Jenseits von Afrika 550m VIII+ E 2-

AT/ Karwendel/ Gamsjoch 2452m Nordwand

"Plaisirroute" mit alpiner Gratüberschreitung und langem Abstieg

Weniger als eine Woche nach der Karwendelmix ging es schon wieder zum großen Ahornboden in die Eng, die Wände und Landschaft dort ziehen uns Kletterer einfach in ihren Bann.

Die "Jenseits von Afrika" kann zwar mit nur 17 Seillängen nicht mit den dortigen Bigwalls mithalten, bei anschließender Überschreitung des Gamsjochs ist man jedoch ebenfalls einen ganzen Tag unterwegs.

 

Vom Parkplatz am Gasthof Eng geht man zuerst flach einige Kilometer zurück zu dem schrofigen Bachbett unter der Wand (siehe Foto). Durch dieses kraxelt man im Zick-Zack maximal im zweiten Grad, mal links, mal rechts, immer dem intuitiv leichtesten Weg nach oben. Wer nass wird ist falsch, wer sich durch Latschen zwängt, ebenfalls. Mit Orientierungsvermögen eigentlich kein Problem. Der Einstieg rechts des überhängenden Teils hinter einem schon recht kleinen Schneefeld ist schnell gefunden. 

dritte Sl, 6
dritte Sl, 6

Eines der Highlights ist sicherlich gleich die erste Länge, steile, plattige Lochkletterei in allerbestem Fels (25m, 7). Viel Seilreibung gibt es in Sl 2 (30m, 6+) und Sl 3 (30m, 6). Man muss jedoch wegen der sehr dichten Absicherung im großteil der Route nicht jeden Haken klippen, sodass wir Sl 4 und 5 problemlos zusammen hängen können (40m, 7-).

Die 8- ist eine schöne Länge mit nur wenigen schweren Metern und hallenähnlichen Abständen, der Erstbegeher hat schließlich die Route von unten alleine eröffnet. Aber eine schöne, logische Linie ist es allemal! Nach der überaus schwierigen Einzelstelle in Sl 8 klettere ich kurzerhand weiter in Sl 9 (45m, 8+).

Ebenfalls zusammenhängen lassen sich Sl 10 und Sl 11, welche in der Felsqualität ein wenig nachlassen (50m, 7-). 

Nach der schönen Verschneidung von Sl 12 unbedingt den vorgesehenen Stand verwenden (40m, 5+). Denn Sl 13 geht nach einigen schrofigen Metern waagerecht nach links und verursacht große Seilreibung (20m, 6). 

am Ende von Sl 4 und 5 (7-)
am Ende von Sl 4 und 5 (7-)

Wesentlich länger als im Topo angegeben führt

Sl 14 auf ein kleines Band unter den markanten Wandgürtel (40m, 6). Durch eben diesen führt eine affengeile Lochkletterei erstaunlich leicht hindurch, lediglich der überhängende Einstiegsboulder macht die Länge zu einer 8. Mit etwas Seilreibung gelangt man in 50m zum Stand, Zwischenstand möglich. Die beiden letzten Längen zum Ostgrat- je 50m, 6- sind etwas weiter gesichert. Die Möglichkeit zum Abseilen besteht bis zum Ende der Route, jedoch ist der Abstieg über das Bachbett heikel.

Sl. 6, kurze, knackige 8-
Sl. 6, kurze, knackige 8-

Deshalb empfiehlt sich in jedem Fall der Weiterweg über den ausgesetzten, etwas brüchigen Grat. In einer guten Stunde kraxelt man über den Ostgipfel zum Westgipfel. Trittsicherheit und Konzentration im zweiten Grad erforderlich, die Länge sollte nicht unterschätzt werden! Wir wurden total eingenebelt, sodass das feuchte Auf und Ab spannender wurde. Das traumhafte Panorama zu den Grubenkar- und Laliderer Wänden konnten wir erst einige hundert Meter tiefer bewundern.

Vom Kreuz über den markierten Wanderweg unschwierig zurück in die Eng.

Laut Panico eine "Plaisirroute", dies trifft bis Sl 12 zu, danach wird es alpiner und brüchiger bei etwas weiteren Abständen. Hauptsächlich im 6. bis 7. Grad, die drei 8er Stellen sind kurz und A0 möglich.  

17 Sl; 550m; VIII+; VII- oblg.; E 2; 12 Exen; 60m Doppelseile;  

Zustieg: 1,5h- 2h

Route bis Gipfel: 7-9h

Abstieg: 2h - 2,5h

 

 

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