ITA/ Sarcatal/ Monte Brento 1544m Ostwand
brüchig, alpin, wild - aber vielleicht gerade deshalb beeindruckend
... so grausig empfanden wir diese Route überhaupt nicht, allerdings wird wirklich nur der Alpinist Gefallen finden, beziehungsweise die Wand überhaupt durchsteigen können...
Seit einigen Jahren schon schaute ich immer wieder beim traditionellen Arcourlaub ehrfürchtig ins "Gelbe Universum" am Monte Brento mit seinen weit ausladenden Dächern. Links der Hauptwand mit einigen Technotouren führt der wohl leichteste Weg.
Heißt also teils brüchiger Fels und Botanik verbunden mit klassischer Absicherung, kein Plaisir-Platten-Sportklettern zur Abwechslung ;)
Dieses Jahr fühlten wir uns endlich fit genug und fuhren bei kaltem Regenwetter am Samstag Abend über den Brenner bis nach San Giovanni. Nach einer sehr kurzen Nacht starteten wir am Sonntag um 6 Uhr den Zustieg abwärts, da man sich somit 2h Abstieg nach der Route spart. In knapp einer Stunde stiegen wir bei dichtester Nebelsuppe steil bergab, an der Route Boomerang vorbei und am Wandfuß entlang zur riesigen Verschneidung des Monte Brento.
Die ersten 300m klettert man zuerst rechts, dann links, dann wieder rechts durch den besten Fels, wobei es größtenteils brüchig, grasig und in unserem Fall auch nass war. Glücklicherweise machten wir keine Bekanntschaft mit dem so berüchtigten Steinschlag, dafür explodierte ein Helm inklusive GoPro direkt neben uns. Später am Gipfel erfuhren wir, dass einer der vielen Basejumper den Verschluss nicht überprüft hatte, teurer Flug. Wir kletterten Sl 1-3 mit je 50m regulär. Dann nahmen wir das Seil auf und gingen die nächsten 150m im dritten Grad am laufenden Seil bis zum Beginn der Kaminreihe.
Eben diese startet gleich mit einer schweren 6er Länge. Bis hierher sind die Standplätze und vereinzelte Zwischenhaken gebohrt, die nächsten Seillängen durch den Kaminschlund verlangen Eigeninitiative in der Absicherung, auch die Stände an alten Schlaghaken sollten ergänzt werden, dies ist meistens gut möglich.
Über einen leichten Quergang gelangt man auf das große, bewaldete Band. Da wir erst vier Stunden unterwegs waren, machten wir eine gemütliche Pause im Schatten der Bäume.
Ist es in den Kaminen teils angenehm kühl, so wird es in der prallen Sonne gleich sehr warm.
Die nächsten zwei steilen Risslängen stellen die Schlüsselstelle dar. Schwierigkeiten um 6+/7- nahezu ohne fixe Absicherung, Möglichkeiten für Friends findet man jedoch mehr als genug.
Von dort quert man zweimal 60m nach links über eine Kante in die Plattenbotanik, diese in 35m weiter zu Stand an einem dicken Baum.
Nun fehlen lediglich zwei Seillängen bis zum Ausstieg. So schnell wir bisher in der gesamten Route waren, verlangte uns diese ehemals V+A1 Verschneidung alles ab. Dummerweise siffte der komplette Riss und wir hatten kein Chalk dabei.
Wegen der uralten Stichtbohrhaken wird von einer freien Begehung abgeraten, da wohl keiner einen Sturz halten würde. Ich setzte zwei Friends zur Aufbesserung und konnte extrem angespannt diesen rutschigen Piaz durchsteigen (30m, 8-). Die letzte Länge, welche sich Lukas technisch hochkämpfte, gelang dann im Nachstieg gleich etwas entspannter. Da es für mich onsight schon sehr am Limit war, sollten Wiederholer den achten Grad beherrschen. Wer lieber Haken zieht, muss sich auf eine wacklige Materialschlacht mit ca. 20 (langen) Exen und kleinen bis mittleren Friends einstellen.
Vom Ausstieg machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Kanzel der Basejumper und beobachteten sehnsüchtig diese Art von Abstieg. Wer nicht den Fehler macht, in Pietramurata zu parken, muss zumindest nur bis San Giovanni zu Fuß absteigen...
Kletterzeit: 9h (Führerangabe: 11-14h)
San Giovanni Zustieg 1h, Abstieg 2h
sehr gutes Topo von Walter Lackermayer
Stopper, Cams 0,3-3, 60m Halbseile, Hammer und Haken, 15 Exen, Stirnlampe, Helm, Biwaksack
Fazit: Anspruchsvolle, alpine Klettertour durch eine gewaltige Wand mit objektiven Gefahren. Souveräner Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln, Schnelligkeit auch in brüchigem Fels und Orientierung unbedingt erforderlich! Die Route wird nach oben hin schwerer uns ernsthafter!
Wir verwendeten fast nie das Topo, da man sich immer in einer absolut logischen Linie bewegt.
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