AT/ Karwendel/ Martinswand 1200m Südwand
Hervorragend abgesicherte Winterkletterei an der Martinswand
Skitourengehen im Dezember? Dies ist wohl seit einigen Jahren nur mit erheblichen Kompromissen verbunden. Stattdessen bietet es sich an, bei perfekten Verhältnissen an der Martinswand bei Innsbruck herumzuturnen. Auf Il Mondo disperso trifft eher die Beschreibung plattenschleichen zu, jedoch mit sehr abwechslungsreichen Seillängen. Wesentlich flacher als die Routen Tschi-Tschi, Gsi or not to be oder Tiramisu eben.
Am 3. Dezember 2015 machten wir uns bei Hochnebel an den fünfminütigen Zustieg. Ca. 100m rechts des Klettersteiges beginnen dieTiroler Fischzuchtplatten an einem Klebering. Mit fast tauben Fingern klettern wir los. Die Seillängen 1 und 2, als auch die Seillängen 3 und 4 lassen sich problemlos zusammenfassen. Immer wieder findet sich ein Band zwischen den Felsaufschwüngen, oder andersrum, jedoch nicht so schrofig wie manche der leichten Sockelrouten.
Die fünfte Länge ist 45m lang, ein möglicher Zwischenstand ist im Panico Topo nicht eingezeichnet. Über super Plattenkletterei in der sechsten Länge erreicht man das große Band. Mit 60m Seilen kann man gleich nach rechts oben zum Folgestand weitersteigen. Hier befinden sich vier Bohrhaken.
Nun geht es nach den leichten Zustiegsplatten etwas steiler zur Sache. Die folgenden drei Seillängen mit Schwierigkeiten um 6c+/7a bieten technische Wand- und Plattenkletterei an teilweise sehr gutem Fels. Brüchige Passagen findet man eher an den leichteren Stellen, ansonsten Top Kletterei bei bester Absicherung. Entweder wurde die Route von oben nachträglich mit weiteren Bohrhaken versehen oder saniert?! Jedenfalls findet sich ein Mix aus alten Longlife-BH, Expressankern und Klebehaken, sodass man mit 12 Exen gar nicht alle Zwischensicherungen einhängen kann. Keile und Friends kann man sich also wirklich sparen.
Bitte verwendet das unten abgebildete Originaltopo der Erstbegeher, da das Panico Topo eine Seillänge ignoriert und zwei weitere falsch eingezeichnet sind!
Die vierte Länge stellt einen Kontrast zum Rest der Tour dar und wird richtig steil. An guten Griffen klettert man ausgesetzt durch die Schwachstelle des überhängenden Plattenwulstes.
Eine leichte Querung führt waagerecht nach links zu einer Art kleinen Gufel mit Stand und sogar einem Wandbuch. Welch Sensation und das bei einer zwanzig Jahre alten Route. Wir zählen um die fünfzig Begehungen, auch die Gebrüder Sussmann waren bereits am Werke.
Die letzte Seillänge bietet nochmals Top Kletterei an löchrigem, kompaktem Plattenfels. Nach 35m quert die Route plötzlich gerade nach links zum Ausstieg, obwohl man noch weitere 20m dem guten Fels folgen möchte.
Über Steigspuren gelangt man orografisch rechts zum Drahtseil des Kaiser-Max-Klettersteiges, welchem man bei der Abzweigung nach rechts folgt. Von dort zur Grotte spazieren und den unteren Teil
des Klettersteiges absteigend zum Wandfuß.
Nach Auflösung des hartnäckigen Inntal-Hochnebels hatten wir einen wunderbaren, warmen Herbsttag.
Also nicht zu früh einsteigen ;)
Facts Il Mondo disperso:
insg. 13 Sl inkl. TFP und Querungen
350m/ VIII/ VII+ obl./ E 2-
60m Seile/ 12-15 Exen
4-5 Stunden Kletterzeit
am 3. Dezember onsight geklettert mit Tobias Heidner
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