AT/ Loferer Steinberge/ Stosswand 1500m Südwand
"Stierkampf" oder "Gladiatorenarena" wäre der passendere Routenname
Nach meinen beiden Erfolgserlebnissen in der Via degli Amici und Mein Komet kassierte ich mal eine richtige Watschn.
Mit dem Plan, an der Steinplatte eine entspannte Zeit zu verbringen, entschieden wir uns spontan an der Abzweigung in Waidring, weiterzufahren und eine längere Route zu klettern. Diese Übermotivation sollte ich an diesem Tag noch böse zu spüren bekommen.
Es sei vorneweg erwähnt, dass die Stoßwand wesentlich härter bewertet ist, als die nur zwei Kilometer entfernte Diesbachwand. In Kombination mit alpinerem Fels und schlechterer Absicherung mit unzähligen obligatorischen Kletterstellen also schlagartig eine Nummer zu groß für mich. Zum Glück ist Andi ein besserer Kletterer und so konnten wir sogar überschlagend, teilweise technisch kletternd diese kleine Bigwall besiegen.
Hier nun der Bericht:
Nachdem man den einstündigen Zustieg durch eine steile, teilweise weglose Waldflanke mit tausenden Zecken überwunden hat, steht man plötzlich vor der beeindruckend steilen, abweisenden Mauer der Stosswand.
Die Wandmitte wird von einem gigantischen Wasserstreifen markiert, unsere Route beginnt rechts davon bei einem freistehenden Baum. Hat man erst mal den heiklen, brüchigen Einstieg bis zum ersten Haken hinter sich, folgt eine, in unserem Fall nasse und extrem scharfkantige Platte (7+).
Sl 2 bietet technische Wandkletterei an Tropflöchern und Leisten über extrem pumpige 35m (8-). Die Schlüssellänge der Tour, Sl 3 hat zwar kürzere Bohrhakenabstände, jedoch ist meiner Meinung nach immer noch 9- zwingend zu klettern. Sl 4, ebenfalls 9-, ist zwar etwas kletterfreundlicher, es wäre von Vorteil, wenn man den Schwierigkeiten gewachsen ist. Ansonten kann es einige Flugmeter zur Folge haben. Technische Tricks mit Cliffs, etc. können hier helfen. Der Zwischenstand sollte unbedingt bezogen werden, die folgenden 20m haben im Panico Topo keine Bewertung und sind sicher nochmals 8+ über steile, raue Platten. Insbesondere in dieser Länge habe ich richtig geflucht, an diesem Tag bequeme, neubesohlte Kletterschuhe getragen zu haben.
Sl 6 startet mit schwieriger Einzelstelle und wird dann langsam etwas flacher und plattiger (8). Über sie sehr plattige, siebte Länge gelangt man auf das steile Schrofenband in Wandmitte. Zuerst links um eine Steilstufe herum und durch Wald gerade hoch. Stand an irgendwelche Bäumen.
Von dort über ein Band querend nach rechts. Der erste Haken der nächsten Länge ist in ca. 5m Höhe ohne fixen Stand. Diese vogelwilde Seillänge führt in 60m immer leicht rechts hochziehend durch brüchige Steilschrofen mit riesigem Runout (6-). Froh war ich um ein Satz Keile, kleine bis mittlere Friends wären zusätzlich ratsam, auch in manchen anderen Seillängen.
Der Stand befindet sich rechts eines markanten Turms in der Steilwand. An eben diesem angelehnten Turm hochspreizend zum ersten Haken und dann über die plattige Rissverschneidung hinauf (8-). Die folgende Länge hat mit 8 wenig zu tun, ich trickse mich gleich, auch wegen der fortgeschrittenen Zeit, die knallharten Züge hinauf, bevor es wieder sehr obligat weitergeht (8).
Die vorletzte Länge ist ausnahmsweise mal etwas entspannter, sofern man noch genügend Kraft für die steile Hangelschuppenquerung hat (7).
Endlich erreichen wir nach einigen kniffligen Plattenzügen mit heiklem Runout heilfroh das Ende der Route (7+).
Total erschöpft konnten wir in 9 Stunden
letztendlich die Wand bezwingen.
Immerhin seilt man sehr schnell und direkt in unter einer Stunde wieder ab. Auf dem großen Band einmal über Schlingenstand an Baum, darunter zweimal über Abseilstand orografisch links der Route.
Fazit: Es war zwar einerseits überhaupt nicht mein Tag, allerdings ist diese Route nicht mit der benachbarten Steinplatte oder Diesbachwand vergleichbar.
Hirschgarage: 450m; 14 Sl; IX-; mind. VIII(+) oblg; 60m Doppelseile; evtl. Stopper, Friends; Clif zum Schummeln, und vor allem leckere Clif Bar Riegel zur Stärkung :)
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