und man kann zum Glück die ganze Zeit über gut ausspreizen. Unter dem Überhang quert man noch einige Meter rechts ansteigend auf ein Band (7-, 40m).
Wie in manchen Topos falsch dargestellt, quert man keine 10m nach rechts sondern klettert direkt die Risslinie weiter, jedoch etwas unübersichtlich, da von links eine benachbarte Route sehr nahe kommt, bzw. einige Meter gleich verlaufen (5+, 55m).
Die nächsten beiden Längen führen durch die Schwachstelle zwischen großen gelben Überhängen hindurch (5; 45m und 35m).
Sl 14 weiter über den Plattenpanzer (6-, 45m).
Sl 15 kurz rechts auf eine Zacke hinauf, dann leiten plötzlich 5 Haken waagerecht nach links. Nicht bis zum Ende queren, sondern am dritten oder vierten Haken nach oben, hier wartet nochmal ein ordentlicher Runout, den man aber selbst absichern kann, bevor man auf dem Ausquerband steht (6-, 45m).
Wie wir von der Hüttenwirtin erfahren haben, "flüchten" hier seit ungefähr zehn Jahren alle Seilschaften.
Ein Grund mehr also, den anspruchsvolleren Originalausstieg zu klettern. Wo die Route im unteren Teil schon alpin anspruchsvoll ist (E 3), wird die Felsqualität nach oben hin schlechter, die Wegfindung schwieriger und wir fanden ganze 4 Haken auf 200m (E 4-). Die erste Länge vom Band weg startet noch einigermaßen kompakt (5+, 40m), bevor es in Sl 17 richtig zur Sache geht.
Zuerst entscheide ich mich für den falschen Riss, welcher lockere Schuppen bietet, kann dann nach rechts in den mittleren Riss queren, gefolgt von einem überhängenden, brüchigen Wandteil an splittrigem Fels.
Dank meines Verhauers auch noch mit extremer Seilreibung, erreiche ich total erleichtert ein Band mit großen Köpfl, das zusammen mit zwei Friends Sicherheit bietet (6, 40m). Nun sind die Hauptschwierigkeiten geschafft, wir klettern noch in 45m auf den nächsten Absatz (5, 45m), queren diesen nach links in eine Kaminrinne und diese in zwei Seillängen hoch. Hier ist das offizielle Ende bei einem vorgelagerten Turm, Steinmänner leiten zum Abstieg nach links. Seilfrei klettern wir noch die 50m zum Gipfel und genießen nach einem angenehm schattigen Tag die letzten Sonnenstrahlen.
Immer leicht absteigend quert man die Ostflanke Richtung Tunellascharte. Die steile Rinne mit großem Schneefeld erreicht man mit einmal abseilen, danach quetschen wir uns die ungemütliche Randkluft hinunter. Im letzten Licht erreichen wir die Hütte und nach Café, Bier und einem interessanten Gespräch mit Monica machen wir uns an den Abstieg. Ein langer Tag geht zu Ende, wir verputzen noch 1kg Gnocci, dann fallen wir glücklich und zufrieden ins Biwak. Es ist klar, dass wir am nächsten Tag ausschlafen und nur noch die genussreiche Nikibi klettern werden.
Zustieg: 2-3h
Route bis Gipfel: 9-11h
Abstieg: 2-3h
VII- frei oder VI A0; 20 Sl; 800m; E 4-; 50m Doppelseile; 14 Exen; Keile; Cams 0,3-2, evtl. mittlere doppelt; Hammer, Haken
Wir begannen unseren dreitägigen Dolomitenurlaub mit einer derart chaotischen Vorabendanreise und einer kurzen Nacht am Parkplatz Pala Favera am Staulanzapass. Nach der üblichen Packerei und einem entspannten Frühstück machten wir uns zügig an den südseitigen Zustieg zur Rifugio Coldai, welcher uns ordentlich ins Schwitzen brachte. Kurz darauf gelangt man über die Scharte absteigend zum Coldai See und angenehm kühl unter die mächtige Civetta Nordwand.
Nach 2h stehen wir unter dem beeindruckenden Torre Valgrande mit seiner geradlinigen Rissverschneidung über die gesamte Wandhöhe. Eine derart logische und direkte Linie, welche schon 1936 erstbegangen wurde! Durch die brüchige Zustiegsrinne kraxelt man linkshaltend maximal im dritten Grad zu einem Schneefeld. Dieses gilt es zu überqueren, danach dem Band mit Steinmännern rechtshaltend folgen. Über graue Platten hoch zum eindeutigen Einstieg ohne Haken einige Meter unter dem gelben Wandteil auf noch grauem Fels.
Wir benötigten für den Vorbau 30min, dieser ist seilfrei und mit Turnschuhen gut machbar.
Nach hauptsächlich modernen Sportkletter- routen in den letzten zwei Jahren mit BH-Absicherung musste ich mich erstmal wieder an die alpinere Dolomitenkletterei gewöhnen. Gleich die erste, senkrechte Länge im fünften Grad kommt mir als "Plattenschleicher" anstrengend vor, die Wegfindung in der gesamten Route ist dafür eindeutig (45m, 5+).
Die zweite Seillänge stellt die SSl dar, der Stand in der Nische darunter, bestehend aus zwei Haken kann und sollte mit Friends aufgebessert werden. Wenn alle Haken stecken ca. 6 A0, bei fehlenden Haken kommt die ursprüngliche Bewertung 6- und A2 zustande. Frei geklettert fordert der kurze aber extrem steile Rissüberhang sicher den oberen achten Grad, selbst im Nachstieg hatte ich hier große Probleme. Für einen Rotpunktversuch lassen sich anfangs gute Friends setzen, trotzdem heikel und anspruchsvoll (30m, 8+?!).
In Sl 3 klettert man in der Verschneidung an etwas lockeren Schuppen links des Ausbruchs. Da hier wenig Haken stecken und man nicht optimal absichern kann, ist dies wohl die moralisch forderndste Länge (25m, 6+).
Genauso steil und ausgesetzt geht es in Sl 4 weiter, dafür bei besserer Absicherung bzw. super Möglichkeiten, etwas zu setzen (25m, 6+).
Der Übergang vom gelben zum grauen Fels stellt die zweite Schlüsselstelle dar, lässt sich aber perfekt absichern. Es folgt perfekter, rauer Kalk, wie wir ihn von den Nordalpen kennen, in einer genialen Rissspur (35m, 7-).
Nun legt sich die Wand etwas zurück, Sl 6 bietet tolle Genusskletterei an kompaktem Fels (45m, 5).
Die ebenfalls wunderschöne siebte Länge endet auf einem bequemen Band, hier haben unsere Seile fast nicht gereicht, ein Zwischenstand wäre zwar möglich, aber nicht so gemütlich (55m, 5+).
Die letzte Länge beginnt steil und führt durch eine schottrige Rinne, der Sicherer ist aber auf dem Absatz unter einem Überhang geschützt. Über einen gutmütigen Kamin verlässt man die Linie und steht auf einem Plateau (45m, 5+).
Entweder nun gleich orografisch links im Zick-Zack über die Plattenrampe abklettern, Stellen 2 bis 3 oder wie in unserem Falle bis ganz oben. Am langen Seil kletterten wir über die Kante zum Gipfel, kurzer Aufschwung 4. Nach der genialen Aussicht seilten wir aus der Scharte zwischen den beiden höchsten Punkten zurück zur Plattenrampe und diese konzentriert hinunter, nicht zu unterschätzen! Im Auf und Ab geht es zurück zur Coldai Hütte -ein Rucksackdepot ist möglich- und weiter zum Auto.
Nach einer großen Portion Tortellini fuhren wir noch zum Parkplatz der Rifugio Bosconero, wo wir am nächsten Tag auf die Rochetta Alta über den Extremklassiker Navasa kletterten.
Zustieg: 2h
Route: 5-7h
Abstieg: 3h
aktuell ca. 6+ A1/ VIII+ frei/ 8 Sl/ 300m/ E 3/
14 Exen/ 50m Doppelseile/ Keile/ Cams 0.3 - 3; evtl. mittlere doppelt/ Hammer, Haken
Die vielen vorhandenen Haken, auch an den Ständen sind verbesserungsbedürftig, dies ist jedoch in der gesamten Route immer super möglich. Den Umgang mit mobilen Sicherungsgeräten sollte man nicht nur aus dem Lehrbuch kennen. Der Fels ist meistens fest mit wenigen brüchigen Stellen.
"Das blinde Vertrauen in die vorhandene Hakenstruktur zeugt von geringem Sachverstand...!"
Weniger als eine Woche nach der Karwendelmix ging es schon wieder zum großen Ahornboden in die Eng, die Wände und Landschaft dort ziehen uns Kletterer einfach in ihren Bann.
Die "Jenseits von Afrika" kann zwar mit nur 17 Seillängen nicht mit den dortigen Bigwalls mithalten, bei anschließender Überschreitung des Gamsjochs ist man jedoch ebenfalls einen ganzen Tag unterwegs.
Vom Parkplatz am Gasthof Eng geht man zuerst flach einige Kilometer zurück zu dem schrofigen Bachbett unter der Wand (siehe Foto). Durch dieses kraxelt man im Zick-Zack maximal im zweiten Grad, mal links, mal rechts, immer dem intuitiv leichtesten Weg nach oben. Wer nass wird ist falsch, wer sich durch Latschen zwängt, ebenfalls. Mit Orientierungsvermögen eigentlich kein Problem. Der Einstieg rechts des überhängenden Teils hinter einem schon recht kleinen Schneefeld ist schnell gefunden.
Eines der Highlights ist sicherlich gleich die erste Länge, steile, plattige Lochkletterei in allerbestem Fels (25m, 7). Viel Seilreibung gibt es in Sl 2 (30m, 6+) und Sl 3 (30m, 6). Man muss jedoch wegen der sehr dichten Absicherung im großteil der Route nicht jeden Haken klippen, sodass wir Sl 4 und 5 problemlos zusammen hängen können (40m, 7-).
Die 8- ist eine schöne Länge mit nur wenigen schweren Metern und hallenähnlichen Abständen, der Erstbegeher hat schließlich die Route von unten alleine eröffnet. Aber eine schöne, logische Linie ist es allemal! Nach der überaus schwierigen Einzelstelle in Sl 8 klettere ich kurzerhand weiter in Sl 9 (45m, 8+).
Ebenfalls zusammenhängen lassen sich Sl 10 und Sl 11, welche in der Felsqualität ein wenig nachlassen (50m, 7-).
Nach der schönen Verschneidung von Sl 12 unbedingt den vorgesehenen Stand verwenden (40m, 5+). Denn Sl 13 geht nach einigen schrofigen Metern waagerecht nach links und verursacht große Seilreibung (20m, 6).
Wesentlich länger als im Topo angegeben führt
Sl 14 auf ein kleines Band unter den markanten Wandgürtel (40m, 6). Durch eben diesen führt eine affengeile Lochkletterei erstaunlich leicht hindurch, lediglich der überhängende Einstiegsboulder macht die Länge zu einer 8. Mit etwas Seilreibung gelangt man in 50m zum Stand, Zwischenstand möglich. Die beiden letzten Längen zum Ostgrat- je 50m, 6- sind etwas weiter gesichert. Die Möglichkeit zum Abseilen besteht bis zum Ende der Route, jedoch ist der Abstieg über das Bachbett heikel.
Deshalb empfiehlt sich in jedem Fall der Weiterweg über den ausgesetzten, etwas brüchigen Grat. In einer guten Stunde kraxelt man über den Ostgipfel zum Westgipfel. Trittsicherheit und Konzentration im zweiten Grad erforderlich, die Länge sollte nicht unterschätzt werden! Wir wurden total eingenebelt, sodass das feuchte Auf und Ab spannender wurde. Das traumhafte Panorama zu den Grubenkar- und Laliderer Wänden konnten wir erst einige hundert Meter tiefer bewundern.
Vom Kreuz über den markierten Wanderweg unschwierig zurück in die Eng.
Laut Panico eine "Plaisirroute", dies trifft bis Sl 12 zu, danach wird es alpiner und brüchiger bei etwas weiteren Abständen. Hauptsächlich im 6. bis 7. Grad, die drei 8er Stellen sind kurz und A0 möglich.
17 Sl; 550m; VIII+; VII- oblg.; E 2; 12 Exen; 60m Doppelseile;
Zustieg: 1,5h- 2h
Route bis Gipfel: 7-9h
Abstieg: 2h - 2,5h
Nach dem kräftigen Gewitter bis in die Nacht hinein fiel unsere Wahl auf die südseitige Rote Flüh in den Tannheimern. Bei bestem Wetter standen wir dann überraschenderweise vor der tropfnassen Wand, welche jedoch bis zum Nachmittag schon wieder größtenteils abtrocknete. So entschieden wir uns spontan für den steilen Zentralpfeiler, der wohl am ehesten die besten Verhältnisse aufweist.
Über den tropfnassen Einstieg der Südverschneidung steigt man entspannt durch den leichten Vorbau (50m, 5-). Die bereits trockene zweite Länge geht etwas gesucht durch den besten Fels (50m, 5+). Von dort noch einige Meter hoch, dann die brüchige Rinne nach rechts queren - Steinschlaggefahr!- und auf das Band mit den drei Tannen (55m, 3). Die linke Linie ist der Weiterweg über den abgespeckten, aber sehr schönen Pause-Klassiker, der mittlere Riss mit neuen Bohrhaken schaut interessant und schwer aus. Ich freue mich über Informationen darüber ;)
Der Zentralpfeiler startet ganz rechts unterhalb der kleinen Gufel und zwar direkt mit der trockenen SSL, wie übrigens auch der Rest der Tour. Die überhängende Verschneidung lässt einen ordentlich aufpumpen, die Absicherung mit Bohrhaken ist dafür perfekt, um ans Limit zu gehen. Einige Schlaghaken und ein Holzkeil lassen vermuten, dass dies mal eine klassische 6+A0 Route war, mittlerweile aber eine astreine Sportkletterei. Nach einem Ausbruch wurde diese Länge schwerer als 8/8+. Wir sind der Meinung, dass 8+/9- aufgrund der sehr ausdauernden Kletterei mit schwieriger Einzelstelle angemessen ist.
Umso härter ist der folgende 7er Riss, in dem man mit Spreizen und Greifen wirklich nicht hochkommt. Als absoluter Barfussläufer im Klemmen brauche ich für diese Premiere viel zu lange, das muss ich unbedingt üben. Die wunderbar steile und griffige 6+ wurde wohl schon bei der Erstbegehung frei geklettert und ist deshalb ebenfalls nicht geschenkt.
Etwas weniger steil, dafür aber plattig und griffarm ist dafür die zweite 8, die mich sehr an die benachbarte Via Barbara erinnert. Auch hier macht eine überaus schwere Einzelstelle die Länge zu einer harten 8.
Über eine etwas alpinere 6- gelangt man auf den Grat, ein Stand nach 50m ist nötig! Eine kurze Kraxelei führt über den kurzen Aufschwung zum Gipfelkreuz, seilfrei möglich (30m, 3).
Nach einer kurzen Pause steigen wir erstmals zur Abseilpiste hinunter. Von dort gelangt man flott in 2x 45m und 25m zurück zum Wandfuß. Das geht schneller als über so manche Route und ist bei nachsteigenden Seilschaften zu raten!
Zentralpfeiler VIII+/IX-; VI+ oblg.; 9 Sl; 330m; E 2; 12 Exen; An den Ständen steckt je ein Ring, Keile und Friends nicht nötig, bestens saniert.
Topos und Informationen gerne auf Anfrage!
Bei mittlerweile besten Verhältnissen klettern wir noch die hoch gelobte, knackige, kurze
Highway der Träume am Hochwieslersporn.
VIII; VIII- oblg,; 7 kurze Sl; 150m; E 2; 10 Exen; bestens gesichert; 8-,6,8,7,7,8; entweder über Schrofen nach oben aussteigen oder gleich über die Route abseilen. Mit 60m Doppelseilen kommt man auf 2mal wieder runter, jedoch freihängend, Exen einhängen absolut nötig!
In Kombination ein anhaltender Klettertag und gebührender Start in den Juli mit dem Andi :)
Geplant war die Zentrale NO-Wand an der Grubenkarspitze. Die fürchterliche Nässe akzeptierten wir jedoch erst nach der Randkluft unter einer Dusche. Also wieder zurück zum Auto, Material tauschen und erneuter Zustieg zur unserer Alternativroute. So standen wir nach 4 Stunden Plagerei endlich am Wandfuß der steilen Eiskarlen mit dem üblichen Wasserfall. Der steile Plattenpanzer im rechten Teil ist jedoch absolut trocken, was man bereits vom Parkplatz aus erkennen kann.
Die leichten Seillängen am Vorbau hängten wir kurzerhand zusammen, 70m Sl 1 und 2, parallel klettern kein Problem. Für Sl 3 und 4 reicht dann das 60m Seil. Es folgt der brüchige "Ledernacken" durch die markante grüne Schicht, welche die gesamte Wand durchzieht (30m, 7-).
Das darauffolgende Dachl wird erstaunlich gutgriffg überwunden, kurz und knackig (15m, 8-).
Die extrem raue, kleingriffe Platte in der siebten Länge wäre sicherlich gut kletterbar, wenn sie etwas geneigter wäre, knallhart (30m, 8+)!!!
Die Plattenstelle der nächsten Länge ist vom Stand weg 5m nach rechts überaus glatt und anspruchsvoll, und wird nach oben hin sogar noch härter, (35m, 7+). Sl 9 ist zwar weniger schwierig, dafür werden die Hakenabstände etwas weiter, hier könnte man erstmals mittlere Friends setzen (35m, 7-). Vom bequemen Adlerhorst führt eine flache Verschneidung zur überaus steilen SSl (35m, 6-).
Diese führt in überhängender, ausdauernder
Kletterei mit etlichen schweren Einzelzügen durch eine beeindruckende Rissspur (40m, 8+/9-).
Die obligatorisch schwierigste Stelle ist wohl am Ende der SSl. Nach dem letzten Bohrhaken hängt ein fixer Keil in einem glatten Riss, welchen man hochklemmen, bzw. piazen muss, bevor man sich nach rechts ums Eck auf eine glatte Platte schiebt. Von unten fast nicht zu erkennen!
Weniger steil, aber technisch und anstrengend ist die seichte Verschneidung von Sl 12 (30m, 8-).
Wie der Routenname schon beschreibt, folgt nach dieser größtenteils tollen kompakten Sportkletterei - abgesehen vom Lederrücken!- das wesentlich alpinere Ende. Die kurze Sl 13 signalisiert den Übergang zum berüchtigten
Karwendelbruch (20m, 6-). Vorsichtig steigt man eine bröselige Rampe zu einem Körperriss, immer bedacht keine großen Blöcke zu lösen, Cam´s 2 und 3 sind hilfreich. Die kurze Klemmstelle ist mit einem BH entschärft, dann geht es leichter werdend durch eine Verschneidung zum Stand. Nachdem unsere Friends die meiste Zeit am Gurt hingen, kamen sie hier oben doch noch zum Einsatz.
Die Route ist nun auf einer riesigen abgespaltenen Schuppe zu Ende. Man könnte noch bei eigenständiger Absicherung auf das große Band aussteigen, wir hatten aber nur Kletterschuhe dabei und seilten deshalb ab.
In´s Wandbuch schrieben wir etwas verwundert die erst zweite Wiederholung dieser Toproute. Allerdings lassen etliche Rückzugskarabiner in der SSl diverse Begehungsversuche vermuten. Nach einer Stunde teils freihängender Abseilerei und dem kurzen Abstieg zurück in den Ahornboden, geht dank der Wanderzulage am Morgen ein langer Tag zu Ende. Zufrieden ließen wir diese tolle Route mit einem Biwak und Baden im Silvensteinspeicher ausklingen.
450m; VIII+/IX-; VII+ obl.; 14 Sl; E 3; 17 Exen, auch lange!; Keile; Cams 0,5-3; 60m Doppelseile;
Zustieg: 1-1-,5h
Kletterzeit: 7-9h
Abstieg: 2h
Die ersten Wiederholer gaben den Vorschlag 9-/9 aus und auch insgesamt ist die Route anspruchsvoller als der benachbarte Feuerreiter, auch härter bewertet!
Vielen Dank an Christoph Martin für die starke Erstbegehung, hier sein Topo!
Endlich ging es in diesem aktuell sehr nassen Sommer das erste Mal zu meinem Hausberg, dem Koasa. Die letzten Jahre konnte ich dort bereits ab April einige Routen klettern, 2016 hingegen reichten die Verhältnisse maximal für Steinplatte oder Martinswand. Bei Starkregen fuhren wir am Vorabend zum gemütlichen Biwak an der Griesener Alm. Am 16. Juni stiegen wir durch die Steinerne Rinne vorbei an etlichen nassen, triefenden Routen. Insgesamt waren jedoch etliche Wandteile, auch Risse erstaunlicherweise trocken. Durch die Vielfalt in diesem Gebiet findet man wohl immer eine passende Tour.
Zusammen mit dem stärkeren Martin sollte es das absolute Highlight - Titelbild vom alten Kaiserführer - Vertical Tango werden.
Seilfrei stiegen wir das Querband zum ersten Stand der Dülfer (60m, 3), von welcher man die erste Länge komplett mitnimmt (50m, 6).
Anstatt in etlichen Seillängen im Zick-Zack über Platten und Risse den leichtesten Weg zu nehmen, geht es waagerecht nach rechts um´s Eck in die steile gelbe Verschneidung. Klettertechnisch eher einfach, jedoch mit sehr sportlichen Abständen, kleine und mittlere Friends sind hier bestens anzubringen (25m, 7+).
Die zweite Länge ist, abgesehen von einem Runout im oberen Teil, super gesichert bei toller, kraftraubender Kletterei (40m, 8-).
Die SSl im neunten Grad ist über einige Meter extrem kleingriffig mit schlechten Tritten an senkrechter Wand, bevor es ausgesetzt durch den Überhang auf einen Absatz geht (30m, ca. 9).
Als wahrer Genuss nach dieser knallharten Länge steigt man leicht links ansteigend über eine Kaiserplatte ohne Haken zum Stand an der beeindruckenden Kante (45m, 5+).
Nach der beliebten Routenkombi Rebitsch-Spiegl mit Tangoausstieg, welche ich 2015 rotpunkt klettern konnte, hatte ich diesmal ein Problem, den Einstieg in die berühmte Lochplatte richtig zu lesen. Unendlich viele, scharfkantige Löcher, nach oben hin leichter werdend, bei weiteren Hakenabständen. Diese Wand ist sicherlich einzigartig und wunderschön, erfordert jedoch Kraftreserven und stürzen sollte man hier auch nicht (30m, 8-).
Vom ausgestzten Stand klettert man noch einige Meter zum Ende der Lochplatte und steigt leicht über ein Band nach rechts aus. Entweder Zwischenstand nach 30m an einem Klebehaken oder weiter zu einem guten Köpfl (50m, 6+). In 15min gelangt man seilfrei über den Nordgrat zur Fleischbank. So früh wie noch nie erreichen wir den Gipfel, die Vertical Tango ist jedoch eine der kürzesten Touren hier.
Über den Herrweg zuerst abkletternd in die Scharte, am Christaturm vorbei, aufsteigend Richtung Karlspitze und wieder absteigend Richtung Abseilpiste. Die ersten zwei Stände kann man noch seilfrei erreichen, dann in 50m und 10m abseilend zum Wandfuß mit großer Randkluft. Dank dieser Aufteilung ist man schnell wieder unten, noch schneller rutschen wir über große Schneefelder zurück zum Rucksackdepot.
Das langweilige, torlose EM-Spiel Deutschland gegen Polen am Abend konnte mit diesem Bergtag leider nicht mithalten ;)
Ob die Tour 9-/9 oder schwerer ist, möchte und kann ich nicht beurteilen. Laut den Erstbegehern und einigen Wiederholern wird aufgrund der Ausdauer bei einem Durchstieg 9+ vorgeschlagen Man muss jedenfalls UIAA 8 obligatorisch klettern, um überhaupt hochzukommen. Keile eigentlich nicht erforderlich, aber kleine und mittlere Friends. 10 Exen, 50m Doppelseile. Topo und Einschätzung von Martin Feistl
"Überaus sonniges Wetter mit leichter Regen- und Gewittergefahr am Nachmittag" - bei dieser Vorhersage fuhren wir gutgläubig zur Waidringer Steinplatte. Die schon länger angedachte Route Hitzeschild sollte es diesmal werden.
Mit T-Shirt und kurzer Hose stiegen wir bequem in 30min zur Wand. Der Einstieg befindet sich ca. 150m links der bekannten Wiederholungstäter.
In leichter Gras-/ Schrofenkletterei im dritten Grad gelangt man in 45m, zuletzt rechts ansteigend zum ersten Stand in einem Kamin.
In leichter Kaminspreizerei mit unnötig vielen Haken geht es los. Der unangenehme Kaltstart im achten Grad trennt die Spreu vom Weizen. Sechs schwierige Meter mit permanenter Groundergefahr bei lediglich einem saublöd platzierten Haken muss man überwinden, bevor es gut abgesichert in toller Kletterei weitergeht (20m 8). Die uralte Schlinge an besagtem Haken haben wir erneuert. Sl 2 fordert vollstes Vertrauen in glatte Reibungsplatten (20m 7).
Sl 3 startet steil und gutgriffig bis plötzlich zwei gute Untergriffschuppen derart weit auseinander liegen, dass man einige kratzige Meter überwinden muss (25m 8+).
Dass die typische Steinplattenkletterei intuitiv schwer zu lesen ist, zeigt auch die relativ leichte, vierte Länge. Nachdem man sich an vielen Löchern in steiler Wand für die richtigen entscheiden muss, wartet ein unübersichtlicher Ausstieg in eine Platte (25m 7).
Bei plötzlichem Starkregen startete ich in die Schlüssellänge der Route. Diese Ausdauerwand an kleinen Leisten ist derart steil, sodass wir nicht nass wurden und auch der Stand unter einem ausladenden Dach geschützt war. Gerademal 12 Uhr und wir überlegten ernsthaft, abzubrechen, zumal es sehr kalt wurde. Da Sl 6 aber ebenfalls trocken bleibt, wollten wir den Durchstieg doch noch versuchen. Tatsächlich befand sich der Stand erst oberhalb der Kante, welche an riesigen Henkeln überwunden wird.
Bei trockenen Verhältnissen sicher die leichteste und zugleich spektakulärste Stelle der Route (25m 8+).
Erstaunlicherweise war dann die letzte Länge sogar halbwegs trocken und ich brachte diese gutgriffe, leicht überhängende Wandkletterei bei Regen schnell hinter mich (25m 8-). Die letzten, plattigen Meter waren dann doch recht rutschig.
Zufrieden, trotz Wettereinbruch die Route doch noch geschafft zu haben, machten wir uns zügig, 4mal abseilend nach unten.
Letztlich bietet das Hitzeschild, besonders im Juni 2016 enorme Erfrischung und eine Dusche von oben, keine tropische Hitze!
Ich schließe mich der Bewertung 9- von Moaddsgaude an, 8- sollte man drauf haben!
200m/ IX-/ VIII- oblg./ E 2-/ super mit Bohrhaken gesichert/ heikle Stelle in der ersten Länge/
13 Exen/ 50m Doppelseile/ enge Kletterschuhe!
Nach meinen beiden Erfolgserlebnissen in der Via degli Amici und Mein Komet kassierte ich mal eine richtige Watschn.
Mit dem Plan, an der Steinplatte eine entspannte Zeit zu verbringen, entschieden wir uns spontan an der Abzweigung in Waidring, weiterzufahren und eine längere Route zu klettern. Diese Übermotivation sollte ich an diesem Tag noch böse zu spüren bekommen.
Es sei vorneweg erwähnt, dass die Stoßwand wesentlich härter bewertet ist, als die nur zwei Kilometer entfernte Diesbachwand. In Kombination mit alpinerem Fels und schlechterer Absicherung mit unzähligen obligatorischen Kletterstellen also schlagartig eine Nummer zu groß für mich. Zum Glück ist Andi ein besserer Kletterer und so konnten wir sogar überschlagend, teilweise technisch kletternd diese kleine Bigwall besiegen.
Hier nun der Bericht:
Nachdem man den einstündigen Zustieg durch eine steile, teilweise weglose Waldflanke mit tausenden Zecken überwunden hat, steht man plötzlich vor der beeindruckend steilen, abweisenden Mauer der Stosswand.
Die Wandmitte wird von einem gigantischen Wasserstreifen markiert, unsere Route beginnt rechts davon bei einem freistehenden Baum. Hat man erst mal den heiklen, brüchigen Einstieg bis zum ersten Haken hinter sich, folgt eine, in unserem Fall nasse und extrem scharfkantige Platte (7+).
Sl 2 bietet technische Wandkletterei an Tropflöchern und Leisten über extrem pumpige 35m (8-). Die Schlüssellänge der Tour, Sl 3 hat zwar kürzere Bohrhakenabstände, jedoch ist meiner Meinung nach immer noch 9- zwingend zu klettern. Sl 4, ebenfalls 9-, ist zwar etwas kletterfreundlicher, es wäre von Vorteil, wenn man den Schwierigkeiten gewachsen ist. Ansonten kann es einige Flugmeter zur Folge haben. Technische Tricks mit Cliffs, etc. können hier helfen. Der Zwischenstand sollte unbedingt bezogen werden, die folgenden 20m haben im Panico Topo keine Bewertung und sind sicher nochmals 8+ über steile, raue Platten. Insbesondere in dieser Länge habe ich richtig geflucht, an diesem Tag bequeme, neubesohlte Kletterschuhe getragen zu haben.
Sl 6 startet mit schwieriger Einzelstelle und wird dann langsam etwas flacher und plattiger (8). Über sie sehr plattige, siebte Länge gelangt man auf das steile Schrofenband in Wandmitte. Zuerst links um eine Steilstufe herum und durch Wald gerade hoch. Stand an irgendwelche Bäumen.
Von dort über ein Band querend nach rechts. Der erste Haken der nächsten Länge ist in ca. 5m Höhe ohne fixen Stand. Diese vogelwilde Seillänge führt in 60m immer leicht rechts hochziehend durch brüchige Steilschrofen mit riesigem Runout (6-). Froh war ich um ein Satz Keile, kleine bis mittlere Friends wären zusätzlich ratsam, auch in manchen anderen Seillängen.
Der Stand befindet sich rechts eines markanten Turms in der Steilwand. An eben diesem angelehnten Turm hochspreizend zum ersten Haken und dann über die plattige Rissverschneidung hinauf (8-). Die folgende Länge hat mit 8 wenig zu tun, ich trickse mich gleich, auch wegen der fortgeschrittenen Zeit, die knallharten Züge hinauf, bevor es wieder sehr obligat weitergeht (8).
Die vorletzte Länge ist ausnahmsweise mal etwas entspannter, sofern man noch genügend Kraft für die steile Hangelschuppenquerung hat (7).
Endlich erreichen wir nach einigen kniffligen Plattenzügen mit heiklem Runout heilfroh das Ende der Route (7+).
Total erschöpft konnten wir in 9 Stunden
letztendlich die Wand bezwingen.
Immerhin seilt man sehr schnell und direkt in unter einer Stunde wieder ab. Auf dem großen Band einmal über Schlingenstand an Baum, darunter zweimal über Abseilstand orografisch links der Route.
Fazit: Es war zwar einerseits überhaupt nicht mein Tag, allerdings ist diese Route nicht mit der benachbarten Steinplatte oder Diesbachwand vergleichbar.
Hirschgarage: 450m; 14 Sl; IX-; mind. VIII(+) oblg; 60m Doppelseile; evtl. Stopper, Friends; Clif zum Schummeln, und vor allem leckere Clif Bar Riegel zur Stärkung :)
Nach einer längeren Granitpause konnten wir gestern ein wahres Paradestück allerbester
Felsqualität klettern. Den Taufenkopf im Zillertal erreicht man in entspannten 20 Minuten. Wir wählten die wahrlich zauberhafte Kombination vom Erstbegeher und Mystiker Darshano L. Rieser Sei Poet und den modernen Seillängen von Reinhold Scherer.
Statt dem Gemüsevorbau geht es in zwei steilen Verschneidungslängen mit Bohrhaken auf den bewaldeten Absatz (6 und 7+).
Es folgt der klassische Mittelteil durch faust- bis schultergroße Risse. In Sl 3 stecken zwei Bohrhaken, man kann aber mit Friends super absichern (30m, 7-). Die Größen 0,3-4 sind empfehlenswert, mittlere Größen doppelt.
In Sl 4 entschieden wir uns für die rechte, originale Linie. Die schwerste Stelle ist hier die Querung nach links inklusive Mantle zum Stand (25m, 7+). Die gesamten Standplätze der Route bestehen aus zwei Bohrhaken mit Kette.
Die drei letzten, nachträglich eingerichteten Seillängen bieten steile Sportkletterei bei bester Absicherung. Das ganze mobile Metall sollte man dennoch nicht am Stand hängen lassen, da man wegen des Seilverlaufs nicht mehr vorbeikommt.
Sl 5, die Schlüsselstelle der Tour, bietet einige tolle Bewegungsabläufe an luftiger Kante (30m, 8). Sl 6 ist vom Stand weg über einige wenige Meter pumpig schwer und endet auf einem Band mit schattigem Baum (20m, 8). Am besten hier eine kurze Verschnaufpause einlegen, bevor man die nochmals ausdauernde Schlusslänge probiert.
Über schwarze Platten und eine Quarzader klettert man in ein spektakuläres Dach und hangelt zum bequemen Ausstieg (30m, 8-).
Die Wand ist ab Mittag in der Sonne und heizt sich aufgrund der niedrigen Lage (1600m) schnell auf, so gesehen also eher ein schnelles Ziel für den Vormittag oder eben im Frühling/ Herbst, bzw. sogar Winter möglich.
Abseilen mit Doppelseilen wie folgt:
zuerst 30m zurück auf Band, dann 50m orografisch links zum Stand einer Kante von der Nachbarroute, 30m weiter nochmals zur Kante, 60m zum Boden. Alternativ auch mit 70m Einfachseil möglich.
Im Aufstieg ist dies jedoch wegen der mobil
abzusichernden Rissen nicht zu empfehlen.
Insgesamt empfand ich die Route sehr intuitiv, deswegen gelang sie mir auch im onsight.
Die dritte und vierte Länge verlangt komplett eigenständige Absicherung mit Friends, welche jedoch sehr einfach zu setzen sind.
Facts Mein Komet:
200m/ 7 Sl/ VIII/ VII+ oblg./ E 3/
Cams 0,3-4, Stopper, 60m Doppelseile
Kletterzeit ca. 3-5h
5-Sterne Route, Wetter und Tag mit Günni
Nachdem wir einen Tag zuvor bereits unser Urlaubsziel, die Via degli Amici gemeistert hatten, fiel die Wahl auf diese vermeintlich entspannte Alpintour. Unten sportklettermäßige Plattenkletterei, oben klassische Kletterei bei etwas schlechterer Absicherung machen diese Route zweigeteilt. Man muss sich ja nicht immer am Colodri oder Mandrea in den anstrengenden, steilen Sportkletterklassikern abmühen. Kraftige und luftige Kletterei bot dieser "Weg Richtung Paradies" im oberen Teil dennoch.
Vom Parkplatz am Lago Bagattoli bei Dro erreicht man in einer halben Stunde die Plattenflucht, im ganz rechten Teil startet dieVia Destinazione Paradiso mit Metallplättchen am Einstieg.
In sieben schönen Seillängen an nagelneuen Bohrhaken erreicht man den botanischen Mittelteil ( meistens V-VI, max. VII). Die Reibungskletterei im sechsten Grad, bzw. meistens jedoch das leistige, technische Geschiebe setzt enge Schuhe voraus.
In 4 Längen durch den Dschungel, zuletzt 60m nach links querend gelangt man zur Hauptwand. Die Qualität der Haken nimmt nun ab und die Abstände werden weiter. Die erste, anfangs noch grasig durchsetzte Länge ist ausreichend gesichert, die zweite bietet einige Placements für Friends, welche man auch nutzen sollte.
Die Schlüsselstelle der Tour stellt die folgende VII+ Länge dar. Die ehemalige A1-Stelle ist geradezu prädestiniert für einen Groundersturz, so schlau sind hier die Haken gesetzt. Also leider kein onsight, könnte auch eine harte VIII sein.
Die zweite A1-Länge hat zwar mehr Haken zum Schummeln, dafür ist sie rotpunkt umso härter. Vermutlich hat ein sehr unterforderter Rabanser den Bewertungsvorschlag ausgesprochen.
Die nächste, spektakuläre Länge führt eine ausgesetzte, etwas brüchige Kante hinauf zu einem großen Grasbüschel, auf welchem sich der Stand befindet. Eine lange Schlinge erleichtert hier den Ausstieg.
Spätestens die letzte Sl, zuerst durch eine Verschneidung dann durch einen Kamin, ist ausgesprochen alpin und brüchig.
Friends und Keile sind also mindestens in dieser Seillänge notwendig. Der steile Abstieg könnte verkürzt werden, wenn man in 20min nach San Giovanni geht und per Anhalter oder Auto über Arco zurück nach Dro fährt.
Routeninformationen:
700m/ 17 Sl/ VIII oder VII-A1/ VI+ oblg./ 7-9h/
60m Doppelseile, Stopper, Cams 0,3-2
Zustieg 30min, Abstieg 2h
... so grausig empfanden wir diese Route überhaupt nicht, allerdings wird wirklich nur der Alpinist Gefallen finden, beziehungsweise die Wand überhaupt durchsteigen können...
Seit einigen Jahren schon schaute ich immer wieder beim traditionellen Arcourlaub ehrfürchtig ins "Gelbe Universum" am Monte Brento mit seinen weit ausladenden Dächern. Links der Hauptwand mit einigen Technotouren führt der wohl leichteste Weg.
Heißt also teils brüchiger Fels und Botanik verbunden mit klassischer Absicherung, kein Plaisir-Platten-Sportklettern zur Abwechslung ;)
Dieses Jahr fühlten wir uns endlich fit genug und fuhren bei kaltem Regenwetter am Samstag Abend über den Brenner bis nach San Giovanni. Nach einer sehr kurzen Nacht starteten wir am Sonntag um 6 Uhr den Zustieg abwärts, da man sich somit 2h Abstieg nach der Route spart. In knapp einer Stunde stiegen wir bei dichtester Nebelsuppe steil bergab, an der Route Boomerang vorbei und am Wandfuß entlang zur riesigen Verschneidung des Monte Brento.
Die ersten 300m klettert man zuerst rechts, dann links, dann wieder rechts durch den besten Fels, wobei es größtenteils brüchig, grasig und in unserem Fall auch nass war. Glücklicherweise machten wir keine Bekanntschaft mit dem so berüchtigten Steinschlag, dafür explodierte ein Helm inklusive GoPro direkt neben uns. Später am Gipfel erfuhren wir, dass einer der vielen Basejumper den Verschluss nicht überprüft hatte, teurer Flug. Wir kletterten Sl 1-3 mit je 50m regulär. Dann nahmen wir das Seil auf und gingen die nächsten 150m im dritten Grad am laufenden Seil bis zum Beginn der Kaminreihe.
Eben diese startet gleich mit einer schweren 6er Länge. Bis hierher sind die Standplätze und vereinzelte Zwischenhaken gebohrt, die nächsten Seillängen durch den Kaminschlund verlangen Eigeninitiative in der Absicherung, auch die Stände an alten Schlaghaken sollten ergänzt werden, dies ist meistens gut möglich.
Über einen leichten Quergang gelangt man auf das große, bewaldete Band. Da wir erst vier Stunden unterwegs waren, machten wir eine gemütliche Pause im Schatten der Bäume.
Ist es in den Kaminen teils angenehm kühl, so wird es in der prallen Sonne gleich sehr warm.
Die nächsten zwei steilen Risslängen stellen die Schlüsselstelle dar. Schwierigkeiten um 6+/7- nahezu ohne fixe Absicherung, Möglichkeiten für Friends findet man jedoch mehr als genug.
Von dort quert man zweimal 60m nach links über eine Kante in die Plattenbotanik, diese in 35m weiter zu Stand an einem dicken Baum.
Nun fehlen lediglich zwei Seillängen bis zum Ausstieg. So schnell wir bisher in der gesamten Route waren, verlangte uns diese ehemals V+A1 Verschneidung alles ab. Dummerweise siffte der komplette Riss und wir hatten kein Chalk dabei.
Wegen der uralten Stichtbohrhaken wird von einer freien Begehung abgeraten, da wohl keiner einen Sturz halten würde. Ich setzte zwei Friends zur Aufbesserung und konnte extrem angespannt diesen rutschigen Piaz durchsteigen (30m, 8-). Die letzte Länge, welche sich Lukas technisch hochkämpfte, gelang dann im Nachstieg gleich etwas entspannter. Da es für mich onsight schon sehr am Limit war, sollten Wiederholer den achten Grad beherrschen. Wer lieber Haken zieht, muss sich auf eine wacklige Materialschlacht mit ca. 20 (langen) Exen und kleinen bis mittleren Friends einstellen.
Vom Ausstieg machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Kanzel der Basejumper und beobachteten sehnsüchtig diese Art von Abstieg. Wer nicht den Fehler macht, in Pietramurata zu parken, muss zumindest nur bis San Giovanni zu Fuß absteigen...
Kletterzeit: 9h (Führerangabe: 11-14h)
San Giovanni Zustieg 1h, Abstieg 2h
sehr gutes Topo von Walter Lackermayer
Stopper, Cams 0,3-3, 60m Halbseile, Hammer und Haken, 15 Exen, Stirnlampe, Helm, Biwaksack
Fazit: Anspruchsvolle, alpine Klettertour durch eine gewaltige Wand mit objektiven Gefahren. Souveräner Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln, Schnelligkeit auch in brüchigem Fels und Orientierung unbedingt erforderlich! Die Route wird nach oben hin schwerer uns ernsthafter!
Wir verwendeten fast nie das Topo, da man sich immer in einer absolut logischen Linie bewegt.
Nach der entspannten Route Wiederholungstäter zwei Tage zuvor ging es am Mittwoch bei Aprilwetter in die Ammergauer Berge. Unsere Wahl fiel auf die niedrig gelegene Neue Welt am Torschrofen bei Schloss Neuschwanstein. Da in den höheren Lagen noch dermaßen viel Schnee liegt, ist dies ein super Ziel für den Frühling. Trotz Nordausrichtung scheint die Sonne in der Früh länger in die Wand und wir konnten an diesem bedeckten Tag kurzärmelig klettern.
Der Zustieg über den Gelbe-Wand-Steig Richtung Tegelberg führt an einigen Drahtseilen in einen großen Felskessel. Von dort zweigt unterhalb der Schneefelder (bzw. den Hinweisschildern für Touristen "alpine Gefahren Schneefelder") nach rechts eine kleine Trittspur ab. Man suche nach der Wandermarkierung an einer Wurzel auf Höhe des gelben Überhangs rechterhand. Eigentlich nicht zu verfehlen, wir waren jedoch selbst länger als die nötigen 45-60min unterwegs. An alten Fixseilen geht es steil und ausgesetzt über rutschiges Gras zum Wandfuß.
Da unsere Route bisher die Einzige an der Wand ist, kommt man direkt bei den Bohrhaken an. Die erste Länge muss sich am Einstiegsboulder erstmal erarbeitet werden (8-). Über einen steilen Piazriss mantelt man sich zum bequemen Standplatz in einer Gufel (8-). Die dritte Sl startet leicht und wird nach oben hin plattiger mit schwieriger, sehr technischer Einzelstelle (8+).
Sl 4 startet in einem Kamin, gefolgt von toller Wandkletterei und Platten (8).
Die Standplätze befinden sich meistens auf einem Absatz mit oder ohne Gras, sodass purer Genuss aufkommt. Jedoch nur bis hierher! Die wirklich schöne, etwas brüchige Rampe endet an der markanten, überhängenden Verschneidung an einem unbequemen Hängestand (7). Die folgende SSL stellt dann in allem eine Steigerung dar - steiler, anstrengender, ausdauernder (8+/9-). Jedoch bei guter Absicherung, sodass die Beschreibung "eine der anspruchsvollsten Routen in den Ammergauern" wohl eher auf die reine Schwierigkeit bezogen ist.
So toll die ganze Route bis hierher onsight lief, machte ich am Ausstieg einen Abflug - und das, obwohl ich diese Länge sogar im Nachstieg klettern durfte. Nach dieser Länge ist Schluss! Wer nicht durch Latschen aus- und absteigen möchte, verschwindet besser schnell von diesem Hängestand nach unten. Mit einsetzendem Regen seilten wir auf dreimal ab - 55m, 60m, 30m.
Grundsätzlich ist die Route sehr gut mit BH gesichert, Abstände von 2-5m mit teilweise zwingenden Kletterstellen zwischen den Haken. Allerdings finden sich immer wieder brüchige Passagen, rutschige Flechten und Graspolster, was jedoch sicherlich für Allgäuer Verhältnisse sehr harmlos ist...
Torschrofen "Neue Welt":
20m 8-, 20m 8-, 35m 8+, 35m 8, 35m 7, 45m 8+
VIII+/ IX-, VIII- oblg, E 3-, 200m, 6 Sl
keine Keile notwendig, .13 Exen, 60m Doppelseil!
Eigentlich sollte es die 450m lange Hirschgarage IX- zusammen mit Aaron werden, da mein Handywecker aber nicht funktionierte, startete ich spontan mit Alfred und Consti um 9 Uhr in München. Bei noch allerbestem Wetter fuhren wir die Mautstraße zur Waidringer Steinplatte. Der 30minütige Zustieg ist trotz aktuell noch 30cm Schnee problemlos mit Turnschuhen machbar, die Routen selber sind trocken. Wir wählten den Einstieg über die linke Sockelroute 6+/7-. Ich hatte das Glück, in der Dreierseilschaft alle Längen führen zu dürfen.
Motiviert von der Tiramisu drei Tage zuvor, gelang mir zwar die Route im onsight, aber technisch anspruchsvoller fand ich es an der Steinplatte allemal. Man muss den Fels genau lesen und die richtigen Löcher und Griffe finden, um nicht in einer Sackgasse zu landen. Entsprechend hart kam uns diese Art von Kletterei nach der Winterpause vor. Die technische Wand- und Plattenkletterei ist super mit Bohrhaken gesichert, jedoch bei etwas weiteren Hakenabständen, einige Keile können gut gelegt werden.
Nachdem ich die ersten beiden Längen in 52m (vom Boden weg) zusammenhängte, geht es noch fünf Meter leicht gerade hoch durch Latschen auf den Sockel.
Der Einstieg der Wiederholungstäter befindet sich fünf Meter rechts unterhalb des an die Wand angelehnten Spitz. Die Längenangaben im Topo sind teilweise etwas kurz, sodass ich mit den 50er Seilen von Stand zu Stand kletterte. In der ersten Länge wurden einige "Bergfink"-Schutzschilder in die Wand gebohrt, jedoch ohne Laschen, sodass ich mit zwei Keilen die weiten Abstände entschärfte. Alle Seillängen im Bereich 6+/7- kamen uns relativ schwer vor. Die 7+ hat zwei intuitiv anspruchsvolle Stellen, da man an den richtigen Griffen zwei dynamische Züge machen muss. Wer sich falsch entscheidet, fliegt! Etwas kontrollierter, dafür aber wesentlich pumpiger ist die SSL. Die Schwierigkeiten müssen öfters auch zwischen den Haken geklettert werden!
Mit unseren 50m Seilen kamen wir auf dreimal runter, abseilen über die Stände der Ironmouse. Da es so schön war, kletterten Alfred und ich noch schnell eben diese Route. Abgesehen von Sl 1 und der wirklich eindrucksvollen Kante aber eine wesentlich leichtere und inhomogenere Tour.
Informationen "Wiederholungstäter"
Sockel 52m 7- bis 7+, 30m Übergang 2, 35m 7-, 20m 6+, 35m 7+, 30m 8-, 20m 7-
200m, VIII-, (VIII- obl.), 8 Sl, E 2
Routenkombi "Ironmouse"
Sockel 52m 7- bis 7+, 20m Übergang, 30m 7 bis Zwischenstand, 50m 6, 45m 6+ (Kante), 20m 6
200m, VII(+), (VII obl.), 7 Sl, E 2
Panico Führer Steinplatte von Adi Stocker
Nach einigen ruhigen Monaten wurde es höchste Zeit für die Felssaison, welche Aaron und ich am 5.5.2016 einläuteten. Da ich nach meinem Mexikourlaub total außer Form war, wollten wir hochmotiviert einen Versuch wagen und wurden belohnt. Es gibt nichts besseres gegen den Jetlag als solch eine anhaltend schwere Toproute.
Als Vorspeise (Zustieg) über den Vorbau wählten wir die leichte Kost Rucola, die schnell zu genießen war, da man problemlos Seillängen zusammenfassen kann. Über das Schrofenband gelangt man zum Einstieg rechts der Fiedler-Flunger, links der Tschi-Tschi an der Ostwand. Wenn man genau hinschaut, erkennt man sogar den angepinselten Namen.
Nach der Winterpause braucht es einige Meter, bevor wir uns wieder auf die Reibungswerte der Schuhe verlassen können. Insbesondere in der ersten Sl ist Bewegungsgefühl gefragt, bevor die Wand aufsteilt (7-). Nun folgen sechs ausdauernde Längen im achten Grad.
Sl 2 ist dank bester Absicherung perfekt zum eingewöhnen, hier wartet im oberen Teil ein Rausschmeißerzug (8-). In Sl 3 geht es dann schon härter zur Sache und trotz perfekter Absicherung muss man hier ordentlich zwischen den Haken zupacken (8+).
Sl 4, ebenfalls 8+, ist weniger steil, dafür sehr technisch und kam mir als Plattenschleicher deshalb etwas leichter vor. Umso anstrengender wurde Sl 5, welche einen kleinen Überhang an Seitgriffen nach links querend verlässt. Links ums Eck über eine sehr raue Tropflochplatte gelangt man zu einem unbequemen Zwischenstand, welchen ich jedoch wegen mangelnder Exen bezog (8-/8). Die zweite Hälfte der Länge führt durch eine wunderschöne Piazverschneidung (8-).
Nach einigen leichten Metern folgt die absolute Schlüsselstelle der Route in Sl 6. Entweder ist hier etwas ausgebrochen oder ich habe etwas übersehen, jedoch konnte ich die extrem kleingriffige Sequenz nicht zusammenhängend klettern( 8+++).
Diese ist wesentlich schwerer als der Rest der ganzen Route, die Haken sind dafür am richtigen Ort. Umso leichter kam mir dann, zumindest im Nachstieg, die letzte Länge vor, welche Aaron vom Stand gleich noch zu einem Baum-/Köpfelstand verlängerte (8).
Von dort stiegen wir orografisch links ca. 30m zum Stand der Gsi or not to be ab, zu erkennen an dem dürren Baum daneben. Es sei erwähnt, dass dies ein rutschiger Eiertanz über dem Abgrund ist! Im Gegensatz zur Tiramisu seilt man dafür problemlos 3x60m zu den Rucksäcken ab.
Abwechslungsreiche Sportkletterroute mit rauen Tropflöchern, Platten, Leisten und Überhängen. Perfekt mit Klebehaken gesichert, keine mobilen Sicherungsgeräte nötig. 14 Exen, 60m Halbseile.
7-,8-,8+,8+,8-/8, 8+,8; 200m, / Sl
Zustieg über Rucola, V+/ 225m/ 7 Sl
Wer hätte gedacht, dass sich ein Jahresabschluss am 27.12.2015 im hochgelegenen Schüsselkar ausgeht? Es war perfekt! Bei dem gut eineinhalbstündigen Zustieg vom Parkplatz der Chinamauer über das Puittal zur eingeschneiten Märchenwiese versanken wir mit Turnschuhen förmlich im Schnee. Die schattige Mulde, durch welche man das Latschenfeld verlässt, war mit gut einem halben Meter Neuschnee ohne Grundlage eine nervige Angelegenheit. Erst die sonnige Schotterreiße wird nach oben hin steiniger, bevor man endlich den trockenen Wandfuß erreicht.
Leider verspürte ich an diesem Tag trotz bester Verhältnisse und feinstem Herbstwetter große Erschöpfung, Schwindel und Übelkeit.
Aus diesem Grund schickte ich Alfred in die erste Seillänge über traumhafte Wasserrillen, wo gleich mal Technik und Vertrauen in die Füße gefragt wird (Sl 1/ 7-).
Mit dem Seil von oben natürlich kein Problem und in den nächsten drei leichteren Seillängen kann ich mich sogar einigermaßen erholen, sodass ich den Rest der Tour vorsteigen konnte. Hierbei sind die Topos von bergsteigen.com oder Panico wenig hilfreich. Am besten klettert man zweimal 60m bis zum Ende und macht zuerst an einem der wenigen Zwischenhaken Stand, beim zweiten Mal erreicht man eh schon den Stand.
Die Sl 5/ 8- fordert den ganzen Plattentänzer bzw. wie in der Beschreibung formuliert, gute Kletterschuhe für kleine Tritte um hier mit Bewegungsgefühl hinaufzuschweben.
Nach dieser Länge zwingend Zwischenstand am Beginn der Headwall beziehen!
Denn die sechste Seillänge ist kleingriffig mit weiten Zügen an sehr steiler Wand, 7+.
Nur nicht so anhaltend und lang wie der folgende Ausdauerhammer, die SSL. Dieses absolute Herzstück der Tour folgt dem steilsten Teil der Wand über 40m in allerbestem Kalk. Trotz immer wieder guter Stehmöglichkeiten hatte ich mit einem ordentlichen Pump in den Unterarmen zu kämpfen, es hat aber gerade noch für den roten Punkt gereicht.
Die Sl 8 und 9 fasse ich kurzerhand zusammen, 40m/ 7(+) gleich vom Stand weg schwer!
Die Sl 10 ist auf 45m/ 7+ mit einigen kniffligen Einzelstellen gewürzt, das obligatorische Klettern zwischen den Haken wird erstmals etwas anspruchsvoller, ebenfalls in der letzten Seillänge. Mit weiteren, überaus anspruchsvollen 45m/ 7+ zuerst über glatte Platten, nach oben hin durch splittrigen Fels, erreichen wir endlich das Ende der Tour. Wir hätten beide nicht gedacht, dass uns diese auf dem Papier recht entspannte Route kräftemäßig so fordert.
Die Bewertung finde ich im Vergleich zur Unvergessenen Heimat 8+ an der Dammkarnadel, ebenfalls von Matthias Robl, etwas härter, jedoch war ich auch nicht ganz fit.
Um 16 Uhr genießen wir am Ausstieg nach 6h klettern die letzten warmen Sonnenstrahlen, bevor es ganze 9x abseilend über die Route zurück zum Wandfuß geht.
Immer wieder habe ich nach der steilen Route Zahnbeißer im beeindruckenden rechten Wandteil gesucht, aber leider nur ein, zwei Haken gefunden. Wer diese schon geklettert ist, bzw. mehr Informationen als im Panico darüber hat, teilt mir diese bitte mit :)
Facts Skywalkers:
Söllerkopf Schüsselkar 2400m
400m/ 11 Sl/ VIII-/ VII+ oblg./ 14 Exen/ 60m Doppelseile/ keine Friends erforderlich
geklettert mit Alfred Hagmaier
Werbung: checkt auch diesen Bericht über verschiedene Top-Klettergebiete aus!
Der vierte Advent in diesem Jahr bescherte uns einen weiteren, warmen und wunderbaren Herbstklettertag. Am 20. Dezember 2015 machten wir uns zu viert an den gut 50 minütigen Zustieg zum obersten Teil der Chinamauer oberhalb von Leutasch. Perfekter Fels wartet hier auf Wiederholer, bei gleicher Exposition und Qualität wie im Schüsselkar, nur eben 500hm tiefer, super also für die (kalte) Jahreszeit.
Aaron und Alfred stiegen in die mir bereits bekannte Sonne hinter dem Nebel ein, während Lukas und ich nach der In Memoriam Matthias suchten. Laut bergsteigen.com sollte der Einstieg 50hm tiefer liegen, tatsächlich aber 50hm darüber. Man folgt von der noch recht unbekannten Wenn´s mal wieder etwas länger dauert der Wand ca. 100m bis zu einer Art Gufel.
Einige Meter davor geht es mit der ersten Seillänge gleich steil zur Sache. Nur ist diese etwas blöd vom steilen Wandfuß aus zu sichern.
Die zweite Seillänge entlang einer überhängen Rissverschneidung geht gewaltig in die Arme. Der Fels ist in der gesamten Route etwas flechtig, was die Reibungsqualität teilweise verschlechtert. Die Absicherung mit BH ist gut, jedoch würden zwei mittlere Friends die teilweise zwingend zu kletternden Passagen im siebten Grad etwas entschärfen, insbesondere in der zweiten Länge.
Die dritte Länge quert spektakulär nach links an erstaunlich guten Griffen in überhängendem Gelände. Von dort über leichtes Gelände auf einem Absatz nach rechts. Der beeindruckende Auftakt vom Erstbegeher Matthias Robl ist hier nun vorbei und es folgt Wand- und Plattenkletterei. Da der weitere Teil vom Altmeister Bernhard Hangl eingerichtet wurde, steckt kein Bohrhaken zuviel, etwa wie in der Friedenspfeife, jedoch wurden die Risse zumindest so entschärft, dass man eigentlich keine Friends benötigt, wenn man die Schwierigkeit leicht beherrscht.
In Sl 4 unbedingt zwecks Seilreibung den ersten BH wieder aushängen. In einem großen Bogen an brüchigen Schuppen kletterte ich links herum zum nächsten BH, wobei ich mich einige Minuten lang in gefährlicher Groundergefahr bewegte. Die A0-Stelle danach lässt sich problemlos überwinden, danach folgt noch eine schwere Stelle.
In Sl 5 hat Lukas das Vergnügen, die perfekt gesicherte 8- vorsteigen zu dürfen. Nur werden nach den schweren drei Metern die Hakenabstände wieder weiter und die 7er zwingend zu klettern.
Einige 7er Stellen in dieser Route kamen uns deutlich schwerer vor. Die SSl ist nur über 3m wirklich schwer, man hat es jedoch erst geschafft, wenn man sich zum rettenden dritten Haken gekämpft hat! Danach geht es aber ausnahmsweise mal genussreich weiter.
Die letzte Seillänge zeigt nochmal, dass eine überhänge 7+ schwerer sein kann als eine 8- Wandstelle. Total gepumpt rette ich mich zum Stand und bin froh, oben angekommen zu sein. Eine ehrlich bewertete Tour eben, bei der der angegebene Grad beherrscht werden sollte.
Nachdem wir dem Alfred noch in seiner A1-Seillänge beim herumwerkeln zuschauen, geht es flott mit dreimal Abseilen nach unten, je 55m!
Facts Matthias in Memoriam:
200m/ 7 Sl/ VIII+/ VIII- oblg./ 10 Exen/ mittlere Friends/ 60m Doppelseile
teilweise flechtiger, brüchiger Fels!
Topo hier
Zustiegszeit 45-60min
Kletterzeit 4-5h
In rund einer Stunde erreicht man von der Bushaltestelle Diesbachbauer die obere Diesbachwand, welche einige perfekt abgesicherte Genussrouten in mittleren Schwierigkeitsgraden bietet.
Nach dem Mistkäfer 8+A0 zwei Monate zuvor, entschieden Lukas und ich uns am 8. Dezember 2015 für die etwas schwerere No Mans Land. Alfred und Aaron kletterten im rechten Wandteil den Fiehrerweg 7+.
Am Einstieg gleich ein kleiner Schock, da Lukas seine Kletterschuhe in München vergessen hatte. Kein Problem jedoch für ihn, dafür aber hartes Bizepstraining.
Nach einem pumpigen Kaltstart in der ersten Länge breitete sich langsam die Sonne aus und bereits die zweite Länge konnten wir entspannt an großen Schuppen hochhangeln.
Die Schlüssellänge ist ein Ausdauerproblem und meiner Meinung nach überbewertet, eher 8(+). Eine leicht überhängende Wand mit Löchern und Leisten, die nach oben hin schwerer wird. Glücklicherweise konnten wir in den ersten drei Längen die Kletterschuhe am Seil runterlassen, sodass Lukas ebenfalls frei klettern konnte. Bei den restlichen Seillängen war dies jedoch nicht mehr möglich, sodass ich alles vorsteigen durfte.
Die nächsten Seillängen führen über wunderschönen plattigen Fels, unterbrochen von kurzen Wandstellen und einem Wulstüberhang.
Die drei Haken an der A0-Stelle lassen sich nicht frei klettern und auch danach geht es noch schwer weiter, mit 50m Seilen kann man gleich bis zum Ausstieg weitersteigen. Empfehlenswert ist, die vorletzte Seillänge über den Mistkäfer zu wählen, so spart man sich die A0-Stelle und die komplette Route ist frei max. 9- ohne Schönheitsfehler :)
Insgesamt ist die Route absolut vergleichbar mit dem benachbarten Mistkäfer , wobei die schweren Längen eher Einzelstellen sind und dafür die 7er Längen relativ fordernd, bzw. unterbewertet sind.
Vom Ausstieg wird orografisch leicht rechts haltend über die Route Weberknecht abgeseilt. Da Alfred und Aaron noch in der Zeckentrail 8-/8 zu Gange waren, entschieden wir uns, ebenfalls noch den Weberknecht zu klettern. Die sieben Seillängen lange Plaisirroute bietet vier traumhafte Seillängen in bestem Fels, der Rest ist grasdurchsetzt und etwas brüchig.
Somit haben wir diesen Dezembertag bei perfekten Verhältnissen super ausgenutzt.
Die Wiese im Tal war den ganzen Tag über weiß voller Reif, wohingegen oben in der Sonne warme Temperaturen herrschten. Solange also die Schneefallgrenze über 1500 bleibt, kann man hier oben entspannte Tage verbringen. Respekt an Lukas, der mit seinen Zustiegsschuhen den größten Teil frei nachsteigen konnte.
geklettert am 8. Dezember 2015 mit Lukas Hertlein
Facts Nomansland:
260m/ 8 Sl/ IX-/ VII+ obl./ 12 Exen/ 50m Doppelseile
Facts Weberknecht:
260m/ 7 Sl/ VII/ VII- obl./ 10 Exen/ 50m Doppelseile
Zustieg 1h
Kletterzeit Nomansland 4-5h
Kletterzeit Weberknecht 3-4h
Skitourengehen im Dezember? Dies ist wohl seit einigen Jahren nur mit erheblichen Kompromissen verbunden. Stattdessen bietet es sich an, bei perfekten Verhältnissen an der Martinswand bei Innsbruck herumzuturnen. Auf Il Mondo disperso trifft eher die Beschreibung plattenschleichen zu, jedoch mit sehr abwechslungsreichen Seillängen. Wesentlich flacher als die Routen Tschi-Tschi, Gsi or not to be oder Tiramisu eben.
Am 3. Dezember 2015 machten wir uns bei Hochnebel an den fünfminütigen Zustieg. Ca. 100m rechts des Klettersteiges beginnen dieTiroler Fischzuchtplatten an einem Klebering. Mit fast tauben Fingern klettern wir los. Die Seillängen 1 und 2, als auch die Seillängen 3 und 4 lassen sich problemlos zusammenfassen. Immer wieder findet sich ein Band zwischen den Felsaufschwüngen, oder andersrum, jedoch nicht so schrofig wie manche der leichten Sockelrouten.
Die fünfte Länge ist 45m lang, ein möglicher Zwischenstand ist im Panico Topo nicht eingezeichnet. Über super Plattenkletterei in der sechsten Länge erreicht man das große Band. Mit 60m Seilen kann man gleich nach rechts oben zum Folgestand weitersteigen. Hier befinden sich vier Bohrhaken.
Nun geht es nach den leichten Zustiegsplatten etwas steiler zur Sache. Die folgenden drei Seillängen mit Schwierigkeiten um 6c+/7a bieten technische Wand- und Plattenkletterei an teilweise sehr gutem Fels. Brüchige Passagen findet man eher an den leichteren Stellen, ansonsten Top Kletterei bei bester Absicherung. Entweder wurde die Route von oben nachträglich mit weiteren Bohrhaken versehen oder saniert?! Jedenfalls findet sich ein Mix aus alten Longlife-BH, Expressankern und Klebehaken, sodass man mit 12 Exen gar nicht alle Zwischensicherungen einhängen kann. Keile und Friends kann man sich also wirklich sparen.
Bitte verwendet das unten abgebildete Originaltopo der Erstbegeher, da das Panico Topo eine Seillänge ignoriert und zwei weitere falsch eingezeichnet sind!
Die vierte Länge stellt einen Kontrast zum Rest der Tour dar und wird richtig steil. An guten Griffen klettert man ausgesetzt durch die Schwachstelle des überhängenden Plattenwulstes.
Eine leichte Querung führt waagerecht nach links zu einer Art kleinen Gufel mit Stand und sogar einem Wandbuch. Welch Sensation und das bei einer zwanzig Jahre alten Route. Wir zählen um die fünfzig Begehungen, auch die Gebrüder Sussmann waren bereits am Werke.
Die letzte Seillänge bietet nochmals Top Kletterei an löchrigem, kompaktem Plattenfels. Nach 35m quert die Route plötzlich gerade nach links zum Ausstieg, obwohl man noch weitere 20m dem guten Fels folgen möchte.
Über Steigspuren gelangt man orografisch rechts zum Drahtseil des Kaiser-Max-Klettersteiges, welchem man bei der Abzweigung nach rechts folgt. Von dort zur Grotte spazieren und den unteren Teil
des Klettersteiges absteigend zum Wandfuß.
Nach Auflösung des hartnäckigen Inntal-Hochnebels hatten wir einen wunderbaren, warmen Herbsttag.
Also nicht zu früh einsteigen ;)
Facts Il Mondo disperso:
insg. 13 Sl inkl. TFP und Querungen
350m/ VIII/ VII+ obl./ E 2-
60m Seile/ 12-15 Exen
4-5 Stunden Kletterzeit
am 3. Dezember onsight geklettert mit Tobias Heidner
Am 19. November 2015 ging sich endlich die lang ersehnte Friedenspfeife vom Duo Zak/ Hangl an der Schüsselkarspitze Südwand aus. Nach 2h Zustieg aus dem Puittal war der Einstieg -mit bemalter Tontafel markiert- erreicht.
In der ersten Seillänge kann man sich zwischen zwei Varianten entscheiden, die linke ist trotz 6+ relativ leicht, die rechte nur 6-, dafür aber deutlich schwerer, eher 7(-). Schon hier wird klar, die Friends hängen nicht umsonst am Gurt.
Die zweite Seillänge fordert nach einem kleingriffigen Dacherl den Plattentänzer mit genug Coolness um im 8. Grad Friends zu legen.
Ab der dritten Seillänge erwartet die Wiederholer grandiose, steile Kletterei (Wand und Überhang) in absolutem Vorzeigekalk. Die mit 7 angegebene dritte Länge ist mit 7+ sicherlich immer noch nicht überbewertet und erfordert eine gehörige Portion Kraft und Ausdauer...
...als auch Moral! Hier stecken 4 Haken und eine Sanduhrschlinge, wobei am letzten BH die Lasche fehlt, sodass man einen Keil draufklemmen muss.
Hier wäre ein Sturz ungut, da der letzte BH über 5 Meter waagerecht links steckt!
Die folgende Seillänge war wieder etwas enger gebohrt, sodass wir keine mobilen Sicherungsmittel benötigten, 40m 8-. Die schwerste Stelle jedoch gleich vom Stand ist messerscharf und so zogen wir beide eine kleine Blutspur hinterher.
Die fünfte Seillänge wartet mit 2 Bohrhaken genau an der richtigen Stelle, dazwischen passen 2 kleine Cams oder Keile, welche man unbedingt setzen sollte, der Fels ist hier etwas splittrig.
Nun durfte ich die erste 8+ vorsteigen, wobei ich ganz schön kämpfen musste. Nach ein paar uncoolen Stürzen zum zweiten Haken, arbeitete ich mich zumindest frei bis zum Stand hoch...
... wobei vom letzten Haken ein 8m Runout wartet, welcher aber mit kleinen bis mittleren Cams perfekt verkürzt werden kann. Unser Vorschlag wäre anhaltend 9- mit einem Haken mehr als im Topo verzeichnet.
Die zweite 8+ fiel dann glücklicherweise auf Martin, der gleich nach dem ersten Haken zwei super Cams versenken konnte und irgendwann gepumpt abfiel wie eine "reife Pflaume". Die nächsten Meter sind etwas entspannter, wobei es oben raus wieder sehr hart wird für 8+.
Da wir nur 50 Meter Seile hatten, konnten wir beim Abseilen lediglich die 6. und 7. Seillänge zusammenfassen, was ohne vorausschauendes Exen einhängen in einem Kingswing enden könnte, oder in einer langen Prusikaktion.
Der Orkan, welcher den Wintereinbruch der nächsten Tage brachte, erschwerte uns den Abstieg gewaltig. War das Seil eben noch 50 Meter gerade nach unten gehangen...
...schwebt es ein paar Sekunden später auf einmal über einem in der Luft oder eben komplett waagerecht. Ab hier mussten wir jede Seillänge einzeln abseilen, dennoch waren wir nach einer Stunde wieder am Einstieg.
Zufälle gibts: Kaum sind wir wieder am Wandfuss, kommen drei bekannte Personen von der Knapp-Köchler VII herunter. So genießen wir zufrieden den gemeinsamen Abstieg in den vorerst letzten Sonnenstrahlen in diesem Herbst.
Da die Tour anhaltend hart bewertet ist und schon 1995 erstbegangen wurde, muss sich der Grad hier noch ehrlich erklettert werden.
Wo der Fels einen Riss, etc. bietet wurde konsequent kein Haken gesetzt, sodass man zwar super Placements findet, aber egal bei welcher Schwierigkeit mobil ergänzen muss. Aus diesem Grund empfanden wir die obligatorische Bewertung von 7+ deutlich zu tief gegriffen. Diese Einschätzung könnte für den ein oder anderen Wiederholer interessant sein.
Facts Friedenspfeife:
EB 1995 Heinz Zak/ Bernhard Hangl
220m/ VIII+/ VIII(-) obl./ 7 Sl/ Stopper 7-10/ Cams 0,5-2/ 60m Doppelseil/ Bohrhakenlasche mit Mutter für die dritte Länge ;)
"Wunderschöne, anspruchsvolle und überaus abwechslungsreiche Kletterei. Delikate Platten, griffige Wandstellen und knifflige Überhänge warten auf die Wiederholer."
geklettert am 19. November 2015 mit
Meinem Vorsatz, 2015 einige der geschichtsträchtigen"im extremen Fels" Routen von Walter Pause zu klettern, konnte ich leider überhaupt nicht nachkommen. Aufgrund etlicher modernen Sportklettereien und einigen Longlines in diesem Jahr sollte mich der Saisonabschluss mit zumindest einer Auswahltour zufrieden stellen.
Am 12. November 2015 standen Alfred, Lukas und ich nach zweistündigem Zustieg aus dem Puittal unter der absolut trockenen Südwand der Schüsselkarspitze. Fast hätte ich meinem inneren Drang nachgegeben, und wäre in die lang ersehnte Friedenspfeife oder den Steilen Zahn eingestiegen, aber bei perfekten Verhältnissen, wie sie nur im Herbst zu finden sind, entschieden wir uns für die Rainer/ Aschenbrenner mit Einstieg über die Pfeilerrisse.
Da wir diesmal als Dreierseilschaft unterwegs waren, hatte ich die Ehre, alle Längen zu führen, was für uns alle sehr entspannt war.
Von der Gedenktafel klettert man die Rampe ca. 30m nach rechts zum ersten Stand an einem Klebehaken. Die ersten beiden Längen der Pfeilerrisse bieten steile Kletterei, wobei eher Verschneidungstechnik gefragt ist, unterbrochen von einer Tropflochplatte und Piazstellen.
Über eine Rampe gelangt man zum eigentlichen Start der Rainer/ Aschenbrenner. Hier zweigt die klassische Fichtl/ Herzog nach links ab, welche von einer Seilschaft mit viel Metall am Gurt geklettert wurde. Wir folgen jedoch der steilen Risslinie nach oben und erreichen nach 40m den Stand in einer ungemütlichen Verschneidung.
Froh, aus diesem engen Platz wegzukommen, steige ich zügig in die folgende leicht überhängende SSL, welche zwei pumpige Stellen bietet (35m, 7) ein. Vom Stand auf einem kleinen Band schweift
der Blick nach oben in die beeindruckende Headwall, welche wir jedoch auf dem klassischen Weg links umgehen.
Die Hauptschwierigkeiten sind hier zwar geschafft, zwei 6er Längen bieten aber noch ausgesetzte Kletterei. Über die 5er Länge gelangt man leicht links haltend auf einen Absatz.
Entweder nun seilfrei oder 70m in etwas brüchigem II-IIIer Gelände zum Westgrat, dort keine Haken mehr, aber mit kleinen bis mittleren Friends gut zu sichern. Nach 4h erreichen wir den Gipfel und sind um einen Pauseklassiker reicher, der nach der Sanierung einen wirklich sehr entspannten Herbsttag garantiert.
Wir entscheiden uns für die Zak-Abseilpiste, da ich diese bereits von der Peters-Haringer kenne. Vom Ausstieg sind es ca. 70m Luftlinie nach Westen, direkt oberhalb der Fichtl/ Herzog.
Von dem einzelnen Zak-Spezialhaken seilt man zuerst in die Rinne hinunter, hier herrscht noch Steinschlaggefahr! Danach über perfektes, steiles Abseilgelände, teilweise freihängend
hinunter.
Mit 50m Doppelseilen muss man einmal 5 Meter leicht absteigen, ansonsten reichen 50m immer.
Facts Rainer/ Aschenbrenner von 1939:
400m/ 10 Sl/ VII/ VI oblg./ E 2- /12 Exen/
evtl. Keile, Friends/ 50m Doppelseile
Topo, Infos, etc. auf Anfrage!
unterwegs mit Alfred Hagmaier und
Lukas Hertlein am 12. November 2015
Nur 2 Tage nach der erfolgreichen Begehung der Haselnuss bei weiterhin perfektem Herbstwetter starten wir am 4. November 2015 in ein uns bisher unbekanntes Gebiet. Diesmal mit dabei sind Markus Stadler, Alfred und Tobi.
Die Westwand am Hohen Göll mit dem Testpiece Scaramouche von den Huberbuam sollte das Ziel werden, unser Kletterkönnen reicht allerdings nur für die empfehlenswerte Wunderwelt.
Diese Route bietet gut abgesicherte, Top Kletterei an Wasserrillen, Platten und steiler Wand auf insgesamt sehr rauem Fels. Schon beim Zustieg von der Scharitzkehlalm komme ich ins Schwärmen, da dieser kaum länger als eine halbe Stunde dauert. Die ersten zwei Längen verlaufen gemeinsam über den Jubiläumsweg und sind dank der Einstiegstafel nicht zu verfehlen.
In den aalglatten Wasserrillen wird von Beginn an richtiges Hinsteigen gefordert, die beiden Fünfer Längen sind wirklich nicht geschenkt! Zum eigentlichen Einstieg der Wunderwelt quert man in der dritten Länge entweder vom Stand direkt oder vom dritten Haken 20m waagerecht nach rechts. Verschiedene Metallplättchen mit Richtungspfeilen ersetzen fast schon ein Topo. Gleich in der ersten Länge (20m, 7) ist der Fels schlagartig wasserzerfressen, steil und gutgriffig. Immer wieder verwendeten die Erstbegeher Drahtschlingen für Sanduhren und zur Verlängerung an schwierigen Stellen, fast schon übertrieben. Nach der wunderschönen zweiten Seillänge (50m, 8-) spaziert man zuerst 10m durch Gemüse nach oben und steigt dann links abwärts durch eine rutschige Rinne zum Stand an einem Bohrhaken. Um die nächsten Meter zum hohen ersten Haken zu entschärfen, empfiehlt sich ein Rock Gr. 9 oder max 0,5er Friend. In zwei steilen Seillängen klettert man zum Stand auf der Riesenschuppe, an welcher der Pauseklassiker Großer Trichter quert. Sicherlich ein entspanntes Ziel für nächsten Herbst, da die Route lange nass ist.
Die A0-Länge lässt uns alle ganz schön kämpfen, bevor wir an 3 Haken über das kleine Dachl nullern. Einen freien Versuch gebe ich sofort auf. Bei einem Blick auf die Uhr stellen wir erschreckt fest, dass wir bereits über 4h in der Wand sind. So ist das nun mal, wenn man zu viert unterwegs ist und dabei aufwändig fotografiert. Aus diesem Grund klettern Markus und ich die letzten vier Seillängen im Eiltempo, während Alfred und Tobi bereits abseilen.
Nach oben hin wird die Kletterei zwar etwas einfacher mit wenigen brüchigen Stellen, jedoch immer noch sehr lohnend.
In der letzten Länge wartet ein 5m großes Damoklesschwert vor dem ersten Haken auf einen übergewichtigen Kletterer!
Bei Sonnenuntergang erreichen wir den Ausstieg und seilen oben über die Route, im Mittelteil teilweise über den Jubiläumsweg ab.
Facts Wunderwelt Hoher Göll:
430m/ VIII-A0/ VII(+) obl./ E2/
12 Exen/ Rock Nr. 9/ 60m Seile
weitere Infos bei Markus Stadler
Fotos von Markus Stadler und Daniel Mohler
"Eine der besten Kaisertouren im 6. bis 7. Grad", lautet die Beschreibung der HaZo Fantastica an der Südwand des Sonnecks. Mindestens genauso empfehlenswert bei höheren Schwierigkeiten ist die direkte Nachbarroute Haselnuss aus dem Jahre 2011. Am 2. November 2015 konnte ich mit Alfred als Partner diese harte Nuss onsight knacken. Der Zustieg vom Jägerwirt zum Wasserfall (Rucksackdepot) und weiter zum Einstieg im Schneekar dauert ca. 1,5 bis 2 Stunden. Die ersten drei Seillängen durch den steilen Sockel sind normalerweise lange Zeit tropfnass, spätestens jedoch im Herbst herrschen super Verhältnisse. Hier erwartet den Kletterer gutgriffer Idealfels, sodass ich gleich vor lauter Freude die ersten beiden 7er Längen zusammenfasse (45m, 7). Aber auch, weil bei den kurzen Tagen um diese Jahreszeit Tempo angesagt ist, schließlich starteten wir erst um 10 Uhr. Aufgrund der Inversionswetterlage in diesem Goldenen Herbst empfanden wir es wärmer als im Tal und konnten richtig genießen.
Nach der vierten Länge (35m, 6) bietet es sich an, das Seil aufzunehmen und die 100m zur Hauptwand seilfrei zu gehen. Die Haselnuss befindet sich 5m rechts der HaZo Fantastica und ist zu erkennen an den goldenen Bolts. Die beiden 5er Längen sollte man zügig hinter sich bringen, denn die Hauptschwierigkeiten danach kosten etwas mehr Zeit. Bereits die folgende 6er Länge ist schon sehr plattig und erfordert großes Vertrauen in die Kletterschuhe. Hier kreuzt die Hazo Fantastica von links nach rechts. Ab hier steilt die kompakte Plattenwand für die nächsten drei schweren Längen auf und erinnert mit ihrer technischen Wandkletterei sehr an namhafte Routen an den Kirchlispitzen.
Konzentriert steige ich Stück für Stück höher und versuche die Leisten, Löcher und Unebenheiten in diesem Plattenpanzer zu lesen. Dank verschiedenen NoHandRests ziehen wir beide souverän durch diese Länge. Die Kletterei ist weniger pumpig, dafür aber anstrengend für die Füße und man braucht einen guten Blick dafür.
Die zweite Länge, ebenfalls im glatten achten Grad startet gleich vom Stand weg extrem plattig und wird nach oben hin immer griffiger und auch etwas leichter. Es folgt noch eine anstrengende Acht minus, welche mit schwieriger Einzelstelle auch glatt Acht verdient hätte. Froh sind wir nach den schweren Längen um eine kurze Pause an einem gemütlichen Standplatz.
Die letzte 7er Länge steigt Alfred vor, trotzt problemlos dem hier sehr splittrigen Gestein und erreicht nach langen 50m das Ende der Haselnuss. Kurz darauf geht die Route in den Sonnenpfeiler über. Die letzten beiden Längen hänge ich mit langen Exen zusammen.
Von dort kraxeln wir noch 100m über Steilschrofen zum Ausstiegsplateau, welches wir nach 6,5 Stunden erreichen. Wir genießen die letzte Stunde bei grandioser Fernsicht, bevor die Sonne sich verabschiedet und es schnell kalt wird. Was für ein Herbsttag, Wahnsinn!
Abstieg über die Kopfkraxe in 1h zum Wasserfall (Rucksackdepot) und zurück zum Jägerwirt.
Facts Haselnuss:
Sonneck 2260m Südwand
14 Sl/ 500m/ VIII/ VII+ oblg.
unterwegs mit Alfred Hagmaier
am 2. November 2015
Topo und Infos bei Markus Stadler
Nachdem wir die Plaisirroute Maxl´s Gamsrevier 7- quasi als Zustieg in drei langen Seillängen kletterten, standen wir bereits nach 1h am Einstieg und haben uns somit den Schrofenzustieg gespart.
Im folgenden der Bericht von Martin Feistl über unsere Begehung der Gsi or not to be am 23. Oktober:
Dieses Jahr im Frühjahr konnte ich mit Daniel meine erste 8+ klettern, im Sommer ebenfalls mit Daniel meine erste 9- und um das Kletterjahr gebührend abzurunden folgte jetzt auch mit Daniel im Herbst der erste glatte 9er in der "Gsi or not to be" an der Martinswand. Die Route reiht sich ein in die anhaltend geniale Kletterei an Verdonkalk, der uns schon aus der Tschi-Tschi bekannt war.
Die erste Länge folgt etwa 15 Metern der grasigen Verschneidung der Fiedler-Flunger , um dann beim ersten BH nach rechts die Tiramisu zu queren und zum eigentlichen Beginn der Tour zu führen.
Daniels anfängliche Bedenken "wo denn hier ein 7er durchgeht", sollten sich bestätigen. Mit doch recht viel Mühe schob ich mich auf den letzten Metern der 2. Seillänge (7+, unserer Meinung 8-) zum Stand, wo ich den Plan, die nächste Seillänge gleich noch mitzunehmen ganz schnell wieder verworfen habe. Und auch die nächste Seillänge sollte trotz des Seils von oben kein Geschenk werden. Unser Vorschlag wäre 8 anstatt 8-.
In den nächsten beiden Längen dachten wir uns, können wir uns etwas erholen, da wussten wir aber noch nicht, dass beide glatten 7er gut und gerne mit 8- durchgehen sollten. Aber egal, die Kletterei ist der Hammer, die Absicherung perfekt und die Schwierigkeiten halt überraschend fordernd.
Mehr als aufgewärmt kamen wir zur SSl, recht harmlos stand sie da, aber weit oben signalisierte eine alte, schon sehr mitgenommene Bandschlinge die Crux. Und die wollte bearbeitet werden. Mehrere Züge an Kratzern zu einem Fingerloch in einer überhängenden Platte.
Interessant zu wissen, dass die Größe eines Tickmarks leider überhaupt nichts über die Qualität des Griffs aussagt.
Kaum hatte ich die Schlüssellänge geschafft und wollte freudig meinen Stand basteln, da meint Daniel von unten, ich hätte erst 20 von den im Topo vermerkten 40 Metern. Naja, wenn's im Topo steht
schau ich mal weiter, fünf Expressen werden schon reichen. Sie reichten nicht, zehn wären gut gewesen.
Und obendrein stimmt das Topo nicht, sodass ich an die Schlüssellänge die folgende (zur Abwechslung mal leichter als veranschlagte) 8er Länge dranhängte. Etwas psycho und nicht zu empfehlen mit 13 Expressen.
Die letzte Seillänge zeigte auf 15 Metern nochmal wie eine 6- nicht auszusehen hat: überhängend und wenig Kellen, eher unterer Siebener.
Der Abstieg war dann mit 3mal abseilen schnell erledigt, von dort über das Schrofenband orografisch links rausqueren.
Unser Bewertungsvorschlag (angelehnt an die Bewertung der Tschi-Tschi und Tiramisu:
1. Seillänge: 25m 4-
2. Seillänge: 15m 8-
3. Seillänge: 20m 8
4. Seillänge: 30m 8-
5. Seillänge: 30m 7+/8-
6. Seillänge: 20m 9
7. Seillänge: 20m 8-
8. Seillänge: 15m 7-
Facts: Maxl´s Gamsrevier VII-/ 180m und
Gsi or not to be IX/ VIII- obl./ 190m/ 8 Sl/ 13 Exen/
zum Abseilen besser 60m Doppelseile
Kletterzeit ca. 5 Stunden
geklettert am 23. Oktober 2015 mit Martin Feistl
Bei Temperaturen über 15 Grad im Tal sollte nicht eingestiegen werden!
Die Nachricht am Sonntag in der Kletterhalle über einen Wintereinbruch ab Dienstag, allerdings noch bestem Herbstwetter am Montag führte schnell zu einem Entschluss: den vorerst letzten schönen Tag nutzen in einer tief gelegenen, südseitigen Wand. Die Wahl fiel auf die moderne Sportkletterroute "Solaris" von Scheidhacker/ Wizani am Lachfeldkopf Sockel mit der Option auf eine Verlängerung durch die Hauptwand bis zum Gipfel.
So fuhren Alfred und ich am 12. Oktober bei dichtester Nebelsuppe über die Mautstraße auf die Loferer Alm (mittlerweile 8,50€, Frechheit!). Oben angekommen schlagartig blauer Himmel und Sonnenschein über einem weißen Meer aus Nebel. Der Zustieg zur Abseilpiste "Graues Buch" verläuft leicht absteigend und dann 2x 50m a là Verdon abseilend zum Wandfuß des Urlkopf. Von dort geht es links steil bergab die Urler Gasse hinunter zur Sockelwand, welche noch 100m am Wandfuß gequert wird.
Die Route "Solaris" ist in diesem Wandbereich die einzige Route, der Name ist am Fels angepinselt.
Erst um 11 Uhr kletterten wir los, was wir im Abstieg noch bereuen sollten.
Die erste Seillänge (7, 45m) führt über eine glatte Platte zu einer Rechtsquerung, welche man an einem versteckten großen Loch (Grasbüschel) überwindet, dann leichter werdend hinauf.
Sl 2 (6+, 25m) erst rechts des Risses über Platten hinauf, danach erst auf Höhe des sichtbaren Stands nach links queren.
Die dritte Sl (7+, 25m) startet plattig, folgt einem Überhang an super Griffen, gefolgt von einem Wulst mit schwierigem Aufrichter a là Rätikon. Leichte Querung nach rechts zu Stand.
Sl 4 erst steil hinauf, dann unter Dachkante Querung nach rechts und in pumpigem Piaz hinauf.zu bequemem Stand (7-, 25m).
Die fünfte Seillänge (8-, 25m) ist ein weiteres Highlight in allerbestem Fels. Erst gerade hinauf, dann kleingriffige, senkrechter Quergang nach rechts zu steiler Rissschuppe. Diese kraftraubend hoch, gefolgt von schwierigem Wulst zum Stand.
Die Schlüsselseillänge (8+, 35m) ist zum Glück weniger steil und nur auf 3m wirklich schwer (Fingerloch, auf Reibung treten, weiter Zug zu Untergriffschuppe).
Da die anderen Routen dieser Erstbegeher (Schneidige Indianer, Schöne Tage) meiner Meinung nach sehr hart für den angegebenen Grad sind, gebe ich diesmal mein Bestes und werde sogar mit einem onsight belohnt, Yuhu!
Das Wandbuch ist leider nicht mehr vorhanden, ohne Pause klettern wir noch die letzte Länge zu Stand an einem Baum.
Trotz der recht fortgeschrittenen Zeit wollten wir einen Versuch wagen und die Route "Nachtschwärmer" ebenfalls klettern.
Gesagt, getan, nach 50hm Gehgelände zu den Wasserrillen war der Einstieg schnell gefunden.
Etwas unklar über die Ernsthaftigkeit dieser Route, klippte ich in der arschglatten Platte der ersten Länge sechs Bohrhaken, danach 15m Runout zum Stand. Die zweite Länge führt mit 3 BH auf 50m im Zick-Zack über die rauesten und strukturiertesten Platten zur steilen Hauptwand.
Die laut Führer oft nasse Schlüssellänge fanden wir zum Glück trocken vor. Diese abdrängende Länge führt steil an guten Griffen durch einen rauen Riss (50m, 7,). Die Bohrhaken sind hier zum Teil schon recht rostig und sollten evtl. mit Camalots 0,5 - 1 ergänzt werden. So weit die Abstände in dieser Länge auch waren, staunte ich nochmal kurz, als mir ein rostiger Schlaghaken den Standplatz signalisierte. Zu ergänzen an einer kleinen Schuppe und mittlerem Keil.
Das Panico Topo ist bezüglich Absicherung teilweise falsch, unter diesem Bericht findet Ihr mein überarbeitetes Topo!
Sl 4 führt durch die rechte, etwas brüchige und botanische Verschneidung bis an ihr Ende, von dort erzwungene Plattenquerung nach links oben. Hier haben unsere 50er Halbseile nicht gereicht (53m, 6).
Die fünfte Seillänge (50m, 7-) startet links der Kante, nach 10m darf man hier einen Fixfriend klippen, nach 25m einen Fixkeil und nach 30m eine Sanduhr, vermutlich noch von 1993. Die nächsten Meter zum ersten BH und auch die weiteren Meter sind trotz 2 BH mit einigen plättenden Blockierzügen richtig fordernd.
Vom Zwischenstand an einem BH 20m Gehgelände nach rechts zu Stand an einem BH. Das klettertechnische Highlight der Tour stellt die folgende Seillänge dar, bei gleichzeitig sehr guter Absicherung.
35m feinstes Plattengeschiebe auf steilem, rauen Fels mit vielen versteckten Löchern und Leisten. 10 Jahre später im Rätikon wäre diese Länge als 7 durchgegangen (6+, 35m).
Im letzten Tageslicht kletterten wir die letzten Meter zum Ausstieg. Doch kaum war die Route und damit der Fels vorbei, startete das Abenteuer, das noch lange dauern sollte. Da die Route scheinbar seit Jahren nicht mehr geklettert wurde, standen wir vor einer Mauer aus Latschen. Keine Latschengasse oder Steigspuren markierten hier einen Weg. Mit Stirnlampen schafften wir es nach gefühlten Ewigkeiten zum höchsten Punkt des Lachfeldkopfes.
Von dort verlockten einige Latschengassen und Steigspuren, meistens aber nur Sackgassen. Irgendwann fanden wir jedoch den richtigen Weg am bewaldeten Grat entlang Richtung Grubhörndl und über den Wanderweg zurück.
Mit Proviant und Flüssigkeit nur für die kurze "Solaris" machten wir dem "Nachtschwärmer" seinem Namen alle Ehre und erreichten das Auto um kurz vor Mitternacht.
Facts Solaris von 1997:
220m/ 6 Sl/ 8+/ 7+ obl./ 13 Exen/ 50m Seile
Facts Nachtschwärmer von 1993:
330m/ 7 Sl/ 7/ 7 obl./ 10 Exen/ Keile/ mittlere Friends/ SU-Schlingen/ 60m Seile
"In Kombination eine abwechslungsreiche Mehrseillänge mit 550m. Unten moderne Sportkletterei, oben klassische, alpine Sportkletterei aus den Anfängen dieser Zeit, etwas härter bewertet."
Am 29. September 2015 wurden Martin und ich bei einem Versuch dieser anspruchsvollen, alpinen Sportklettertour belohnt.
Nach den erfolgreichen Routen Gratta e Vinci von Christoph Heinz und Love my Dogs planten wir diese für ihre absolut fordernde Absicherung bekannte Route. Bei den aktuell zapfigen Temperaturen sollte die riesige Tofana Südwand eine Begehung bei guten Verhältnissen zulassen.
Start war um 6 Uhr an der Refugio Dibona mit dem Ziel, bei den ersten Sonnenstrahlen einzusteigen. Eine gute Stunde später kletterte ich dick eingepackt mit Mütze, Jacke und Handschuhen los. Kurz darauf breitete sich die Sonne aus und es wurde angenehm warm. Weniger angenehm ist jedoch die Absicherung, ganze drei Bohrhaken auf 40m jeweils in den Plattenlängen, welche aber mit max 6b/ VII bei den zu erwartenden Schwierigkeiten kein Problem darstellen sollten.
Gleichzeitig waren die Bewertungen aber in Ordnung, teilweise sogar recht locker.
Die 4. Seillänge und die etwa 10 Meter lange Querung nach rechts lassen sich perfekt zusammenhängen, indem man den Zwischenstand auslässt.
Ab hier stellt sich die Wand auf und es wird über viele Seillängen verdammt steil.
Die erste 7+ läuft trotz großer Anspannung super, auch wenn aufgrund der weiten Hakenabstände recht lange Groundergefahr besteht.
Die folgende 7+/8- fällt uns ebenfalls leicht, wobei wir beim klettern aus dem Schwärmen gar nicht mehr rauskommen. Da der Fels hier etwas splittriger ist, stecken auch mehr Bohrhaken, die Ausgesetztheit ist fast nicht zu übertreffen.
Man kann sich noch so bemühen, man fällt im Falle eines Sturzes einfach in die Luft. Das Klettern in dermaßen kompromissloser Ausgesetztheit war für uns eine komplett neue Erfahrung.
Nach der ersten Länge im glatten 8. Grad war ich froh, dass Martin die erste SSl führte, die sowohl klettertechnisch als auch moralisch eine der härtesten Längen darstellte.
"Nach einem erfolglosen Schnapper an die falsche Leiste war die richtige Lösung an den kleinen, aber feinen Leisten und vor allem abschüssigen Tritten aber bald gefunden und der 3. Haken war erreicht. Wo ist der nächste? Gleich 3 Meter darüber, das ist ja angenehm. Aber warum gehen alle Chalkspuren 3 Meter waagrecht nach links und warum sitzt der Haken mitten in einer komplett grifflosen Platte? Meine anfängliche Hoffnung, dass man nach den 3 queren Metern auf Höhe des Hakens zum klinken wieder zurückqueren kann löste sich in Luft auf als ich einige Meter entfernt mit dem Haken weit neben mir und dem letzten Haken noch viel weiter unter mir, mich zur rettenden Sanduhr schüttelte. Bloß nicht zulaufen war der Plan, und er ging glücklicherweise auf."
Die folgende 8+ entpuppte sich als recht zahme Ausdauerlänge an fast immer großen Kellen und Löchern, auch die darauf folgende zweite 9- war für den Grad recht leicht. Einzig die Chalkspuren verleiten zuerst etwas in die Irre, aber wenn man weiß wo der Henkel ist, kann man schon fast vor Freude über die Felsqualität und Ausgesetztheit den Henkel im Dach anspringen.
Den anhaltendsten Teil der Tour hatten wir hier geschafft und da wir immer noch voll in unserem Zeitplan waren, kletterten wir zügig über die nächsten beiden Seillängen zur Headwall weiter. Hier laden viele Sanduhren ein, gefädelt zu werden. Eine Ausquerung nach links ist hier über die klassische Linie im vierten Grad möglich.
Die 14. Seillänge an der schwer zu lesenden plattigen Crux (8+/9-) verlangte nochmal ein paar Flugmeter von uns. Sind halt doch schon einige steile Seillängen in den Armen von uns Plattenschleichern...
Besonders die allerletzte Seillänge verlangte dann nochmal ordentlich viel Konzentration in etwas brüchigem Fels, hielt uns dann aber nicht mehr auf. Nach 10,5 Stunden waren wir zwar schlussendlich langsamer als in den Führern angegeben, aber das Ziel, alles frei zu klettern war ein voller Erfolg.
Den Abstieg erschwerte uns dann eine ordentliche Portion Neuschnee mit
ansetzendem Harschdeckel. Dies sollte uns jedoch nach unserer bisher eindrucksvollsten Route nicht mehr aufhalten und so stolperten wir zügig mit Turnschuhen dem Abstieg entgegen. Zuerst einige Serpentinen in Fels und Schnee nach oben - nach dem nächtlichen Abstieg vom Pilastropfeiler drei Jahre zuvor, wusste ich diesmal, was der rote "Exit-Stein" bedeutet!
Sodann über die nordseitige Rinne hinunter zur sichtbaren Hütte und den Wanderweg zurück zum Auto. Nach einer fetten Portion Tiramisu, fielen wir überglücklich ins Biwak.
Facts Sognanda l´Aurora:
17 Sl/ 625m/ IX-(7b+)/ VIII+++(7a+++) oblg.
12 Exen/ 2 Minicams/ Cams 0,5-2/ Keile
7-; 7; 7-; 6; 7+; 7+/8-; 8; 9-; 8+; 9-; 7-; 6; 7+/8-; 8+/9-; 6, 7
Begeisternde Linie durch eine unfassbar steile, lange Wand direkt neben dem klassischen Pilastropfeiler. Das alles bei fast immer perfektem Fels und anspruchsvoller, aber selten gefährlicher BH Absicherung. In Seillänge 6 fällt aller Brösel weit weg vom Sicherer entfernt zum Einstieg!
geklettert am 29. September 2015 mit Martin Feistl; weitere Infos und Fotos gerne auf Anfrage!
Die vorerst letzte, logische Linie im Karwendel, so beschreibt Ralf Sussmann sein neuestes Werk durch die Nordwand der Spritzkarspitze. Erstbegangen vor 2 Monaten, am gleichen Tag als Leo und ich die Schatten der Sphinx kletterten. Für mich war also das Ziel definiert, diese Route noch im selben Jahr zu wiederholen und dabei die technische Stelle zu befreien.
Am 21. September 2015 gelang uns das dann gerade noch pünktlich vor einem Wintereinbruch bei guten, jedoch sehr kalten Bedingungen. Im Folgenden der Bericht, diesmal von meinem Seilpartner Martin Feistl geschrieben:
"Nach über einem Monat in dem keine Tour mit Daniel zusammengehen wollte, wurde es mal wieder Zeit. Eigentlich wollten wir in's warme Schüsselkar, aber ohne Radl macht das wirklich keinen Spaß und so ist die Wahl auf die neueste Kreation von Ralf Sussmann gefallen.
"Der Feuerreiter" heißt sie, bietet auf 13 lange Seillängen verteilt 500 Klettermeter und soll angeblich deutlich ernster sein als die beiden anderen Routen von ihm, die wir schon kennen. ("Inferno und Ekstase" und "Magic Line"). Mit der 5. Wiederholung ist mir dann ein onsight der Schlüssellänge gelungen und ich würde mich bei der Bewertung den vorigen Wiederholern anschließen, wobei 9- sicherlich die oberere Grenze darstellt und die Stelle nicht wirklich größenabhängig ist. Der 2 Seillängen lange schrofige Vorbau im 2. Grad lässt sich deutlich angenehmer überwinden als es erst einmal den Anschein gemacht hat und am 2. Abseilstand kann gemütlich angeseilt werden. Auch der Weiterweg wird deutlich durch einen Bohrhaken nach bereits wenigen Metern markiert. Im unteren Drittel der 2. Länge befindet sich ein etwa 5 Meter langes Fixseil, das dort wohl aufgrund des erdigen und brüchigen Gesteins angebracht wurde. Wirklich notwendig ist es aber nicht, und wer das Seil hier benötigt, wird wohl auch in den folgenden Seillängen kaum glücklich werden.
Nach diesen 2 bei uns extrem nassen, moosigen und erdigen Seillängen tauten beim Sichern so langsam die Finger auf und es gelang mir die Finger auch über die nächste, schon recht steile und schöne Länge für die darauf folgende Schlüssellänge warm zu halten. Spätestens hier wurde uns klar, dass die Tour bei weitem nicht dem E4 entspricht, das wir erwartet haben. Die Absicherung erfordert durchaus eigenverantwortliches Steigen, jedoch nimmt die Bohrhakenanzahl kontinuierlich mit den höher werdenden Schwierigkeiten zu und ab dem 7. Grad kommt schon fast Plaisir-Feeling auf.
Sehr entspannt aufgrund der geringeren Ernsthaftigkeit startete ich in die Schlüssellänge. Die folgende Crux vom 5. zum 6. Haken ist trotz eines Plattenproblems sehr onsight-freundlich, da man bequem auf einem Podest steht und in Ruhe die nächsten Griff- und vor allem Trittabfolgen studieren kann. Entweder hat man hier den Fingerstrom um das "Cliffloch" mit den Fingern festzuhalten oder man muss eben etwas mit Metall unterstützen. Aber auch hier gilt: "Wer stellt, der hält". Die darauf folgenden Längen im Mittelteil waren alle in eher ungutem Fels, der kaum Schwärmerei aufkommen lies und konzentriertes Steigen voraussetzt. Erwähnenswert ist hier ein etwas erzwungen und aus dem Zusammenhang gerissen wirkender Runout zum Stand der 6. Seillänge.
Laut Beschreibung soll hier ein C4 #3 gut liegen, ist mir in dem Bruch aber nicht aufgefallen und da uns der 3er Cam eh zu schwer war, mitzunehmen habe ich nicht länger nach einer Möglichkeit in der Verschneidung gesucht.
Schwärmerei kann dann in den nächsten 4 Seillängen aufkommen, hier wird der Fels nochmal richtig gut. Zwar waren wir von der queren Linienführung der 10. Seillänge etwas verwirrt, aber der 20 Meter lange waagrechte Quergang bietet super Ausgesetztheit, Felsqualität und Kletterspaß. Die nächsten beiden Längen hat Daniel dann unwissend zusammengefasst, was sich auch empfiehlt, da wir beide gar keinen Zwischenstand gesehen oder vermisst hätten.
So blieb mir dann die allerletzte Seillänge, die dann nochmal mit 2 wunderbaren Cam-Stellen und schön knusprigem Fels aufwartete.
Es empfiehlt sich, über die Route abzuseilen - zusammenhängen lassen sich die Sl 12 + 11, 10 + 9 (57 Meter), 8 + 7 (58 Meter), 5 + 4 (57 Meter, Expresse am Stand dazwischen einhängen) und 3 + 2 (50 Meter, bis zum Beginn des Fixseils). Insgesamt sind mit dem Vorbau 9 Abseilstrecken notwendig, vorausschauendes Verschieben des Knotens vorausgesetzt.
Fazit:
Die Ernsthaftigkeit vom Feuerreiter unterschiedet sich nur kaum von der der "Inferno und Ekstase", jedoch mit dem Unterschied, dass beim Feuerreiter zu Gunsten der logischen Linienführung die Passagen mit "karwendlischem" Fels überwiegen und sich die schwärmerischen Jauchzer wie in den 7er Längen der Inferno stark in Grenzen halten.
Wie Ralf schon in seiner Beschreibung sagt: "Dort wird die Qualität des Gesteins von der Qualität des hier gebotenen Abenteuers übertroffen." Jedoch würde ich bei der Route keinesfalls von einer
Steigerung im Anspruch gegenüber der Route an der Grubenkarspitze oder am Laliderer sprechen.
Infos für Wiederholer:
- Etwa gleich Ernst wie die "Inferno und Ekstase", der Fels ist jedoch deutlich weniger begeisternd, teilweise etwas schlechter als im oberen Teil der"Magic Line".
- Zusätzlich zu 14 Expressen haben wir in der 5. Seillänge einen C4 #0.5 und #0.75 vor dem ersten Bohrhaken, in der letzten Seillänge einen C4 #1 zwischen dem ersten und 2. Bohrhaken und C4 #2 zwischen dem 2. und 3. Bohrhaken gelegt. Sonst haben wir keine anderen Sicherungsmittel benötigt und wenn man im bröseligen 6er extrem sicher ist, kann man sich die Cams wohl auch ganz sparen.
-Das finden der Bohrhaken oder der Route war nie ein Problem (ganz im Gegenteil zur Magic Line...), nur in der 8. Seillänge steckt der Haken vor der Rechtsquerung mal sehr hoch.
- Die Route trocknet extrem schnell ab. Bei uns hat es am Vortag bis ca. 2 Uhr geregnet und bis in die frühen Morgendstunden sind Nebelfelder in der Wand gehangen. Trotz keiner Sekunde Sonne in der Route war alles bis auf die ersten beiden Seillängen trocken."
Topo und Infos beim Erstbegeher
Facts: 600m mit Vorbau/ 13 Sl klettern/ IX- frei/ VII+ obl. plus Cliff notwendig/ 60m Doppelseile!!!/ 13 Expressen/ mittlere Friends
am 21. September 2015 mit Martin Feistl
checkt auch weitere Routen im Karwendel im Bergzeit Magazin aus!
Nach vier Tagen auf dem Stripsenjochhaus mit wetterbedingt hauptsächlich nassen, modernen Routen, sollten wir am 24. August endlich gute Bedingungen für eine alpinere Unternehmung vorfinden. Die
Wahl fiel auf den Schmuck-Kamin von 1949 mit interessanter Begehungsgeschichte.
Selber Ausgangspunkt im oberen Teil der Steinernen Rinne wie vor einem Monat bei der Rebitsch-Spiegl:, die von Rissen durchzogene, geneigte Plattenrampe mit einem kleinen Band, dort ein altes Seilstück an zwei Sanduhren.
Von hier leicht rechts hoch in 60m zum zweiten Stand, es gibt einen Zwischenstand an einem Klebehaken 10m weiter oben. Dort jedoch kein entspannter Absatz zum Einbinden, etc. deswegen lieber als Zwischensicherung klippen. Beim zweiten Klebehaken Querung nach rechts zum Stand an zwei Schwerlastankern. Hier kreuzt die "Zeichensprache 9+/10-". Ich verwende jedoch lieber einen Ropeman und quere die 20m weiter nach rechts zum nächsten Stand, während Alfred parallel nachklettert.
Die nächste Seillänge führt durch die Schwachstelle der unten sehr steilen Wand und bietet somit überhängende, anstrengende Kletterei entlang einer abdrängenden Verschneidung/ Risslinie.
Mit VII+ wird man hier wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht, was klassische Bewertungen angeht. Technisch aber auch mit 6+/A0 möglich. Man muss sich eigentlich nicht fürchten, es wechseln sich Klebehaken mit 2-3 alten Rostgurken ab. Als Schlüsselstelle würde ich diese Länge deshalb nicht bezeichnen, da die weitere Route zwar etwas leichter, dafür aber alpiner wird und durchgehend zwingend zu klettern ist.
Über eine kurze Rinne gelangt man zur Abzweigung der Asche-Lucke aus dem Jahr 1930. Zu dieser Zeit verpassten einige Wiederholer die Querung nach links und mussten sich spätestens im glatten Schlund des Kamins zurückziehen. Erst 1949 gelang drei Österreichern um Marcus Schmuck die vollständige Begehung des gesamten Kamins. Sie ließen sich von den Verhauerhaken etlicher gescheiterter Seilschaften irritieren und versuchten trotzdem weiterzuklettern. Ihnen gelang in schwieriger Spreizkletterei bei schlechter Absicherung der gesamte Durchstieg durch die Falllinie des Kamins.
Der anfangs recht breite Schlund lässt sich in den folgenden zwei Fünfer-Längen in griffiger Wand- und Verschneidungskletterei überwinden. Spätestens in Sl 7 muss man dann aber definitiv die richtige Technik anwenden -
der reine Sportkletterer sollte hier also
nicht einsteigen.
Der Kamin ist in dieser Länge zu breit zum hochrampfen, deshalb weites Ausspreizen an oft glatter Wand in ausgesetzter Kulisse.
"Lange Füße von Vorteil", wie ein Rentner, den wir beim Zustieg trafen, sich an seine Begehung vor 20 Jahren erinnerte. Gerade dieses Herzstück der Tour hat trotz der Sanierung wenig von der Ernsthaftigkeit verloren. Spärliche Haken, selbst in den (schweren) 6er Längen, lassen sich jedoch oft mit mittleren bis großen Friends und Keilen ergänzen.
Sl 8 etwas leichter und weniger anhaltend, dafür aber schwieriger Runout zum Stand.
In der letzten Seillänge kann man sich zwischen zwei sehr engen Rissen entscheiden. Beide sind mit je zwei Klebehaken saniert, der linke ist etwas gnädiger bewertet.
Der Vollständigkeit halber wählten wir die rechte, schwerere Variante. Tatsache ist, dass es bis zum Schluss nicht langweilig wird. Wer bis hierhin ohne ein Loch in der Kleidung durchgekommen ist, wird nochmal auf eine harte Probe gestellt. Ein sehr enger Risskamin lässt sich mit viel Körpereinsatz zwar entspannt klettern, beide Seiten sind jedoch sehr scharfkantig und wasserzerfressen, lieber weiter außen bleiben!
Vom Stand gelangt man in ca. 60m (seilfrei) über eine saftige Wiese zum Ausstieg an zwei Bergrettungshaken.
Wir wählten den Abstieg über den Nordgrat und seilten 7x über die bereits bekannte Spaß 2000 ab. Alternativ den Nordgrat hinunter (mehrmals abseilen) oder hoch bis zum Gipfel (dann ebenfalls abseilen über den Herrweg). Zeitlich wohl kein großer Unterschied.
Wenn sich eine Seilschaft in "Des Kaisers neue Kleider 10+" befindet, hat man hier einen Logenplatz. So konnten wir noch bei Dreharbeiten aus nächster Nähe staunen.
Fazit Schmuck-Kamin:
7+ E 3(-) oder 6+A0/ 300m/ 9 Sl/ 6+ obl.
Sehr eindrucksvolle, empfehlenswerte Kaminkletteri in bestem Kaiserfels. Kamine in verschiedenen Breiten - vom engen Risskamin bis hin zum weiten Spreizkamin. Die Route wurde sparsam saniert und hat wenig von Ihrer Ernsthaftigkeit verloren. Es stecken nicht allzu viele Haken, Friends 0,5 - 2 und Keile sind unbedingt notwenig, können aber nicht überall eingesetzt werden. Zwingendes Klettern im VI. Grad erforderlich.
geklettert am 24.08.2015 mit Alfred Hagmaier
Bereits 2013 in der Via Aqua durch die Kleine Halt Nordwestwand hörten wir von einer neuen, ebenfalls langen Route im rechten Teil dieser Wand. Schnell fanden wir heraus, dass sich Adi Stocker auch dort mit der "Kolloseum" eine weitere Longline erarbeitet hatte. Laut Topo nur unwesentlich schwerer als die benachbarte Via Aqua, es sei aber vorneweg gewarnt, dass diese Linie trotz Bohrhaken wesentlich alpiner und anspruchsvoller ist.
Am 22. August 2015 war es dann soweit. Die zentrale Ausrichtung im Wilden Kaiser erfordert einen langen Zustieg, entweder über das Kaiserbachtal oder von der Griesener Alm in jeweils 3-4h Stunden. Da wir mehrere Tage rund ums Stripsenjochhaus aktiv waren, bot sich dieser Abstecher also an. In zwei Stunden marschierten wir bergabwärts zur Route. Erst am Abend sollten wir diese logistische Herangehensweise bereuen. Wie gerne wären wir mit Bikes nach Kufstein hinuntergerollt...
Schon von der Ferne erkannten wir, dass das große Hufeisen mit der Schlüssellänge komplett nass ist. An dieser Stelle sei es erwähnt, dass ich nicht unbedingt gerne Felsrouten bei schlechten Verhältnissen klettere, obwohl es oft den Eindruck macht. Da man sich diese aber nicht immer aussuchen kann, ließen wir uns nicht abschrecken und kletterten los. Der Einstieg befindet sich ein Stück unterhalb des markanten Rissdreiecks, 50hm tiefer der Vorbaurampe. Die ersten zwei Seillängen hätte man sich demzufolge sparen können, dann wären allerdings keine 1000 (Kletter-)Meter entstanden.
Über leichte Platten folgt man in geneigtem Gelände dem kompaktesten Fels.
Erwähnenswert ist erst die Sl 6 mit einer kurzen steilen Wandstufe (VI, 35m). Sl 7 führt -insbesondere bei Nässe- heikel über eine abschüssige Plattenrampe quer nach rechts (III+, 2BH auf 40m). Unmittelbar danach befindet man sich unter der Steilstufe des großen Hufeisens.
Konzentriert startete ich in die tropfnasse SSL, welche präzises Steigen auf rauer Platte mit einigen hohlen Schuppen verlangt. Ein Griff verabschiedete sich prompt, doch ich konnte mich gerade noch an der Wand halten. Die letzten Meter, welche mit A0 bewertet sind, konnte ich auf Anhieb frei klettern, mein Vorschlag für diese insgesamt sehr fordernde Länge VIII-.
Über den exponierten Quergang verlässt man das überaus hässliche, splittrige Kolloseum. Die folgende, plattige Wandstufe wartet mit einigen schönen Kletterstellen in teils sehr gutem Fels.
Die Schrofenquerung führt an einem tiefen Loch vorbei nach links zu toller Wandkletterei (VI, 30m). Die Längen 18 bis 20 schlängeln sich durch die kompaktesten Felsmeter inmitten von großen Wulsten. Der steile, graue Pfeileraufschwung in Sl 21 bietet erstklassigen Kalk, gefolgt von etwas moralischem Linksausstieg zu Stand.
Aufgrund des sehr morschen Gesteins in der 23ten Seillänge ziehen sich normalerweise die Seilschaften technisch an den 9 Bohrhaken hoch. Da es zwar extrem brüchig aber kletterbar ausschaut, kletterte ich langsam und vorsichtig los. Abgesehen von einem unkontrollierten Flug nach Griffausbruch konnte ich diesen überhängenden Eiertanz auf Anhieb frei überwinden (ca. VIII, rotkreis). Da der Fels hier noch sehr veränderungsfähig ist, können sich die Schwierigkeiten weiter erhöhen.
Die letzten vier Seillängen zum Wandbuch bieten wunderbare Platten und Wasserrillen, bevor wir seilfrei über den leichten Grat zum Gipfel der Kleinen Halt gelangen. Im letzten Tageslicht beginnen wir den endlosen Abstieg und erneuten Aufstieg zurück zum Stripsenjoch.
"Eindrucksvolle, lange alpin angehauchte Sportkletterroute mit einigen brüchigen Stellen. Insgesamt aber oft guter Fels. Bei dieser Tour überwiegt das tolle Gesamterlebnis."
Facts Kolloseum:
7-A0/ VIII frei/ E 2+/ 1000m bei 27 Sl/ 8-10h/ Nordwestwand/ 11 Exen, davon einige lange/ evtl. Keile oder kleine, mittlere Friends/ 60m Doppelseil/ Stirnlampe!
am 22. August mit Alfred Hagmaier geklettert
Nach der "BloodyOldMen" am Tag zuvor ging es nach einem Arbeitstag in München am Abend wieder die gleiche Strecke zurück Richtung Loferer Steinberge. Nach zwei Tagen mit stabilem Hochdruckwetter gab es am Abend unglücklicherweise noch ein kräftiges Gewitter mit viel Niederschlag. Es sei gleich vorneweg erwähnt, dass nach Regen oder Gewitter mindestens ein Tag gewartet werden sollte, um trockene Verhältnisse anzutreffen. Genervt legten wir uns also schlafen und starteten am 5. August trotzdem, da unsere Route laut den Erstbegehern relativ schnell abtrocknet. Es bedarf jedoch mindestens einen Schönwettertag, wie wir noch selber erfahren durften. Im Zustieg quert man (nach Rucksackdepot am Alpasteig) die Routen Im Rausch der Tiefe 8-, Alpatraum 8+, Wassersinfonie 8- und Earth and Heaven 7+, welche ich in den letzten zwei Jahren bereits klettern durfte. Über diesen Plattenpanzer im Mittelteil der Wand rauschte förmlich ein Wasserfall hinunter.
Die Nest des Geiers zieht jedoch den trockeneren und steileren Pfeiler hoch, folglich wollten wir zumindest einen Versuch wagen. Die ersten zwei Seillängen durch den grasigen Vorbau sind nicht wirklich schön und teilweise brüchig. Der Fels ist aber sehr rau und deshalb auch bei Nässe dankbar zu klettern. Über diesen mürben Teil gelangt man zur dritten, wirklich schönen und sogar trockenen Länge. Die lange vierte Seillänge ist mit grasigen Stellen durchsetzt und wird erst zum Ende hin schwer. Hier erwartet den Begeher ein weiter Blockierzug auf Reibungstritten, was sich bei Nässe schwer gestaltet.
Sl 5 bietet anfangs leistige Wandkletterei a la Steinplatte, bevor es wie so oft extrem rau und wasserzerfressen weiter geht. Sl 6 führt zu einem Stand unter einem kleinen Dach, die Schwierigkeit ist jedoch eine kurze Plattenstelle in der Mitte der Länge. Steil an guten Griffen geht es durch die Schwachstelle des kleinen Überhangs in leichteres Gelände. Die beiden nächsten Längen verlaufen über ein großes Band mit einigen Latschen rechtshaltend zum beeindruckenden gelben Wandteil.
Die Erstbegeher orientierten sich hier durchwegs an der natürlichsten Linie durch Risse und Verschneidungen. Sl 10 ist steil, griffig und wunderschön. Die Schlüssellänge 11 bietet ebenfalls top Kletterei an vielen Griffen und Tritten, jedoch wirklich kraftraubend. Hier schont nach dem dritten Haken ein 0.5er Camalot die Nerven. Am Stand angekommen, kann man es sich entspannt auf einem Hängebankerl mit viel Luft unter dem Hintern bequem machen, sofern es nicht von oben tropft...
Hierbei handelt es sich um keine Vogelbrutstelle, sondern lediglich eine spektakuläre Nische, weswegen der Name entstand. Die folgende Verschneidung ist besonders bei Nässe unangenehm und fordernd, da schmierig und glatt, wird aber nach den ersten Metern leichter. Zum Stand nach rechts führt ein kurzer, plattiger Längenzug - Augen auf! Ab hier klettert man in der Sonne, also eincremen nicht vergessen! Sl 13 schwere Einzelstelle am ersten Haken. Sl 14 und 15 haben wir entspannt zusammengehängt. Von unten bis oben recht anhaltend an fast durchwegs gutem bis sehr gutem Fels.
Fazit: Empfehlenswerte Sportkletterroute mit sehr anhaltenden Schwierigkeiten, derzeit die anspruchsvollste an der Alpawand! Durchgehend sehr gute Absicherung mit Bohrhaken, der Grad 6c muss zwischen den Haken geklettert werden. Insgesamt etwas alpiner als die benachbarten Routen. 50m Seile und 15 Exen reichen.
550m / 16Sl / VIII / VII+ obl. / 8-10h
"Spektakulär ausgesetzte Tour durch den steilen Zentralpfeiler der Alpawand mit alpinem Touch. Sie verläuft in den Platten und Rissen zwischen den beiden Riesenverschneidungen in Falllinie der Gipfelnase."
Topobild by Julius Kerscher
17te Begehung am 05. August 2015
Bei der auch als "Rothorndirettissima" bezeichneten Linie durch die Nordwand des großen Rothorns in den Loferer Steinbergen handelt es sich um eine 26 Seillängen und 900 Klettermeter lange "Longline" von Adi Stocker. Nachdem mich die "EndeNie" schon vor zwei Jahren - allerdings viel zu früh im Jahr bei Schnee und Nässe- begeistert hatte, ging es am 3. August 2015 in die kürzere dafür aber stellenweise freiklettermäßig schwerere "Bloody Old Men". Eine wirklich erfüllende, nicht nur tagesfüllende Route, sofern man keine reine Sportklettertour erwartet. Diese typische Loferer Riesentreppe bietet immer wieder einige coole Längen, ist aber oftmals leicht, sodass man zügig vorankommt. Zusammen mit langem Zu- und Abstieg eine alpin angehauchte Longline. Hierzu nun der Bericht:
Nachdem wir unsere Fahrräder Sonntag Abend am großen Wanderparkplatz in St. Ulrich, Pillersee deponiert hatten, biwakierten wir am Ausgangspunkt Aschertal, 1km vor dem Gasthof Strub zwischen
Waidring und Lofer. Zufälle gibt´s: Eine halbe Stunde später kam noch eine weitere Seilschaft mit dem gleichen Routenziel angefahren und so gab es noch ein wenig Alpingespräch und Gösser.
Lustiger Weise waren unsere Gefährten keine Unbekannten und hatten sich auch die Bloody Old Men als Ziel ausgedacht. Die Überlegung fiel auf die nagelneue "Nordlicht" als Ausweichprogramm,
aufgrund der leichteren Seillängen wollten wir uns diese aber als schöne Herbsttour aufheben. So ging es am Montag um 5 Uhr die endlosen Serpentinen bis zum Ende, woraufhin der Jägersteig
abzweigt. Dieser ist landschaftlich wunderschön und man gelangt (teilweise durch hohes Gras) unter die schon lange sichtbare Nordwand des Großen Rothorns. Links des Geröllfelds den Wiesenhang
hinauf bis in die nach rechts hochziehende Schlucht.
Ca. 50hm weiter oben der gespaltene Block, dahinter ist auf kleinem Absatz der Einstieg. Zustiegszeit 2-2,5h, gut zu finden dank der super Beschreibung von Adi Stocker. Da unsere Gefährten uns den Vortritt ließen, kletterten wir zügig los, mit hinreichendem Abstand in der leicht schräg ziehenden "Direttissima" erschienen uns allen zwei behutsame Seilschaften vertretbar. Kaltstart in der nassen ersten Länge. Diese war etwas undankbar glitschig, aber schnell gewöhnten wir uns an die eher rutschigen, moosigen Vorbaulängen. Sl 4 seilfrei/ parallel wegen Steinschlaggefahr durch schleppendes Seil rechts haltend über das Schuttband. Sl 5 an super henkligem Fels zur von Adi Stocker so genannten Halluxplatte der Sl 6 - mit Liebe zum Detail wurden den einzelnen Etappen der Tour Namen gegeben - mehr dazu und zur Geschichte von Stockers Longlines findet man online in Beiträgen von Bergundsteigen.at!
Hier wirklich schöne, feste Kletterei. Sl 7 und Sl 8 ebenfalls kompakt mit schwerer Einzelstelle. Sl 9 (7-) ist etwas anhaltender und öfter nass. Konzentration, man überklettert eine große, lockere Schuppe. Sl 10 und Sl 11 zusammenhängend an schönem Riss 55m weiter. Sl 12 bis Sl 15 ebenfalls mit Einzelstellen gespickt geht es dem kompaktesten Teil dieser Rampe weiter. Sl 16 super Verschneidungs-/ Risskletterei an super Fels. Sl 17 Eiertanz über Geröllband zu breiter Rissverschneidung, interessante alpine Kletterei und weiter bestens gesichert. Die Absicherung ist mit E2 stimmig beschrieben, weitere Zwischensicherungen haben wir keine gebraucht, dennoch gibt es einfach geländebedingte Flugverbotszonen. Alpines Sportklettern eben...
Für Sl 18 nahmen wir uns viel Zeit, damit wir beide die Schlüsselstelle rotpunkt klettern konnten. Der kleine Überhang ist super gesichert, aber splittrig. Der entscheidende Henkel, von welchem man hochmanteln muss, wirkt auf den ersten Blick etwas unsolide.
Solange dieser hält, kann man locker eine freie Begehung versuchen. Diese anstrengende Einzelstelle bietet jedenfalls coole, athletische Züge mit Stehproblem. Im Vergleich zu anderen zuletzt gekletterten 8er Stellen vor allem im Kaiser ist die Bewertung 8+ eher sehr milde. In jedem Fall wäre die Stelle 6+/A0 möglich. Über Sl 19 und Sl 20 gelangt man nach rechts zu wunderschönem Fingerriss (Sl 21/ 7-). Sl 22 verläuft direkt das Band nach rechts in die markante Rinne, ein wenig anders als im Topo eingezeichnet! Von hier noch zwei Seillängen in teils brüchigem Fels links haltend zu Ausstieg. Von dort seilfrei 40m zum Gipfel. Da die Route derart inhomogen ist, konnten wir dank vieler leichter Passagen den Gipfel in 5,5h erreichen. Teilweise muss man jedoch sehr vorsichtig und konzentriert klettern, um gegebenenfalls nachfolgende Seilschaften nicht zu gefährden. Insbesondere am Ende der 17 Länge warten einige Brocken, von denen man denkt, sie sind viel zu groß und schwer, als dass sie runterfallen könnten - doch sie liegen auf Kugellagern...
Der folgende Abstieg über den Nurracher Höhenweg macht diese Route definitiv zu einer Longline. Der Weiterweg zum Heimkehrerkreuz in ständigem Auf und Ab verlangt nochmals große Aufmerksamkeit, bevor es steil bergab und über unendliche Serpentinen nach St. Ulrich geht. Man bewegt sich hier in der prallen Sonne inmitten von Latschenfeldern. Hier haben sich vermutlich den Erstbegehern die Beschreibungen wie Arthrosenverschneidung, Patellapfeiler und Voltarenabstieg eingebrannt. Wer also denkt, man könnte nach einer Nordwandtour keinen Sonnenstich bekommen, der irrt. Der Alternativabstieg über die Zwölferscharte wurde als derart "ungut" exponiert und schottrig beschrieben, dass wir ihn mit erwartet müden Beinen nicht als erste Wahl gehen wollten.
Fazit: 1700 Hm, 900 Klettermeter auf 650 Hm Wand. 24 Seillängen, VIII in einer Länge, mehrmals VII, meist VI, vielfach auch leichte Meter. Langer Zustieg und Rückweg zum Ausgangspunkt. 24
Seillängen - davon eine seilfrei/ wegen Geröll auch sinnvoll (Sl 4), 2 problemlos zusammenhängbar 10&11), einige kurz. E2, Stände je zwei Expressanker, sodass man wenn man dem Grad
VI beim Raus-Mantle von Band zu Band entspannt gegenübersteht, keine mobile Zwischensicherung legen muss. 10 (lange) Expressen reichen. Auch sehr gnädig bewertet -
im Kaiser wär alles einen halben grad niedriger angesetzt und anhaltender. Hier schwer durch Länge der Gesamtunternehmung (bei beabsichtigt zügigem Tempo waren wir mit Radrückweg durch Raddepot
in St. Ulrich 12 Stunden unterwegs, Kletterzeit 5:30h). Klettern ist nur das Eine - die Tour macht man gedanklich besser als große, einsame Bergtour in wunderschöner Natur mit einigen guten
Kletterstellen in typischem Gelände dieser Region.
Nach den letzten modernen und oft plattigen Mehrseillängen im Karwendel freute ich mich sehr, am 21.07.15 mal wieder richtig klassische und kräftige Kletterei im Kaiser zu genießen.
Zusammen mit Julius Kerscher fiel die Wahl auf die Predigtstuhl Direttissima, ein anstrengender Klassiker durch die Risslinie im linken Teil der Westwand. Genau richtig bei den hohen Temperaturen aktuell.
Wir quälten uns zum wiederholten Male die Steinerne Rinne hoch, diesmal bei 37°. Klatschnass machten wir Rucksackdepot unter der Wand.
Mit wenig Gepäck kletterten wir die ersten drei Seillängen eine leichte Rampe II-III seilfrei zum Einstieg an einem Klebehaken. Dieser befindet sich ca. 5m links der "Spiel der Narren" hinter einer Kante. Der Zustieg ist sehr ausgesetzt, deswegen sind einige neue Klebehaken vorhanden.
Die erste Seillänge ist perfekt zum Aufwärmen, an super Henkeln die kurze Verschneidung hoch auf einen kleinen Pfeilerkopf (25m VI-). Sodann einen 45m Riss weiter, für eine VI
anspruchsvoll, Zwischenstand nach 30m ist möglich.
Zu Sl drei vom Stand weg 5m nach links queren. Der Einstieg in den nächsten Riss ist großgriffig, hier aber unbedingt links halten. Die große Henkelschuppe auf der rechten Seite ist hohl und bereits gebrochen, große Gefahr! Auch in dieser Länge geht es streng zur Sache, anspruchsvolle VI+, einige kleine bis mittlere Friends zwischen den Klebehaken notwendig. Die seichte Verschneidung setzt gute Fußtechnik voraus, besser wäre es jedoch, einen Faustklemmer zu beherschen. Am zweiten Klebehaken kommt ein Längenzug nach rechts über die Platte in den rechten Riss. Wer diesen Übergang verpasst, landet in der ernsten "Bellissima 8, E4", welche gerade hochzieht. Die letzten Meter zum Stand sind etwas brüchig.
Die vierte Seillänge bietet schöne Wandkletterei an teilweise kleinen Leisten, geht steil und kleinsplittrig zu einem kleinem Überhang. Dieser wird an nach oben hin größeren Griffen überwunden, allerdings pumpig und psychisch anspruchsvoll, da zwar viele aber dafür relativ schlechte Normalhaken stecken. Gefährlich wird es aber dank der hinzugefügten Bohrhaken nicht.
Die fünfte Seillänge geht als Piaz links ansteigend an guten Griffen ums Eck. Danach links leicht absteigend die Platte queren, für große Leute leichter. Hier ist Bewegungsgefühl gefragt, sonst endet man als offene Tür und kippt raus.
Die nächste Sl ist die Schlüsselseillänge, welche mit VIII bewertet ist. 1982 wurde die ehemals technische Hakenkletterei erstmals von Heinz Mariacher rotpunkt geklettert. Entsprechend hart ist also dieser Schwierigkeitsgrad zu beurteilen.
Die ersten Meter einen seichten Riss hoch, dann kann man gut schütteln, bevor es überhängend an Untergriffen weitergeht. Dies fand ich extrem pumpig, aber die schwerste Stelle ist erst
danach. Man kommt mit dicken Armen an einen brüchigen Überhang und muss diesen an zwei kleinen Seitleisten voll hochpressen. Hier Füße ausspreizen! Die letzten Meter zum Stand sind dann
wesentlich leichter, aber mit einigen lockeren Schuppen.
Hier sind die Hauptschwierigkeiten vorbei, man klettert einen leichten Riss an super Fels ausgesetzt dem Himmel entgegen. Es bietet sich an, die letzte reguläre Seillängen zum Oppelband mit
eben diesem zu verbinden, lange Schlingen verwenden (zusammen 40m). Von dort in 45m an zwei Standplätzen vorbei direkt zum Gipfelkreuz. Abseilen über den Botzong-Kamin mit 60m dreimal oder
20m achtmal.
Facts:
Predigtstuhl Westwand Direttissima
UIAA VIII (hart) oder VII-/A0 E3+
Cams 0,25 - 3 nötig
300m 10 Sl bis Gipfel
Kletterzeit 4-6h
E3! Entweder VIII frei, dann sollten die recht alpinen 6er Seillängen kein Problem sein. Hier ca. 2-3 Klebehaken pro Seillänge mit einigen Normalhaken dazwischen. Komplettes Set Friends nötig.
Wer die Route technisch begehen möchte, kann zwar die schweren Längen an den Haken nullern, aber die 6er sind dann die größere Herausforderung, 6+A1.
Das detailgetreu nachgezeichnete Topo von Julius Kerscher während unserer Begehung am 21.07.2015
Am Samstag, den 11.7.15 stand ich gemeinsam mit Leo am frühen Nachmittag am Ausstieg der "Im Schatten der Sphinx" der Plattenspitze Ostgipfel Nordwand. Ein sehr zufriedenes Gefühl machte sich breit, da ich die Trilogie der drei Sussmann Longlines innerhalb von zwei Wochen klettern konnte. Inferno & Ekstase am 25.6.15 und Magic Line am 1.7.15 jeweils mit Martin. Gefolgt nun von dieser klettertechnisch einfacheren aber doch ebenfalls anspruchsvollen Route durch teilweise alpinen Fels. Wahnsinn!
Zuerst mal ein großes Dankeschön an Ralf Sussmann für die unermüdliche Arbeit, diese Meisterstücke zu finden und einzurichten.
Es bietet sich die Anreise am Vorabend mit einer entspannten Biwaknacht am Parkplatz an. Da alle Routen in der Eng aufgrund des sehr langen und anspruchsvollen Abstieges tagesfüllende Unternehmungen sind. Wir starten bereits um 4.30 mit Wasserbauch, um weniger Flüssigkeit mitnehmen zu müssen.
Der Zustieg ist doch dankbarer wie beschrieben. Im Grund des Ahornbodens geht es gleich nach dem Wasserfall links linkshaltend durch hohes Gras mit Moos (teilweise matschig) zum bewaldeten
Gratrücken und diesen hoch zum Kessel unterhalb der schon sichtbaren Nordwand. Diesen geht es am rechten Rand hoch, dann linksquerend durch die Altschneefelder hindurch. Hier hat es teilweise bis
August eine zu überwindende Randkluft, große Vorsicht wegen Einsturzgefahr!
Wir fanden schnell den optimalen Weg und standen nach 1,5h am Einstieg, welcher mit einem gefädelten Stein an Bohrhaken markiert ist. Hier stellte ich mit Entsetzen fest, dass die Redbull Dose im Rucksack geplatzt ist und dabei Kletterschuhe und Chalkbag versaute. Nun ging es also ohne Chalk und mit vollgesaugten Schuhen los. Die ersten beiden Sl gleich zusammenfassend ging es die dritte und vierte Sl über plattigen, kletterfreundlichen Fels im leichten Zickzack durch den kompaktesten Teil.
Da die fünfte Sl nur 4 Bohrhaken hat, verlängerte ich und konnte die sechste gleich noch dranhängen, lange Exen unbedingt notwendig! Die ursprüngliche 8- würde ich, wie auch im Blog von Tom Lipp auf 7 oder 7+ abwerten, zumal es nur ein kleiner Aufschwung von 3m ist. Die siebte Länge war unserer Meinung nach die schönste, da etwas steiler und griffiger als der Rest der Route. Daraufhin legt sich die Wand etwas zurück und es geht über sehr glatte, helle Platten in drei 58m Längen weiter. Hier sind die Bohrhaken teilweise schwer zu erkennen, die Standplätze jedoch sind mit bunten Geschenkschleifen markiert.
Der folgende Aufschwung bietet abwechslungsreiche Kletterei an Kalk mit kurzen Einlagen an Sandstein. Die brüchigen Passagen und lockeren Schuppen sind durch sehr gute Absicherung aber entschärft.
In zwei leichten Sl hoch zu einem Band, hier ist links eine ungemütliche Höhle für den Notfall.
Sl 16 und 17 bieten nochmal abwechslungsreiche, etwas steilere Wandkletterei an festem Fels. Danach wird es schlagartig sehr karwendlig. Die 18te Länge durch splittrige Platten verlangt gute Fusstechnik und Bewegungsgefühl, da die meisten Griffe ausbrechen könnten! Hier aber auch sehr gute Absicherung, sodass man locker frei klettern kann.
Das Wandbuch vor der SSL ist leider aufgeweicht und müsste erneuert werden. Im Gipfelbuch der Eiskarlspitze lasen wir aber, dass dies schon die dritte Begehung im Jahr 2015 ist.
Die 8- war nicht wie erwartet die schönste, aber spektakulärste Seillänge. Gutes Bewegungsgefühl ist gefragt, da es leicht links ansteigend an einigen Seitgriffen die plattige, steile Kante hochgeht. Lief aber super, noch vorsichtig weitersteigen, in der Hoffnung nicht mitsamt Griffen und Tritten abzukratzen, dann war das onsight aller Längen geschafft.
Danach befindet man sich endgültig im Karwendel und muss die letzten 250m durch ätzenden Bruch die beste Linie finden. Kletterzeit bis hier 8h. Wir haben wohl nicht den offiziellen Weg gefunden, oder zumindest nicht die dazugehörigen Haken. Mit etwas Konzentration ging es aber rechtshaltend die Kante zum Ausstieg. Geschafft! naja...
Erst hier wurde uns das Ausmaß des "sehr eindrucksvollen Abstieges" bewusst. Am Grat hinüber zur Eiskarlspitze über die Spitzkarspitze geht es in ständigem Auf und Ab durch brüchiges und rutschiges Gelände. Hier ist nochmal Kraxeln bis zum dritten Grad angesagt. Landschaftlich aber wunderschön, so rundet es das Gesamterlebnis dieser großen Tour perfekt ab.
Von der Hochglückscharte zuerst über Schneefelder, danach den schmalen Wanderweg zurück in die Eng. Ein Abseilen nach den Hauptschwierigkeiten kommt für uns nicht infrage, dann wäre die Route nicht geschafft ;)
Facts: 8-/ 6+ obl. 1100m/ 22 Sl
Zustieg 1,5h/ Wand 8h/ Abstieg 5h
Topo und Infos direkt bei Ralf Sussmann
Daniel Mohler www.bergfotografie.de.to
unterwegs mit Leo Akinbiyi, München.
am 11.7.2015
"Du musst weniger Respekt haben, einfach mal in was einsteigen und wenn's blöd läuft a Watschn abholen." Nachdem Martin mich während den Planungen mit diesen Worten überzeugte, sollten viele schwere und vor allem lange Kletterrouten folgen.
Nach der Via Barbara VIII+ und Alpatraum IX- wollten wir nicht immer nur 10 Seillängen mit einer Schlüsselstelle klettern, sondern eben anhaltender und auch moralisch fordernder.
Unser erstes Highlight stellte die Inferno und Ekstase am 25. Juni 2015 dar. So akribisch wie noch nie zuvor planten wir diese Route mit allen Eventualitäten. Stündlich verfolgten wir die Webcam, da die Route unten lange nass ist. Wir waren beide enorm angespannt, aufgeregt und unsicher was uns erwarten würde, ob die Bedingungen eine freie Begehung zulassen würden und ob wir überhaupt auf diese Länge alles frei klettern können. Soweit die Vorgeschichte, jetzt aber zum Tourenbericht:
Wir starteten unser Abenteuer am Mittwoch Abend und sind kostenlos wegen der nachts geschlossenen Mautstelle in die Eng gefahren. Nach einer kurzen, sternenklaren Nacht wollten wir um 4 Uhr loslaufen und um 6 Uhr in die Route einsteigen.
Der 1,5 stündige Zustieg lässt schon erfurchtsvoll zu der Megawand aufblicken. 100 Höhenmeter unter dem Einstieg galt es dann zu entscheiden, von welcher Seite wir aufgrund des riesigen Schneefeldes zum Einstieg der Route gelangen konnten.
Wir entschieden uns, den linken Teil hochzuhacken. Dass die Randkluft an der Anrisskante einige Meter überhing, merkten wir erst, als wir in das 20 Meter tiefe, schwarze Loch schauten. Ganz vorsichtig stapften wir einige Meter weiter rechts gemütlich über die eingesackte Kante, weiter über den Vorbau (2) sehr intuitiv zum offensichtlichen Einstieg auf einem sehr gemütlichen, breiten Band. Da das Los am Vortag entschieden hatte, dass ich anfangen durfte, schrubbte ich die glatte, nasse Einstiegslänge hoch.
In den ersten 10 leichten Längen wollten wir unbedingt Zeit gut machen. Die Kletterei war hier immer mal wieder richtig nass, was aber außer bei der 8- Stelle nicht weiter gestört hat.
Ein Ropeman zum Zusammenfassen der 4., 5. und 6. Seillänge (5+, 2 und 2) macht Sinn und spart Zeit. Der Fels ist hier größtenteils sehr gut, gibt aber lediglich einen faden Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Die Absicherung ist außer in der 7. Länge ebenfalls perfekt. Hier können 2 bis 3 mittlere Friends nicht schaden!
Auch die 9., 10. und 11 Länge lassen sich mit 60m gut zusammenfassen, wenn man sich etwas freizügiger beim Clippen gibt. Vor den letzten 2 Haken der 11. Länge durchzieht ein riesiger, von unten sichtbarer horizontaler Riss die Wand und trennt den guten Fels vom bombastischen Verdonfels in den Seillängen 12 bis 27.
Hier eröffnet sich einem ein Feuerwerk an grandiosem Plattenkalk, das nicht mehr zu enden scheint.
In den schweren Längen überwiegt Plattenkletterei, vor allem die Schlüssellänge sticht durch eine 20 Meter lange 8er Platte mit einem "Rausschmeißerzug" (8+) am vorletzten Haken hervor. Ausnahme bilden zwei kleine Dächer in der 12. Länge (8+) und in der 17. Länge (8, Längenzug). In den leichteren Längen zwischen 6 und 7+ überwiegt im unteren Teil sehr steile, teils überhängende Ausdauerkletterei an riesigen Löchern und Henkeln.
Im oberen Teil neigt sich die Wand dann etwas zurück und man kann in der 26. Seillänge genüsslich über 40 Meter lang an hunderten winzigen Chickenheads dem Pfeilerbiwak entgegenklettern. Nach einem Verhauer in der 29. Seillänge (nach den 3 Bohrhaken weitere 20 Meter fallend queren, nicht nach oben), erreichten wir das seilfreie Gelände.
Nach einer kurzen Pause und dem Aufüllen der Flaschen mit Schmelzwasser machten sich bei uns langsam die ersten Anzeichen einer ekstatischen Vorfreude breit.
Wir hatten 30 Seillängen bis zum oberen 8. Grad frei geklettert! Aber es fehlten noch 400 Meter seilfrei bis zum vierten Grad. Es galt also die Ekstase noch etwas aufzuschieben und höchst konzentriert den richtigen Weg zu finden. Das stellte sich als erstaunlich leicht heraus.
Wie so oft in der Route haben uns die Kommentare in Adi Stockers Topo das Leben sehr leicht gemacht, auch wenn der ganze obere Teil sehr intuitiv und leicht kletterbar ist. Nach einem letzten Mal kurz sichern in der 32. Seillänge (5) standen wir kurz darauf am Ausstieg, am höchstmöglichen Punkt, wirklich?
Ja, wir haben es geschafft!!! Aber realisieren sollten wir diesen Erfolg erst am Tag darauf am Auto, da wir aufgrund der vielen kleinen Horror-Geschichten, die wir von der Spindler-Schlucht gehört haben, eine Nächtigung in der komfortablen Biwakschachtel bevorzugten. Stattdessen legten wir einen Zwischenstop an der Dreizinkenspitze ein.
Mit fast schon unverschämter Pünktlichkeit stolperten wir dann sozusagen durch die Türe der Biwakschachtel in die frisch gekochten Penne Bolognese von 4 Bergsteigern, die von Süden her aufgestiegen waren und sich unser erbarmten.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf zum Einstieg der Spindler-Schlucht. Zu großen Teilen findet man in den riesigen Schuttfeldern einen deutlichen Weg, problematisch für die Orientierung waren nur die Schneefelder. Der Einstieg und die Schlucht selbst war oben noch gut markiert, nach unten hin verblassen die Markierungen zunehmend. Oben stecken gebohrte Ringhaken, darunter 1 bis 3 Normalhaken und noch einige Eisenkonstruktionen mit Schlinge oder Karabiner.
Infos für Wiederholer:
-Zustieg 1,5 Stunden
-Kletterzeit 11 Stunden
-Ausstieg bis Auto 5-7 Stunden
Wir haben lediglich die Seillängen 1, 7, 8 und 15-22 mit den normalen Ständen geklettert. Beim großen Rest haben wir zwischen 2 und 3 Längen zusammengefasst, am laufenden Seil nur in den Längen 4, 5, 6 (ca. 80m) und 27, 28 (65m).
Fazit: Ein Erlebnis, das sich nur schwer nachvollziehen lässt, wenn man es nicht selbst gemeistert hat. Die Tour wird sicherlich einige Zeit das anspruchsvollste und genialste meiner vielen Bergerlebnisse bleiben. Zumindest so lange bis wir uns fit genug für die benachbarteSky Fire IX fühlen.
Einen großen Dank an Ralf Sussmann für die tolle Erstbegehung, hier sein Topo!